Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Mächte des Feuers

Die Mächte des Feuers

Titel: Die Mächte des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
allem um Stein handelt, versuchen Sie es mit einem schweren Gegenstand anstatt mit einem Schwert aus Drachenzahn.« Kattla hob entschuldigend die Schultern. »Ich kann Ihnen keine Anleitung gegen die Diener des Satans geben. Sie sind für mich ebenso neu und unvermutet wie für Sie.«
    »Verteilen Sie doch Hammer und Meißel an die Großmeisterinnen und -meister«, schlug Arsenie mit Spott in der Stimme vor. Sie erholte sich ohne Frage mehr und mehr von ihrem Schock. »Vielleicht lassen sie sich dadurch in die Flucht schlagen. Und stellen Sie Steinmetzen ein. Sie kennen gewiss die Schwachpunkte der steinernen Kreaturen.« Sie lachte auf. »Man könnte meinen, diese Wesen wären aus Bimsstein, so leicht segeln sie durch die Luft. Versuchen Sie es doch einmal mit Netzen, wie bei der Vogeljagd. Oder mit Leimruten. Das wäre doch ein hübscher Anblick: Gargoyles, die wie Hühner auf der Stange sitzen und für das Officium ein paar nette Eier legen.«
    »Sparen Sie sich den Hohn, Madame Sàtra. Er steht einer Frau wie Ihnen nicht gut«, empfahl Kattla tadelnd.
    »Mit Ihrer Erlaubnis, Exzellenz, brechen wir nach Innsbruck auf.« Silena verneigte sich. »Wir müssen den Vorsprung nutzen.«
    Kattla deutete das Kreuzzeichen an. »Viel Erfolg und den Beistand der Heiligen«, verabschiedete er sie. »Der Rest des Officiums wird alles unternehmen, um Ihnen den Rücken freizuhalten. Sobald der schwarze Drache auftaucht, setze ich alles in Bewegung, um ihn zu vernichten.«
    »Das bedeutet, er ist verschwunden, Exzellenz?«, fragte Skelton verwundert. »Ich meine, so ein gewaltiges Exemplar sollte doch leicht aufzuspüren sein?«
    »Er hat einen Weg gefunden, unsere Spähposten in Großbritannien zu umgehen, Mister Skelton, und keiner bedauert es so sehr wie ich.« Kattla legte die Hände zusammen.
    Skelton schluckte. »Das heißt, er kann uns jederzeit anfallen?«
    »Wir haben doch sie dabei, mein lieber Onslow«, meinte Arsenie zuckersüß und ätzend wie Königswasser, während sie auf Silena deutete. »Wir sind sicher in ihrer Nähe.« Sie erhob sich und ging ohne sich umzudrehen zum Ausgang. Grigorij und Onslow verbeugten sich ebenso wie die Drachentöterin vor dem Erzbischof, ehe sie den Raum verließen.
    »Großmeisterin!« Kattla rief sie noch einmal zurück. Er beugte sich an ihr Ohr. »Lassen Sie nicht zu, dass dieses Medium den Weltenstein erlangt, ganz egal, was sie Ihnen verspricht oder versichert«, befahl er ihr. »Weder sie noch Zadornov dürfen ihn in die Finger bekommen, nicht einmal für wenige Sekunden. Es ist zu gefährlich, solange wir nichts über die Kräfte des Artefakts wissen. Verstehen Sie mich, Großmeisterin?« Seine rechte Hand legte sich auf den Pistolengriff. »Zweckgemeinschaften haben ein Ende, wenn der Zweck erfüllt ist.« Er hob den Finger. »Keiner außer uns darf den Weltenstein besitzen.« Sie nickte. »Es war mir wichtig, dass Sie das wissen, Großmeisterin.« Er geleitete sie zur Tür. »Gott sei mit Ihnen.«
    Als sie die Tür hinter sich zuzog, dachte sie darüber nach, was der Erzbischof mit seinen Worten wohl genau gemeint hatte. Was sie für sie selbst bedeuteten. Und dass die spitzen Bemerkungen wohl Sàtras Art waren, nach den vielen Ereignissen nun doch Nerven zu zeigen.

22. Januar 1925, Innsbruck (Zisleithanien), Kaiserreich Österreich-Ungarn
     
    »Da müssen wir durch?« Onslow betrachtete das Meer aus Menschen, die sich rund um die Hofburg und in den umliegenden Straßen versammelt hatten, mit gemischten Gefühlen. Tausende Demonstranten hatten sich eingefunden, skandierten Sprüche in einer unverständlichen Sprache und schwenkten Schilder, auf denen teils serbische, teils deutsche Parolen aufgemalt waren.
    »Es geht um mehr Selbstständigkeit für die serbische Bevölkerung Österreich-Ungarns«, übersetzte Zadornov für den Detektiv. »Sie verlangen von Kaiser Joseph Autonomie, die er ihnen nach Beendigung des Weltkriegs zugesichert hatte.«
    »Zum Verrücktwerden, dass der Monarch ausgerechnet dann, wenn wir nach Innsbruck kommen, in seiner Hofburg residiert und der Mob die umliegenden Gassen bevölkert«, beschwerte sich Arsenie mit Leiden und Entnervtheit in der Stimme. Sie rückte ihren Glockenmantel zurecht. »Verfluchter Pöbel. Man sollte Kaviar auf die Straße werfen, damit er darauf ausrutscht und sich das Genick bricht.«
    Silena sah die Schwierigkeit, die ihnen bevorstand. Dabei hatte es in den letzten Stunden ausnahmsweise keinerlei Zwischenfälle gegeben. Die

Weitere Kostenlose Bücher