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Die Mächte des Feuers

Die Mächte des Feuers

Titel: Die Mächte des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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wirken.
    »Ich habe mich nicht ausgiebig mit dem Thema beschäftigt, Madame. Nur das, was man in den Zeitungen liest.«
    »Diese Geisterkraft, dieses Ektoplasma, das man immer auf den Bildern erkennt – ich bin gespannt, wie es in Wirklichkeit aussieht. Ich kann mir unter der weißen Absonderung so gar nichts vorstellen. Es sieht für mich aus wie geronnene Milch oder lange Teigschnüre, die den armen Medien aus der Nase und aus den Ohren quillen. Ob es wohl schmerzt?«, plapperte sie weiter und hielt die Hand auf. Der Diener reichte ihr einen Keks, den sie dem Hündchen verfütterte. »Man hört ja so einiges über diese Leute, und ich war schon bei vielen selbst ernannten Medien. Indische Gurus, Zigeuner, europäische Zauberer, aber keiner hat mir meinen Mann aus den Tiefen des Nachlebens hervorgezogen. Madame Sàtra ist meine letzte Hoffnung.«
    »Es soll viele Scharlatane in den Reihen der Bewegung der Theosophen geben, Madame. Dank Mister Houdini sind bereits einige dieser Täuscher überführt worden.« Skelton sah auf den Pagen, der vor ihm herwanderte, und sehnte sich danach, endlich das Zimmer des Fürsten zu erreichen, um der geschwätzigen Vettel zu entkommen.
    »Houdini? Ist das nicht dieser Amerikaner?«
    »Ein Illusionist, der gesteht, dass er mit Tricks arbeitet und es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Scharlatane unter den Medien zu entlarven.« Er lächelte.
    »Wollen Sie damit andeuten, Madame Sàtra gehöre zu diesen Blendern?« Abrupt blieb sie stehen.
    »Um Himmels willen, nein, Madame!« Skelton wusste, dass zahlreiche Persönlichkeiten aus der Geschichte von ihr herbeibeschworen und befragt worden waren; mit Sàtras Hilfe hatte der Archäologe Carter angeblich sogar das Grab des Tutanchamun vor drei Jahren in Luxor entdeckt. Der legendäre König sei ihr erschienen, hatte sie verlauten lassen.
    Die Dame war erleichtert und schob dem Hündchen noch einen Keks ins Maul. »Jetzt hatten Sie mich aber erschreckt, Sir. So eine Seance kostet nämlich nicht eben wenig, müssen Sie wissen.« Endlich blieb sie an einer Doppeltür stehen, vor der ein livrierter Wächter stand. Sie suchte in ihrer Handtasche nach der Einladung. »Wünschen Sie mir Glück. Wenn dieser Tresor weiterhin geschlossen bleibt, werde ich bald arm wie eine Kirchenmaus sein.«
    »Ich drücke Ihnen die Daumen, Madame.« Skelton nickte ihr zu, eilte weiter und atmete tief aus, was den Pagen zum Grinsen brachte. »By Jove! Noch ein Wort mehr, und ich schwöre bei Gott, dass ich sie mit dem Pudel gestopft hätte«, raunte er dem Jungen zu, der daraufhin in schallendes Gelächter ausbrach.
    Endlich gelangten sie zur Suite des Fürsten.
    Der Page klopfte gegen die Tür. Nach einiger Zeit öffnete ihnen eine hübsche, junge Frau, deren Kleid unordentlich und hastig angezogen wirkte; die brünetten Haare mit den kleinen Löckchen hatte sie rasch hochgesteckt und einen muschelähnlichen, weißen Hut darauf gesetzt; ihr Blick war leicht verklärt.
    »Verzeihung«, wisperte sie und huschte zwischen ihnen hindurch. Sie eilte den Gang entlang, sprühte dabei etwas Parfüm auf ihre Handgelenke und das Dekollete.
    Skelton war sich absolut sicher, dass es sich um eine Schauspielerin gehandelt hatte, aber ihm wollte partout nicht der Name einfallen. Lya Mara?
    »Kommen Sie rein, Mister Skelton!«, tönte es aus der Suite. »Früher hätten Sie nicht erscheinen dürfen.«
    Skelton gab dem Jungen ein paar Pfennige und trat durch die geöffnete Tür.
    Es roch nach schwerem Tabak und drückendem Männerparfüm, das Skelton sofort ein lautes Niesen abrang. Die Vorhänge waren zugezogen, ein halbes Dutzend Kerzen brannten im Wohnbereich; drei Windspiele in verschiedenen Tonlagen erzeugten ein leises, unregelmäßiges Konzert. Warum sie sich ohne einen Luftzug drehten und die Röhren aneinander schlugen, blieb Skelton schleierhaft. Er zog die Mütze ab und glättete die pomadigen Haare mit einer raschen Handbewegung. »Knjaz Zadornov?«
    »Kommen Sie näher, Mister Skelton«, forderte ihn eine tiefe, sonore Stimme auf.
    Er zog die Tür hinter sich zu und ging weiter in die Suite hinein, dann erkannte er den Fürsten. Aufgrund der Stimme hatte er mit einem Menschen in seinem Alter gerechnet, doch anstelle eines Dreißigjährigen lag ein junger Mann, der gerade einmal die Volljährigkeit erreicht haben mochte, auf dem dunkelgrünen Diwan.
    Er war sehr schlank, die langen schwarzen Haare hingen offen auf sein schwarzes Hemd, das bis zur Brust aufgeknöpft

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