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Die Mächte des Feuers

Die Mächte des Feuers

Titel: Die Mächte des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Hauptmann Litzow betrachtete sie mit besorgtem Gesicht und hielt sich bereit, notfalls dazwischen zu gehen.
    »Das tue ich«, gab er zerknirscht zurück, dann streckte er die Hand aus. »Verzeihen Sie mir mein Zaudern, Großmeisterin? Ich bitte darum!«
    Sie schaute auf die Hand. »Es wird eine Gelegenheit geben, bei der Sie Ihren Fehler wettmachen können, Fürst. Bis dahin werde ich Ihnen gar nichts verzeihen. Sie werden mit dem schlechten Gewissen leben müssen.«
    Er zog die Hand zurück, verneigte sich und schritt zum Ausgang.
    Silena betrachtete ihn, sie wurde einfach nicht schlau aus seinem Verhalten. Er schien sprunghaft zu sein. Eben noch Dandy und Eroberer, sehnte er sich im nächsten Augenblick nach einer Geste des Verzeihens, obwohl es ihm herzlich gleichgültig sein konnte. Ihre Wege würden sich früher oder später sowieso trennen. Eine Sache fiel ihr noch ein. »Fürst, kam in Ihrer Vision eigentlich das Zepter vor?«
    Er blieb stehen, schwieg einige Sekunden, bevor er sich auf den Absätzen umwandte. »Nein, Großmeisterin«, erwiderte er erstaunt.
    »Dann spielt es keine Rolle in dem, was geschieht? Wie Madame Sàtra?« Diesen Seitenhieb hatte sie sich nicht verkneifen können.
    »Das ist anzunehmen«, sagte Grigorij nachdenklich. »Eine Garantie werde ich nicht geben. Es war eine sehr bildgewaltige Vision. Es kann durchaus sein, dass ich vor lauter Staunen etwas übersehen habe.« Er drehte sich zum Ausgang. »Ich bin zu verunsichert, Großmeisterin. Ich benötige noch eine weitere Vision, ehe ich Ihnen eine Hilfe bin.« Mit diesen Worten eilte er hinaus.
    Silena widmete sich Litzow, der sich mit dem Verschwinden des Russen von der Brücke sichtlich entspannte.
    »Es wird Zeit, dass ich den Erzbischof von Angesicht zu Angesicht sprechen kann«, sagte sie langsam und klang müde.
    Sie beschränkte sich darauf, wieder die Wolken zu betrachten und den Tee entgegenzunehmen, den ein Adjutant ihr brachte. Gegen das, was sie unternahm, war das Kinderkriegen und das Zuhausebleiben vermutlich reiner Luxus, und dennoch wollte sie ihr Leben jetzt nicht ändern. Auch wenn sie schon einen Mann gefunden hatte, der ihr gefiel. Doch was war mit Eris geschehen? Und warum musste sie dem sehr von sich überzeugten Fürsten immer in die Augen schauen? Seufzend nippte sie an ihrem Tee. Anfang des Jahres war ihr Leben noch so einfach gewesen.
    Als das Luftschiff über Frankreich schwebte und Kurs auf Lille nahm, kam sie zu dem Entschluss, dass sie sich dringend unterhalten musste. Einmal mit Sàtra über Ektoplasma und Spiritismus – und dann mit dem Erzbischof über die Theosophen. Leider gab es niemanden mehr, mit dem sie sich über Männer unterhalten konnte.

XIII.
     
    »Die Linie Servatius (ausgestorben)
     
    Ausgehend von der Legende, dass ein Adler dem heiligen Serv a tius Schatten gespendet und ihn vor den Hunnen bewahrt habe, fühlte sich die Linie berufen, den Kampf gegen die Drachen ebenfalls in der Luft zuführen. Die Staffel Servatius führte jedoch nur drei Angriffe, der letzte Nachfahre überlebte den Kampf g e gen den Drachen zwar, kam allerdings bei der Notlandung ums Leben.«
     
    aus der Serie ›Drachentöterinnen und Drachentöter im Verlauf der Jahrhunderte‹
     
    Im ›Münchner Tagesherold‹, Königlich-Bayerisches Hofblatt vom 3. Juli 1924

22. Januar 1925, München, Königreich Bayern, Deutsches Kaiserreich
     
    Sie betraten zu viert das kleine Café am Marienplatz neben dem Rathaus. Silena ging vorneweg und wählte einen Tisch im hinteren Bereich am Fenster. Die Bedienung – es war wieder Marie – machte einen Knicks und lächelte, sie freute sich über den Besuch. »Grüß Gott, Großmeisterin. Ein herzliches Willkommen.«
    »Sie haben Bewunderer«, grinste Grigorij. »Das tut Ihnen sicherlich gut. Ich kenne das Gefühl.«
    »Da sitzt man gut«, sagte Arsenie und blieb plötzlich an einem Tisch stehen, der in der Mitte des Raumes stand, glitt aus dem Pelzmantel aus schwarzem Zobel und ließ sich nieder. Grigorij reichte den Mantel an die herbeieilende Kellnerin weiter und packte seinen Mantel dazu. Schnee taute und rann als Wasser auf den Boden des Cafés.
    Silena wusste, dass die Französin den Platz ausgesucht hatte, um gegen sie aufzubegehren. Sie ging nicht weiter auf das Verhalten ein, entledigte sich ebenfalls ihres Mantels und nahm auch Skeltons entgegen, um beide der Kellnerin zu reichen. »Grüß Gott, Marie.«
    Die junge Frau deutete eine Verneigung an. »Darf ich Ihnen

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