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Die Madonna von Murano: Historischer Roman (German Edition)

Die Madonna von Murano: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Madonna von Murano: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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Beule, und ich sage dir, wo du sie hinsetzen musst.«
    »Nein«, sagte Ercole.
    »Doch«, sagte Tsing. Er zeigte eifrig auf die Egel. »Ich kennen. Heiler bei uns das machen. Sehr, sehr gut.«
    »Aber wie soll er mit den Dingern am Hintern denn rumlaufen?«, wandte Ercole ein.
    »Gar nicht. Er bleibt so lange liegen, bis es reicht. Meist fallen sie nach einer Stunde ab. Man kann aber mit der Behandlung aufhören, wenn sich die Tiere leicht abzupfen lassen. Anschließend musst du einen festen Verband anlegen, weil es ziemlich nachbluten wird.«
    Sie lächelte. »Eine Art Windel.«
    Ercole bedachte sie mit zweifelnden Blicken. »Ich weiß nicht, ob ich das kann.«
    »Das ist nicht schwierig. Ich erkläre es dir.«
    »Und danach ist es besser?«
    »Mit ziemlicher Sicherheit. Ich habe schon oft Erfolge damit erzielt. Schwangere Frauen leiden häufig unter diesen … hm, hinteren Beulen.«
    Tsing begab sich mit einem Kissen hinter die Wand, und Ercole folgte ihm brummend, nachdem er von Sanchia alles nötige Zubehör in Empfang genommen hatte. Kurz darauf meinte er: »Sein Hintern ist noch dünner, als ich dachte. Aber das Ei an seinem Hinterausgang ist so groß wie das von einem Huhn. Nur in Blau.«
    »Wo genau befindet es sich?«
    »Schräg rechts unten, ein Fingerbreit zum Sack hin.«
    »Dann setzt du dort acht oder neun Egel an, in gleichmäßigen Abständen auf dem Damm verteilt.«
    » Wo verteilt?«
    »Äh … zwischen Hinterausgang und Sack. Auf das … Ei. Du stichst vorher mit der Nadel einen winzigen Blutstropfen hervor, dann beißen die Egel sofort. Pass auf, dass du dich nicht selbst stichst, und sei mit der Pinzette vorsichtig, sie dürfen nicht gequetscht werden.«
    Geräusche des Ekels, dann Schweigen, und nach einer Weile ertönte hinter der Abtrennung ein resigniertes: »Ich hab’s gemacht.« Ercole kam wieder zum Vorschein, einen leicht grünen Schimmer um die Nase. »Und … ah, Ihr meint, Ihr habt das schon öfter gemacht? Ich muss schon sagen, für eine so kleine, zarte Frau seid Ihr unglaublich tapfer.«
    Beim Verbinden musste sie ihm dann später assistieren, weil unter Ercoles Flüchen sonst die Wände eingestürzt wären. Egal wie er es anstellte, er verstand sich nicht aufs Windelwickeln.
    Tsing ließ es mit abgewandtem Gesicht und schamroten Wangen über sich ergehen. Sanchia hatte ihm geraten, sich einfach intensiv vorzustellen, er wäre ein Jahr alt und sie seine Mutter.
    Er hatte sich anschließend kaum hochgerappelt und hinkend ein paar Schritte getan, als erneut die Tür aufging, diesmal ohne vorheriges Klopfen. Es war Lorenzo. Er war blass und wirkte angespannt. »Der Herzog von Gandìa ist seit vorgestern Nacht verschwunden.«
    Sanchia nickte schweigend. Sie wussten beide, was das bedeutete. Ercole und Tsing verließen wie aus einer stummen Übereinkunft heraus augenblicklich den Raum, und Lorenzo berichtete, was geschehen war.
    Cesare Borgia und sein Bruder Juan, der wie üblich in Begleitung seiner Männer erschienen war, hatten ihre Mutter in deren Haus in der Nähe von San Pietro in Vinculi besucht und mit ihr zu Abend gegessen. Während des Essens war die maskierte Gestalt erschienen, die Juan schon den ganzen letzten Monat über in unregelmäßigen Abständen im Vatikanspalast aufgesucht hatte. Danach waren die Brüder gemeinsam mit den Leibwächtern aufgebrochen. Auf halbem Wege hatte Juan sich verabschiedet, mit der Begründung, er wolle sich noch woanders Unterhaltung verschaffen. Nur in Begleitung eines Reitknechts und des Maskenträgers war er weitergeritten und seither nicht mehr aufgetaucht.
    »Der Reitknecht wurde schwer verletzt auf der Piazza degli Ebrei gefunden, er ist inzwischen gestorben, ohne noch etwas sagen zu können. Juans Maultier wurde ebenfalls entdeckt, es irrte herrenlos in der Stadt umher. Der Papst lässt überall nach Juan suchen, bisher ohne Erfolg.«
    Bei den Nachforschungen, so berichtete Lorenzo weiter, war man auf einen slawischen Holzhändler gestoßen, der angab, in der letzten Nacht mit seinem Floß bei Santa Maria del Popolo angelegt zu haben. Dabei seien ihm zwei Männer aufgefallen, die aus einer Gasse traten und neben einem Schimmel hergingen. Auf dem Schimmel saß ein Reiter, hinter dem eine Leiche über dem Sattel lag, bei der Haupt und Arme auf der einen und die Beine auf der anderen Seite herabhingen, jeweils rechts und links von den beiden Männern gestützt. Der merkwürdige Zug sei herüber zum Fluss gekommen, und die beiden Männer

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