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Die Macht des Zweifels

Titel: Die Macht des Zweifels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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sich eine Serviette an den Mund. Genau in dem Augenblick kommt Tanya in ihrer Krankenschwesternkluft zur Tür herein. Auf ihrer Hose sind winzig kleine Teddybären aufgedruckt.
    Â»Sei bloß still, Quentin«, sagt sie, als sie sich auf den Hocker neben ihm schiebt. »Ich bin nicht in der Stimmung, mir irgendwelche witzigen Bemerkungen über mein Outfit anzuhören.«
    Â»Hatte ich gar nicht vor.« Er deutet auf die Tasse, dann kapituliert er einfach. »Was möchtest du trinken?«
    Er bestellt einen koffeinfreien Cappuccino für Tanya. »Es gefällt dir also?« fragt er.
    Â»Das Café?«
    Â»Als Krankenschwester zu arbeiten.«
    Er hatte Tanya an der University of Maine kennengelernt, wo auch sie studierte. Wie heißt das, hatte er in der ersten Nacht mit ihr gefragt und war mit den Fingern über ihr Schlüsselbein gefahren. Clavicula , hatte sie gesagt. Und das? Seine Hand war über das Xylophon ihrer Wirbelsäule nach unten geglitten. Coccyx. Er hatte die Finger auf ihrer Hüfte gespreizt. Die Stelle mag ich am liebsten an dir , hatte er gesagt. Sie hatte den Kopf in den Nacken gelegt, und ihre Augen schlossen sich, als er sie dort küßte. Os ilium , hatte sie geflüstert.
    Neun Monate später war Gideon zur Welt gekommen. Sechs Tage vor seiner Geburt heirateten sie, was ein Fehler war. Die Ehe hielt nicht mal ein Jahr. Seitdem sorgte Quentin finanziell für seinen Sohn, wenn er ihn auch kaum sah.
    Â»Ich schätze, ich hasse es, wenn ich es schon so lange mache«, sagt Tanya, und Quentin braucht einen Moment, bis er begreift, daß sie bloß seine Frage beantwortet hat. Anscheinend war ihm irgendwas am Gesicht abzulesen, denn sie berührt seine Hand. »Tut mir leid, das war nicht nett. Und du wolltest nur höflich sein.«
    Ihr Kaffee kommt. Sie bläst auf die Oberfläche, bevor sie einen Schluck nimmt. »Ich hab deinen Namen in der Zeitung gesehen«, sagt sie. »Die haben dich wegen dem Mord an dem Priester hergeholt.«
    Quentin zuckt die Achseln. »Ziemlich klarer Fall.«
    Â»Ja, stimmt, wenn man sich die Nachrichten ansieht.« Aber gleichzeitig schüttelt Tanya den Kopf.
    Â»Wie meinst du das?«
    Â»Daß die Welt sich nicht in Schwarz und Weiß einteilen läßt, aber das hast du ja nie begriffen.«
    Er zieht die Augenbrauen hoch. »Ich hab das nie begriffen? Wer hat denn hier wen rausgeschmissen?«
    Â»Wer hat denn hier wen dabei erwischt, wie er mit der Frau gevögelt hat, die aussah wie eine Maus?«
    Â»Es gab mildernde Umstände«, sagt Quentin. »Ich war betrunken.« Er stockt, dann fügt er hinzu. »Und eigentlich hat sie eher wie ein Kaninchen ausgesehen.«
    Tanya verdreht die Augen. »Quentin, das ist jetzt sechzehneinhalb Jahre her, und du verhältst dich noch immer wie ein Anwalt, wenn es darum geht.«
    Â»Na, was erwartest du denn?«
    Â»Daß du dich wie ein Mann verhältst«, erwidert Tanya trocken. »Daß du zugibst, daß selbst dem großartigen und erfolgreichen Quentin Brown ein oder zwei Fehler pro Jahrhundert unterlaufen können.« Sie schiebt ihre halbvolle Tasse weg. »Ich hab mich schon immer gefragt, ob du deshalb so gut in deinem Job bist, weil du dann aus dem Schneider bist. Verstehst du, was ich meine? Du bringst der Welt Gesetz und Ordnung, wenn du dafür sorgst, daß alle Welt auf dem rechten Weg bleibt.« Sie greift in ihre Tasche und klatscht einen Fünfdollarschein auf die Theke. »Denk mal drüber nach, wenn du der armen Frau den Prozeß machst.«
    Â»Was soll denn das nun wieder heißen?«
    Â»Kannst du dir auch nur annähernd vorstellen, was sie empfunden hat, Quentin?« fragt Tanya, den Kopf zur Seite geneigt. »Oder übersteigt eine solche Bindung an ein Kind deine Vorstellungskraft?«
    Er steht auf, als sie aufsteht. »Gideon will nichts mit mir zu tun haben.«
    Tanya knöpft ihre Jacke zu, ist schon auf dem Weg zur Tür. »Ich hab immer gesagt, die Intelligenz hat er von dir«, sagt sie, und schon hat sie sich ihm wieder einmal entzogen.

    Am Donnerstag hat Caleb bereits einen festen Tagesablauf entwickelt. Er weckt Nathaniel, macht das Frühstück für ihn, und dann gehen sie zusammen mit dem Hund hinaus. Anschließend nimmt Caleb seinen Sohn mit zur Arbeit, und während er Mauern baut, sitzt Nathaniel im Pick-up und spielt mit einem Schuhkarton voller

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