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Die Madonna von Murano: Historischer Roman (German Edition)

Die Madonna von Murano: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Madonna von Murano: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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Hinrichtungskommando begleitet hatte, machte segnende Gesten über der Verurteilten, einer dicklichen Frau in abgerissener Kleidung und mit rettungslos zerrauften Haaren. Als der Priester näher an sie herantrat, spie sie ihm vor die Füße, und er wich verschreckt zurück. Die Menge grölte vor Vergnügen.
    »Kopf ab!«, brüllte jemand aus voller Kehle.
    »Ja, schlagt diesem Miststück endlich den verdorbenen Kopf ab!«
    »Lasst das Blut spritzen, Scharfrichter, zeig uns, was du kannst!«
    Eine weibliche Gestalt nahe der Kaimauer zog Sanchias Aufmerksamkeit auf sich. Es war ein junges Mädchen, dessen Gesicht vor Hass und grenzenloser Rachsucht bis zur Unkenntlichkeit verzerrt war, doch Sanchia wusste sofort, um wen es sich handelte. Sogar durch den Nieselregen konnte sie deutlich sehen, dass es die Kinderhure war, die unter den brutalen Misshandlungen ihrer Peiniger fast gestorben wäre. Der Name des Kindes hatte sich in ihr Gedächtnis gebrannt, sie würde ihn nie vergessen. Andriana. Das Mädchen schrie ebenfalls, sehr viel lauter als alle anderen. Sie stieß wilde Verwünschungen aus, mit schriller, überkippender Stimme.
    Gleich darauf glitt das Boot weiter, zur anderen Seite der Piazetta, und Sanchia verlor die Kleine aus den Augen.
    Dann schienen ihr plötzlich kalte Finger über die Wirbelsäule zu streichen, als sie die beiden Männer sah, die ein wenig abseits von den Säulen auf dem Kai standen und belustigt die Szenerie betrachteten. Enrico Grimani und Alfonso Correr steckten die Köpfe zusammen und lachten, während die Henkersknechte die Frau zwischen die Säulen schoben und sie zu Boden zwangen, bis sie auf den Knien lag. Einer der Uniformierten riss ihr das Haar nach vorn und zerrte sie mit dem Kopf voran auf den Richtblock, sodass der Nacken freilag, und der andere gab ihr einen harten Tritt, damit sie nicht auf die Idee kam, sich zur Seite zu werfen oder sich sonst wie zu widersetzen. Der Scharfrichter trat neben die Frau und hob das Beil.
    Die Menge schrie wie aus einem Mund, als es in blitzartigem Bogen niederfiel. Der Kopf sprang vom Block wie eine Kanonenkugel und plumpste auf das Pflaster, wo er ein paar Schritte weit rollte wie von eigenem Leben beseelt, während der übrige Körper, besudelt von dem hervorschießenden Blut und von letzten Zuckungen geschüttelt, langsam zur Seite sackte. Einer der Henkersknechte setzte dem Kopf nach und packte ihn, bevor sich vorwitzige Zuschauer darüber hermachen und ihre Späße damit treiben konnten. Er schlug ihn in ein Tuch ein und legte ihn zwischen die gekrümmten Beine der Frau. Um die sterbliche Überreste würden sich gleich die Totengräber kümmern, die im Gefolge des Exekutionstrupps mit an den Hinrichtungsort gekommen waren.
    Der Regen wurde stärker und ging in prasselnden Schauern über der Piazetta nieder. Die Zuschauer zerstreuten sich hastig in alle Richtungen, und während Girolamo zügig weiterruderte, sah Sanchia beim Zurückblicken, wie der Platz rund um die Säulen sich leerte. Auch Enrico und Alfonso waren verschwunden, ebenso das Mädchen. Die Henkersknechte und Wachleute standen mit eingezogenen Köpfen da und schauten zu, wie die Totengräber die Leiche mitsamt dem abgeschlagenen Kopf in ein Tuch rollten und wegschleppten, während zwei alte Frauen mit Besen und nassen Wischlumpen das Pflaster von den Spuren der Hinrichtung säuberten. Möwen segelten über dem Markusplatz und stießen kreischende Rufe aus, als wollten sie sich über das rasche Ende des Schauspiels beschweren.
    Sanchia wandte schaudernd die Blicke von den Säulen ab. Sie zog ihre Haube unter dem Kinn zusammen und schaute durch den immer noch strömenden Regen zur Giudecca hinüber, bevor das Boot weiter in den Canalezzo glitt.
    Als sie nach einer Weile in den Kanal einbogen, der zu ihrem Haus führte, brachen die Wolken über ihnen schlagartig auf und gaben einen breiten blauen Streifen frei. Der Regen fiel indessen weiterhin dicht und stetig, und im strahlenden Licht der Sonne verwandelte er sich in einen feinen, fließenden Schleier aus Gold.
    Fasziniert blinzelnd schaute Sanchia nach oben, und mit einem Mal fing ihr Herz heftig an zu klopfen. Von einer seltsamen Unruhe befallen, verschränkte sie die Hände im Schoß und erhob sich schließlich von der Bank, auf der sie gesessen hatte. Mit einem Arm den Mast umfassend, starrte sie durch den Regen zum Haus.
    Sie wagte kaum zu atmen, so gebannt war sie von dem Anblick, der sich plötzlich vor ihr auftat. Direkt

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