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Die Madonna von Murano: Historischer Roman (German Edition)

Die Madonna von Murano: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Madonna von Murano: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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den Kopf schräg, als müsse er nachdenken. Sie wusste nicht viel über ihn, nur, dass er vielseitig gebildet und klug war – und schon seit mehr als einem Dutzend Jahren in den Diensten Alexanders stand. Er war sein Vertrauter und in allen Angelegenheiten der Familie ein zuverlässiger, verschwiegener Diener.
    Sie blieb abrupt stehen, als sie seiner ansichtig wurde. »Bitte, Meister Burchard, auf ein Wort! Habt Ihr meinen Mann gesehen?«
    Er nickte betreten. »Madonna, ich muss Euch die traurige Mitteilung machen, dass er verhaftet wurde.«
    Sie konnte ihn nur stumm anstarren. Am ganzen Körper zitternd, versuchte sie schließlich, eine Frage zu formulieren, doch außer ein paar gestammelten Worten brachte sie nichts heraus.
    »Warum?« Seine Augen waren traurig, als er die Frage an ihrer Stelle aussprach und sie dann sofort selbst beantwortete. »Man wirft ihm Beteiligung am Tode des Herzogs vor.«
    Sie fand ihre Stimme wieder. »Das stimmt nicht! Er hat doch nicht … Mit dieser Sache hat er nicht das Geringste zu tun! Bitte, ich … Mit wem kann ich sprechen, um das klarzustellen?«
    »Ich fürchte …«
    »Bitte!«, rief sie aus. »Wer ist in dieser Sache entscheidungsbefugt?«
    Er schwieg.
    »Wer hat seine Verhaftung befohlen?«, fragte sie drängend.
    Burchard seufzte. Dieser Laut reichte ihr als Antwort.
    »Der Papst«, flüsterte sie entsetzt.
    »Seine Heiligkeit«, korrigierte er.
    »Ich will mit ihm sprechen.«
    »Mit Seiner Heiligkeit?« Er lachte. »Er hat Dinge von weittragender Bedeutung zu entscheiden. Dazu gehört Eure Angelegenheit gewiss nicht.«
    »Das ist … Wie könnt Ihr so reden?«, fuhr sie ihn an. »Mein Mann ist keine Angelegenheit , sondern ein anerkannter Diplomat!«
    »Und Seine Heiligkeit ist Gottes Stellvertreter auf Erden«, sagte Burchard kühl. »Diese Worte sollten wohl genügen, um Euch den Unterschied klarzumachen.«
    »Aber ich … Wenn Ihr mich zu ihm bringt und ihn darum bittet, mir sein Ohr zu leihen …«
    »Was wollt Ihr bewirken?«
    »Mein Mann ist unschuldig. Ihm darf nichts geschehen!«
    »Nun, das sagen alle Beschuldigten in solchen Fällen. Und dann stellt sich heraus, dass sie bei gründlicher Befragung dann doch meist mehr wissen als vorher.«
    Entsetzliche Bilder schossen ihr durch den Kopf, von glühenden Zangen, Streckbänken, nägelgespickten Halskrausen und Folterseilen.
    »Aber ich kann doch alles richtigstellen!«, sagte sie beschwörend.
    Er musterte sie prüfend und dachte nach. »Folgt mir«, beschied er sie schließlich.
    Sie stolperte fast über ihre eigenen Füße, so sehr beeilte sie sich, seiner Aufforderung Folge zu leisten. Er führte sie zu einem Gemach, von dem sie nicht angenommen hätte, dass es vom Papst bewohnt würde, da es völlig ohne Luxus eingerichtet war. Es gab mehrere Tische mit einer Menge Bücher und reichlich Schreibutensilien, aber keinerlei wertvolle Möbel, Draperien oder Bilder.
    »Was …«, begann sie irritiert. Dann wurde ihr klar, dass es sich um Burchards Räume handelte.
    »Hier entlang.« Er ging eilig voran, von dem Arbeitszimmer in einen Schlafraum und von dort in eine fensterlose Kammer, von der eine schmale Tür in eine weitere Kammer abging, die ebenso eng und dunkel war wie die vorangegangene. Sanchia blickte sich beklommen um.
    »Wo sind wir?«
    »Still.« Er öffnete eine weitere Tür, und sie fand sich unversehens in einem großen, prachtvoll ausgestatteten Ruheraum wieder.
    Sie wusste sofort, dass dies ein Raum innerhalb der päpstlichen Gemächer sein musste. An der Einrichtung war es nicht zwangsläufig zu erkennen, denn im Palast von Ascanio Sforza hatte sie mehr Prunk gesehen als hier. Dennoch bestand nicht der geringste Zweifel, von wem dieser Raum bewohnt wurde. An der gegenüberliegenden Wand drehte sich eine hoch gewachsene, weiß gekleidete Gestalt zu ihr um.
    »Guten Abend, Madonna«, sagte Alexander.
    Sie sank auf die Knie, eher vor Entsetzen als aus Ehrfurcht.
    »Erhebt Euch, Madonna, und tretet näher.«
    Sie rappelte sich hoch und überlegte verzweifelt, ob sie seinen Ring küssen musste, doch er machte keine Anstalten, ihr seine Hand hinzustrecken. Folglich blieb sie mit demütig gesenktem Kopf stehen und wartete, bis er sie ansprach.
    »Was ist Euer Begehr, Madonna?«
    »Ich möchte für meinen Mann sprechen!«
    »Wer ist denn Euer Gemahl, Kind?«
    »Lorenzo Caloprini, der venezianische Gesandte.«
    »Ah, Ihr seid die Person, die ständig unpässlich ist und wegen Magenproblemen das Bett

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