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Die Madonna von Murano: Historischer Roman (German Edition)

Die Madonna von Murano: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Madonna von Murano: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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zurück.
    Bleich und tropfnass, aber ansonsten gefasst, ging Pasquale zu dem Stuhl zurück und ließ sich darauf fallen. Der Narbenwulst rund um das blinzelnde, wimpernlose Auge glühte dunkelrot in dem blassen Gesicht. »Was genau hat er dir erzählt?« Seine Aussprache war immer noch verschwommen, doch seine Worte waren ohne weiteres zu verstehen.
    Sie teilte es ihm mit, worauf er nachdenklich nickte. »Der alte Schurke.«
    »Kennst du ihn näher?«
    »Er hat mich damals aus dem Gefängnis geholt. Oder sagen wir, er hat so getan, als würde er mich rausholen. In Wahrheit hat er einen Wärter bestochen, mich noch zwei Wochen dort schmoren zu lassen, obwohl ich nach der Verbannung eigentlich schon auf freiem Fuß hätte sein müssen.«
    »Warum hat er das getan?«
    »Um mir Informationen abzupressen.«
    »Vielleicht lässt du mir diese Informationen jetzt ebenfalls zuteil werden!«, rief Sanchia wütend aus.
    Pasquale zuckte die Achseln und rieb sich gleich darauf mit schmerzvollem Ächzen die Stirn, weil ihm offenbar stark der Schädel brummte.
    Sanchia stützte sich vor ihm auf dem Tisch ab. »Die Frau … Meine Mutter – du hast sie gekannt, nicht wahr?«
    »Kennen ist zu viel gesagt. Ich bin ihr am Abend deiner Geburt begegnet, und sie starb, als du deinen ersten Atemzug tatest.«
    »Hat sie mit dir gesprochen?«
    »Nicht wirklich. Sie konnte unsere Sprache nicht.«
    »Erzähl mir alles!«
    »Viel zu erzählen gibt es nicht, Sanchia. Es war am Giovedì grasso. Sie hatte Wehen und gerade noch Zeit, sich in einem kleinen Hinterhof hinzulegen und dich zur Welt zu bringen. Vittore und Piero waren auch dabei, wir wollten an dem Tag Metall bei Sebastiano kaufen. Wir nahmen dich mit. Bianca hatte kurz vorher ein Kind verloren. Sie hat dich sofort in ihr Herz geschlossen. So wie wir alle.«
    »Warum hast du mir das nie erzählt?«
    »Weil ich dich nicht beunruhigen wollte. Damals, als du und Eleonora mit Girolamo nach Murano gekommen seid, um mir die Wahrheit zu entreißen – was hätte ich denn sagen sollen? Dass Piero gar nicht dein Vater ist? Was hätte das geändert, inwieweit hätte ich dir damit geholfen? Ich dachte, mit einer Verrückten, die einfach nur auf deine Haare aus war, wäre uns allen am besten gedient. Du hast deine Eltern geliebt, und die vollständige Geschichte hätte dich nur durcheinandergebracht. Dieses Mädchen mag deine leibliche Mutter gewesen sein, aber deine Eltern – das waren Piero und Bianca.«
    »Ich weiß«, sagte sie leise. »Hast du nicht mehr zu berichten? War das alles?«
    Er hob die Schultern, diesmal bedeutend behutsamer. »Soweit ich weiß, ja.«
    Sie nickte langsam. »Es passt alles. Es war nur dieser letzte Teil des Rätsels, der mir noch fehlte. Meine Mutter ist mit gutem Grund weggelaufen. Sie hat die Gefahr erkannt, die ihr drohte.«
    »Von wem?«
    »Von Caterina natürlich. Sie muss ihn bis zum Wahnsinn lieben, immer noch. Folglich konnte sie nicht zulassen, dass er mit anderen Frauen Kinder hatte, denn dann hätte sie ihn verloren. Der Brand damals – erinnerst du dich, was sein Bruder darüber sagte? Dass der kleine Sohn von Francesco dabei ums Leben kam?«
    »Du meinst, sie hat das Haus angesteckt?«
    »Natürlich. Später, als sie mich unten vor ihrem Balkon sah, erkannte sie, dass er eine Tochter hat, und in einer der darauf folgenden Nächte kamen die Mörder. Und dann, viele Jahre später …« Sie hielt inne. Im Grunde hätte sie es ihm erzählen können, denn er wusste ohnehin fast alles. Doch sie hatte Giulia ihr Wort gegeben, und sie würde es nicht leichtfertig brechen. Es war schlimm genug, dass sie sich um ein Haar Francesco gegenüber verplappert hatte. Informationen wiesen die Eigenart auf, dass sie auf Umwegen oft doch denjenigen erreichten, dem sie vorenthalten werden sollten. Marco war in Sicherheit und sollte es bleiben. An alledem war das wirklich das Einzige, worüber sie sich freuen konnte: dass er ihr Bruder war.
    »Hast du mit deinem Mann darüber geredet?«, wollte Pasquale wissen.
    Sie schüttelte den Kopf. »Ganz früher erwähnte ich es ihm gegenüber einmal, in einem Brief. Aber danach dann nicht mehr, weil es sinnlos wäre … Er würde es niemals glauben, Pasquale. Schon bei der leisesten Andeutung verschließt er Augen und Ohren. Ich habe es aufgegeben, denn immerhin ist sie seine Mutter. Darauf muss ich wohl notgedrungen Rücksicht nehmen – und natürlich auch darauf, dass sie verrückt ist. Ich versuche einfach, sie zu

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