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Die Macht des Zweifels

Titel: Die Macht des Zweifels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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Legosteine. Zum Lunch essen sie Ernußbutter-Bananensandwiches oder Hühnersuppe aus der Thermoskanne und trinken Limonade. Und dann fahren sie zu Dr. Robichaud, die – bislang vergeblich – versucht, Nathaniel wieder zum Sprechen zu bringen.
    Caleb staunt selbst darüber, daß er sich an den veränderten Alltag gewöhnen konnte. Und auch wenn Nathaniel nicht spricht, so weint er zumindest nicht mehr.
    Caleb konzentriert sich immer nur auf die nächste Aufgabe, macht Nathaniel das Essen, zieht ihn an, bringt ihn abends ins Bett, und er hat nur wenig Zeit, seine Gedanken schweifen zu lassen. Normalerweise passiert das, wenn er im Bett liegt und neben sich die Leere spürt, wo Nina immer lag. Und obwohl er versucht, es nicht zu denken, füllt die Wahrheit seinen Kopf: Das Leben ist leichter ohne sie.

    Am Donnerstag bringt Fisher mir die Unterlagen mit den Beweismitteln, die von der Gegenseite offengelegt wurden, damit ich sie mir durchlesen kann. Es handelt sich um die Aussagen von 124 Augenzeugen, die gesehen haben, wie ich Pater Szyszynski ermordet habe, um Patricks Ermittlungsbericht über den Mißbrauch meines Sohnes, meine eigene konfuse Aussage Evan Chao gegenüber und den Autopsiebericht.
    Zuerst lese ich Patricks Bericht und komme mir vor wie eine Schönheitskönigin, die ihr Erinnerungsalbum durchblättert. Hier ist die Erklärung für alles andere, das da in dem Stapel neben mir ruht. Als nächstes lese ich die Aussagen der Leute durch, die am Mordtag im Gerichtssaal waren. Natürlich hebe ich mir das Beste bis zum Schluß auf – den Autopsiebericht.
    Zuerst schaue ich mir die Bilder an. Ich betrachte sie so lange, daß ich, als ich die Augen schließe, noch immer den zerfetzten Rand vor mir sehe, ab dem das Gesicht des Priesters schlichtweg verschwunden ist, die gelbliche Farbe seines Gehirns. Sein Herz wog 350 Gramm, wie der Coroner Dr. Vern Potter angibt.
    Â»Der Schnitt durch die Koronararterien«, so lese ich laut, »läßt eine Verengung des Lumens aufgrund von arteriosklerotischen Plaques erkennen. Die deutlichste Verengung – ungefähr um achtzig Prozent – befindet sich in der linksanterioren Koronararterie.«
    Lumen . Ich wiederhole das Wort und lese dann weiter, was da über die Überreste dieses Scheusals steht: kein Thrombus feststellbar, die Gallenblasenserosa ist weich und glänzend, die Blase ist leicht trabekuliert.
    Der Mageninhalt besteht aus teilweise verdautem Speck und einem Zimtbrötchen.
    Schmauchspuren von der Waffe bilden eine Korona um das kleine Einschußloch am Hinterkopf. Um den Schußkanal herum ist eine Nekrosezone. Nur 816 Gramm seines Gehirns sind unversehrt. Auf beiden Seiten wurden Quetschungen der Kleinhirntonsillen festgestellt. Todesursache: Kopfschußverletzung. Todesart: Tötung durch fremde Hand.
    Diese Wörter sind wie aus einer Fremdsprache, die ich plötzlich wie durch ein Wunder fließend spreche. Ich lege die Finger auf den Autopsiebericht. Dann erinnere ich mich an das verzerrte Gesicht seiner Mutter bei der Totenmesse.
    Dieser Akte ist noch eine weitere beigefügt, auf deren Deckel der Stempel eines hiesigen Arztes zu sehen ist. Das müssen die Unterlagen von Pater Szyszynskis Hausarzt sein. Es ist eine dicke Akte, voll mit den Untersuchungsbefunden von über fünfzig Jahren, aber sie interessiert mich nicht. Wieso auch? Ich habe geschafft, was all den Erkältungen und Unpäßlichkeiten nicht gelungen ist.
    Ich habe ihn getötet.

    Â»Das ist für Sie«, sagt die Anwaltsgehilfin und reicht Quentin ein Fax herein. Er nimmt die Blätter entgegen und starrt verwundert darauf. Auf dem Laborbericht steht Szyszynskis Name, aber er hat nichts mit seinem Fall zu tun. Dann begreift er: Es geht um den vorherigen Fall, der jetzt abgeschlossen ist – um den sexuellen Mißbrauch an dem Sohn der Angeklagten. Er überfliegt den Bericht, liest achselzuckend die Ergebnisse, die zu erwarten waren. »Damit hab ich nichts zu tun«, sagt Quentin.
    Die Anwaltsgehilfin reißt die Augen auf. »Was soll ich denn damit machen?«
    Er will die Blätter schon zurückgeben, doch dann legt er sie an den Rand des Schreibtisches. »Ich kümmere mich drum«, sagt er.

    Es gibt tausend Orte, an denen Caleb lieber wäre – zum Beispiel in einem Kriegsgefangenenlager oder auf einem freien Feld während eines Tornados. Aber er muß

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