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Die Madonna von Murano: Historischer Roman (German Edition)

Die Madonna von Murano: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Madonna von Murano: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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innegehabt hatte, hatte auf amtliche Verfügung hin murrend das Feld geräumt. Es hieß, dass er für die Glaswerkstatt, die nach Pasquales Verbannung als Staatsvermögen eingezogen worden war, viel Geld gezahlt hatte, und niemand wusste, ob er alles zurückbekommen hatte.
    Pasquale hatte sich vor einigen Tagen vergewissert, dass er selbst wieder als rechtmäßiger Eigentümer in den Listen der Scuola eingetragen war. Er hatte das Verzeichnis im Archiv der Korporation eingesehen und war erst gegangen, nachdem er seinen Namen in der Reihe der anderen Meister erkannt hatte. Alles hatte wieder seine Richtigkeit. Solange er lebte, würde ihm niemand mehr den Betrieb streitig machen können.
    Solange er lebte …
    »Hast du keinen Hunger?«, fragte Vittore. »Du wirst noch ganz vom Fleisch fallen, wenn du nicht isst.«
    Die Frage war mittlerweile überflüssig, denn der Topf war so gut wie leer, ausgekratzt von einem halben Dutzend Löffeln. Sein eigener steckte immer noch unbenutzt in seiner Faust, die verkrampft auf der Tischplatte lag.
    Nicolò, ebenso wie sein Bruder Marino inzwischen zum Gesellen avanciert, hatte sich den Topf unter den Arm geklemmt und schabte mit gekrümmtem Zeigefinger die brauchbaren Reste zusammen. Während er sich die letzten Bissen in den Mund schob, warf er Pasquale von der Seite einen unsicheren Blick zu. Doch sein Meister machte keine Anstalten, ihm den Nachschlag streitig zu machen. Pasquale starrte unbewegt auf die Wand, obwohl es dort nichts weiter zu sehen gab als die mürrische Küchenmagd, die schweigend Wasser zum Spülen heranschleppte.
    Später in der Werkstatt hinkte Pasquale rastlos zwischen den Öfen umher. Wie aus einem inneren Zwang heraus prüfte er die Säcke und Fässer, kontrollierte, ob alle für das Glasmachen nötigen Zutaten in ausreichendem Maß vorhanden waren und ob genügend Kohle in den Brennkammern lag. Trotz seiner Unruhe fand er alles so vor, wie es sein sollte.
    In diesem Punkt konnte er seinem vertriebenen Vorgänger keine Vorwürfe machen. In Pasquales Bettzeug und den Wolldecken hatte er zwar Läuse hinterlassen, und seine drei kleinen Kinder hatten sämtliche Matratzen vollgeschissen, aber die Werkstatt hatte er sauber und ordentlich geführt. In den Öfen hatte ein kräftiges Feuer gebrannt, alle Rohstoffe waren von den gewohnten Lieferanten bezogen worden und fachmännisch gelagert, und die fertige Ware, die Pasquale in den Regalen gefunden hatte, war nach den Regeln der Handwerkskunst hergestellt. Nicht außergewöhnlich und nicht hochwertig, aber zufrieden stellend. Solide Gläser und Schalen, ebenmäßige Flaschen, glatte runde Scheiben für Butzenfenster – nichts daran war zu beanstanden. Ein Teil der anspruchsvolleren Kunden war natürlich abgesprungen, aber die würde er bald wie früher zu seinen Abnehmern zählen. Es würde sich rasch herumsprechen, dass hier wieder erstklassige Arbeit geleistet wurde.
    Die vielen verunglückten Spiegel, die er zu seiner Zerstreuung in Sanchias früherer Kammer aufbewahrt hatte, waren verschwunden. Sein Vorgänger hatte sie gleich zu Anfang weggeworfen, da er sie offensichtlich für Ausschuss gehalten hatte. Damit hatte Pasquale kein Problem, er hatte in den ersten Tagen sofort ein Dutzend neue fabriziert, einer missgestalteter als der andere.
    »Was tust du da?«, hatte Vittore wissen wollen. »Hast du in den zwei Jahren verlernt, wie man es richtig macht?«
    Anstelle einer Antwort hatte Pasquale einen anderen Spiegel gefertigt, einen von der Art wie die beiden, die er als Freibrief für seine Rückkehr benutzt hatte und für deren Herstellung er eigens eine weitere Reise nach Padua hatte antreten müssen, weil es ansonsten in weitem Umkreis keine brauchbare Glaserei gab.
    Diesen neuen Spiegel, der Vittore die abfälligen Bemerkungen austreiben sollte, hatte er in der kleineren Werkstatt gemacht. Er nutzte diesen Raum wie früher ausschließlich als seine private Experimentierstätte, und als er ihn anschließend in den großen Werkraum getragen und für alle gut sichtbar aufgestellt hatte, war jeder, der des Weges kam, mit offenem Mund davor stehen geblieben.
    »Du bist der Teufel«, hatte Vittore geflüstert und sich bekreuzigt. Tage später hatte er sich Pasquale mit dem gewohnten schlauen Grinsen genähert. »Wenn du der Teufel bist, möchte ich gerne in die Hölle kommen.« Seither war ihr Verhältnis wieder wie früher. Pasquale schimpfte wie eh und je über die Faulheit des Altgesellen, und Vittore

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