Die Macht des Zweifels
deutet mit dem Kinn nach links, wo die blauen Fleece-Sachen liegen.
»Gut. Ich muà mal kurz weg.«
»Fahr ruhig.« Caleb zieht die Hacke durch den Zement, vermischt ihn.
Aber ich will eigentlich gar nicht weg. Ich werde hier nur nicht gebraucht, das weià ich. Seit Jahren bin ich, die Hauptverdienerin, zu Hause das fünfte Rad am Wagen. Aber in letzter Zeit habe ich mich an mein Haus gewöhnt. In letzter Zeit will ich nicht mehr so oft weg.
»Vielleicht kann ich â«
Was auch immer ich sagen wollte, ich komme nicht dazu, weil Caleb sich vorbeugt und Nathaniel ins Gesicht brüllt. »Nein!« Nathaniel fängt an zu zittern, aber erst, als Caleb ihn am Arm packt und wegzieht.
»Caleb â«
»Du rührst das Frostschutzmittel nicht an«, donnert Caleb. »Wie oft muà ich dir das noch sagen? Es ist giftig . Du kannst davon ganz schlimm krank werden.« Er nimmt die Flasche Frostschutzmittel, das er unter den Mörtel gemischt hat, damit der bei diesen Temperaturen nicht friert, und deckt das, was Nathaniel verschüttet hat, mit einem Lappen ab. Ein Fleck, merkwürdig grün, breitet sich aus und wird immer gröÃer. Der Hund leckt an dem süÃlichen Zeug, bis Caleb ihn beiseite stöÃt. »Raus hier, Mason.«
Nathaniel steht in der Ecke und ist den Tränen nahe. »Komm mal her«, sage ich und breite die Arme aus. Er fliegt mir entgegen, und ich küsse ihn aufs Haar. »Hol dir doch irgendwas zum Spielen aus deinem Zimmer, solange Daddy noch arbeitet.«
Nathaniel rennt sofort los in Richtung Haus, dicht gefolgt von Mason, denn beide sind froh, noch einmal davongekommen zu sein. Caleb schüttelt fassungslos den Kopf. »Du fällst mir in den Rücken, Nina, einfach so.«
»Ich falle dir nicht in den Rücken. Ich finde nur ⦠ach, sieh ihn dir doch an, Caleb, du hast ihn zu Tode erschreckt. Er hat es doch nicht mit Absicht getan.«
»Das spielt keine Rolle. Ich habâs ihm verboten, und er hat es trotzdem getan.«
»Findest du nicht auch, er hat in letzter Zeit schon genug durchgemacht?«
Caleb wischt sich die Hände ab. »Allerdings. Was meinst du wohl, wie er es verkraften würde, wenn sein heiÃgeliebter Hund tot umfällt, weil er sich nicht an die Regeln gehalten und etwas getan hat, das ich ihm ausdrücklich verboten habe?« Er schraubt den Verschluà auf die Flasche mit dem Frostschutzmittel, stellt sie ganz oben ins Regal. »Ich möchte, daà er sich wieder wie ein normales Kind fühlt. Und wenn Nathaniel das vor drei Wochen getan hätte, hätte ich ihn bestraft, darauf kannst du dich verlassen.«
Dieser Logik kann ich nicht folgen. Ich verkneife mir die Antwort, mache kehrt und gehe hinaus. Ich bin noch immer wütend auf Caleb, als ich das Polizeirevier betrete und Patrick schlafend an seinem Schreibtisch vorfinde.
Ich knalle die Tür zu seinem Büro zu, und er fällt fast aus dem Sessel. Dann verzieht er das Gesicht, hebt die Hand an den Kopf. »Schön zu sehen, daà ihr Beamten wirklich was für meine Steuergelder tut«, sage ich mürrisch. »Wo sind die Digitalfotos für die Gegenüberstellung?«
»Ich arbeite dran«, erwidert Patrick.
»O ja, das sehe ich, schufte dich bloà nicht zu Tode.«
Er steht auf und blickt mich finster an. »Was ist dir denn für eine Laus über die Leber gekrochen?«
»Tut mir leid. Nur ein biÃchen zuviel des häuslichen Glücks. Bis du hinreichende Gründe gefunden hast, Szyszynski hinter Schloà und Riegel zu bringen, habe ich meine Fassung bestimmt wieder.«
Patrick blickt mir geradewegs in die Augen. »Wie geht es Caleb?«
»Prima.«
»Klingt aber nicht so, als wäre alles prima â¦Â«
»Patrick. Ich bin hier, weil ich wissen muÃ, daà etwas geschieht. Irgendwas. Bitte. Zeigâs mir.«
Er nickt und ergreift meinen Arm. Wir gehen durch Gänge, die ich noch nie betreten habe, und schlieÃlich gelangen wir in ein Hinterzimmer, nicht viel gröÃer als ein Wandschrank. Das Licht ist ausgeschaltet, ein grüner Monitor summt auf einem Computer, und der junge Bursche, der vor der Tastatur sitzt, hat die Hand voller Chips. »Hi Kumpel«, sagt er zu Patrick.
Auch ich sehe Patrick an. »Das soll wohl ein Witz sein.«
»Nina, das ist Emilio. Emilio hilft uns bei der digitalen Bildbearbeitung. Er ist ein
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