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Die Macht des Zweifels

Titel: Die Macht des Zweifels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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weiter zu den anderen Fotos. Wir warten alle, fragen uns, was er wohl damit sagen will. Aber er schiebt ein Bild hoch, dann noch eins, bis er zwei Spalten gebildet hat. Die verbindet er mit einer Diagonalen. Und dann begreifen wir auf einmal, daß er einfach nur den Buchstaben N legt.
    Â»Er hat die Karte berührt. Das ist die richtige«, stelle ich fest. »Das reicht als Identifizierung.«
    Â»Das reicht nicht.« Patrick schüttelt den Kopf.
    Â»Nathaniel, versuch es noch einmal.« Ich strecke den Arm aus und schiebe die Bilder durcheinander. »Zeig mir, welches du meinst.«
    Nathaniel ist wütend, weil ich sein Werk zerstört habe, und stößt die Karten weg, so daß die Hälfte vom Tisch fliegt. Er vergräbt sein Gesicht zwischen den angewinkelten Knien und weigert sich, mich anzusehen.
    Â»Das war sehr hilfreich«, murmelt Patrick.
    Â»Du hast dir jedenfalls nicht gerade viel Mühe gegeben!«
    Â»Nathaniel.« Caleb beugt sich vor und streicht unserem Sohn über das Bein. »Das hast du prima gemacht. Hör nicht auf deine Mutter.«
    Â»Sehr nett, Caleb.«
    Â»So hab ich es nicht gemeint, und das weißt du auch.«
    Meine Wangen glühen. »Ach ja?«
    Beklommen fängt Patrick an, die Bilder zurück in den Umschlag zu stecken.
    Â»Ich finde, wir sollten nicht unbedingt hier darüber sprechen«, sagt Caleb spitz.
    Nathaniels Hände heben sich und bedecken seine Ohren. Er läßt sich zur Seite fallen, zwischen die Sofakissen und Patricks Bein. »Nun sieh dir an, was du damit erreicht hast«, sage ich.

    Der Zorn im Raum hat alle Farben von Feuer, und er drückt ihn nach unten, so daß Nathaniel sich ganz klein machen muß, damit er in die Spalten zwischen den Kissen paßt. In Patricks Hosentasche ist irgendwas Hartes, gegen das er sich lehnt. Seine Hose riecht nach Ahornsirup und November.
    Seine Mutter weint wieder, und sein Dad schimpft mit ihr. Nathaniel weiß noch, wie es war, als sie schon morgens nach dem Aufwachen fröhlich waren. Jetzt scheint alles, was er tut, falsch zu sein.
    Eines weiß er genau: Was passiert ist, ist seinetwegen passiert. Und jetzt, wo er schmutzig ist und irgendwie anders, wissen seine eigenen Eltern nicht mehr, was sie mit ihm machen sollen.
    Er wünscht, er könnte sie wieder zum Lächeln bringen. Er wünscht, er könnte ihnen die Antwort geben. Sie ist da, in seinem Hals, hinter der Sache, die er nicht verraten darf.
    Seine Mutter wirft die Hände in die Luft und geht zum Kamin, dreht allen den Rücken zu. Sie tut so, als würde es keiner merken, aber sie weint jetzt richtig doll. Sein Vater und Patrick versuchen angestrengt, sich nicht anzusehen, und ihre Blicke prallen von allen Sachen in dem kleine Zimmer ab.
    Als seine Stimme zurückkehrt, muß Nathaniel daran denken, wie das Auto seiner Mutter im letzten Winter nicht anspringen wollte. Sie hat den Schlüssel umgedreht, und der Motor hat geächzt und ganz lange geheult, ehe er richtig anging. Dasselbe Gefühl hat Nathaniel jetzt in seinem Bauch. Dieses Zischeln, dieses Krächzen, diese winzig kleinen Bläschen, die in seiner Luftröhre aufsteigen. Es würgt ihn; es weitet ihm die Brust. Der Name, der da in ihm hochgestemmt wird, ist inzwischen weichlich, suppig wie Haferschleim, längst nicht mehr der schwere und poröse Block, der in den letzten Wochen alle seine Worte aufgesaugt hat. Und jetzt, wo er ihm auf der Zunge liegt wie eine bittere Pille, kann er kaum glauben, daß etwas so Geringes den ganzen Raum in ihm eingenommen hat.
    Nathaniel hat Angst, daß keiner ihn hört, weil doch so viele zornige Worte wie Drachen durchs Zimmer schwirren. Deshalb kniet er sich hin, drückt sich an Patrick, legt die geöffnete Hand um das Ohr des Erwachsenen. Und er spricht, er spricht.

    Patrick spürt Nathaniel warm und schwer an seiner linken Seite. Kein Wunder. Auch Patrick verkriecht sich vor den Bissigkeiten, die Caleb und Nina einander entgegenschleudern. Er legt einen Arm um das Kind. »Alles in Ordnung, Krauter«, murmelt er.
    Doch dann spürt er Nathaniels Finger über die Härchen in seinem Nacken streichen. Ein Geräusch schlüpft ihm ins Ohr. Es ist kaum mehr als ein Atemhauch, aber Patrick hat darauf gewartet. Er drückt Nathaniel noch einmal fest an sich, weil er das getan hat. Dann dreht er sich um und unterbricht Caleb und Nina. »Wer zum Teufel ist Vater

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