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Die Madonna von Murano: Historischer Roman (German Edition)

Die Madonna von Murano: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Madonna von Murano: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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hinten, bis sein Hals sich vorwölbte. Es war eine gelungene Parodie, die komisch hätte sein können, wäre die damit verknüpfte Aussage nicht so erschreckend gewesen.
    »Du hast ihm gesagt, wo ich wohne, nicht wahr? Und damals – da hast du ihm auch gesagt, wo ich zu finden war und mit wem ich mich dort traf, stimmt’s?«
    »Selbes Haus«, stieß Moses hervor. »Damals und heute.«
    »Ja, es ist dasselbe Haus«, sagte Lorenzo freundlich. »Aber der Mönch – er ist kein Mann Gottes, sondern der verkleidete Teufel.«
    Moses zuckte angstvoll zusammen und hob die Hände hoch, als wollte er einen Angreifer abwehren.
    Sanchia warf ihrem Mann einen zweifelnden Blick von der Seite zu, mischte sich aber nicht ein.
    »Wenn er wieder hier auftaucht, gibt es nur eine einzige Möglichkeit, wie du dich und andere vor ihm bewahren kannst: Sprich kein einziges Wort mehr mit ihm, sondern komm sofort zu mir. Ich werde dafür sorgen, dass er für alle Zeiten dorthin verschwindet, wo er hergekommen ist.«
    »Hölle?«, vergewisserte sich Moses mit runden Augen. Seine Hände waren immer noch halb erhoben, seine Anspannung hatte nicht nachgelassen. Seine Miene signalisierte das verzweifelte Bedürfnis, sich zu schützen.
    »Hölle«, bestätigte Lorenzo. Seine Stimme klang immer noch freundlich, hatte aber einen unnachgiebigen Unterton. »Komm nur sofort zu meinem Haus und sag mir Bescheid, und du wirst sehen, dass du Gott damit den größten nur denkbaren Dienst erwiesen hast. Niemals – ich wiederhole: niemals! – wird er dir wieder etwas Böses antun können.« Er musterte den Stallknecht eingehend. »Er hat dir doch etwas Böses angetan, nicht wahr?«
    Moses duckte sich und hob abermals die Hände, doch diesmal hielt er sich die Ohren zu. Ein Stöhnen, das tief in seinem Inneren seinen Ursprung zu haben schien, brach aus ihm heraus. »Nicht böse. Nicht böse. Moses ist ein guter Junge!«
    »Was hat er dir getan, Moses? Ist er … Ist er mit dir in deiner Hütte gewesen? Oder vielleicht im Ziegenstall? War er oft allein mit dir? Hat er dir wehgetan?«
    Sanchia schaute entgeistert zuerst ihren Mann und dann den verstörten Stallknecht an. Moses und Ambrosio?
    Doch Moses machte keine Anstalten, Licht in dieses Dunkel zu bringen. Ebenso linkisch, wie er vorhin auf sie zugekommen war, entfernte er sich nun wieder, seitwärtsgehend und die Füße dabei nachziehend wie ein halb gelähmtes Kriechtier. Mit erstickten Schluchzern verschwand er im Stall und schlug die Tür hinter sich zu.
    »Armer Kerl«, sagte Lorenzo mitleidig.
    »Meinst du, der Mönch könnte sich an ihm vergangen haben?«
    »Dem Kerl ist so ziemlich alles zuzutrauen, gemessen an dem, was du mir über ihn erzählt hast.«
    »Was hast du vor, wenn er wieder auftaucht?«
    »Mach dir darüber keine Gedanken. Überlass es einfach mir.« In seinen Augen stand eine unerbittliche Kälte, die Sanchia geängstigt hätte, wäre nicht klar gewesen, dass sie einem Feind galt.
    »Oder mir.« Sagredo war hinter ihnen aufgetaucht. »Ich habe einen zuverlässigen Informanten in San Zanipolo, das ist sein Stammkloster.« Anscheinend hatte er den letzten Teil ihrer Unterhaltung mit angehört. »Falls er sich dort wieder blicken lässt, weiß ich es als einer der Ersten.« Er grinste schwach. »Dann müsst ihr beide euch keine Gedanken mehr darüber machen.«
    Sanchias Blicke wechselten zwischen ihrem Mann und dem Obsthändler hin und her. Sie brauchte nur einen Augenblick, um zu erkennen, dass Lorenzo ihm von dem Mord an Albiera erzählt haben musste, vermutlich weil er sich von Sagredo Hilfe dabei erhoffte, den Dominikaner aufzuspüren und auszuschalten.
    »Habt Ihr …« Sie suchte nach Worten, doch anscheinend war Sagredo auf unheimliche Weise in der Lage, ihre Gedanken zu lesen.
    »Nein, kleine Madonna. Ich habe Annunziata nicht erzählt, wie ihre Schwester starb. Es hätte ihr nur unnötig wehgetan.«
    Sanchia atmete erleichtert auf. »Ich danke Euch.«
    »Warum?« Er blickte sie erstaunt an. »Ich würde niemals etwas tun, was Annunziata verletzen könnte. Nicht in diesem Leben, und in keinem anderen danach.« Er hielt inne. »Du hättest früher zu mir kommen sollen. Damals schon. Dann hätte er kein zweites Mal auftauchen können, und auch der deutsche Bader wäre vermutlich niemals hier erschienen.«
    »Welchen Grund hätte ich haben sollen, Euch ins Vertrauen zu ziehen?« Sanchia konnte nicht verhindern, dass ihre Stimme bitter klang.
    Sagredo senkte den Kopf und gab

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