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Die Mächte des Feuers

Die Mächte des Feuers

Titel: Die Mächte des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Flugwesen, die nicht unbedingt der Familie der Drachen angehörten. Sie waren zu klein und sahen zu andersartig aus.« Er zeigte auf einen Ordner, der auf dem Tisch lag. »Einmal gesehen und vermerkt im Jahr 1549 in der Stadt Essen. Dann 1639 und ein weiteres Mal 1811, beide Male hier in München, in der Nähe des Rathauses. Das damalige Officium stufte die Sichtungsmeldungen als nicht echt ein, weil sie einer Überprüfung nicht standgehalten hatten. Jedes Mal fügte aber der untersuchende Großmeister zu seinem Bericht hinzu, dass es in der Nähe der Sichtung einen Wasserspeier gebe, der zu den Beschreibungen der Zeugen passte. Wir schoben die Meldungen auf die Trinkfreudigkeit der Menschen, auf eine Einbildung oder einen vorübergehenden Anfall von Wahn. Niemals wären wir auf die Idee gekommen, dass sich hinter den steinernen Gesichtern etwas Lebendes verbirgt. Aufgrund Ihrer Schilderung, Großmeisterin, und der Tatsache, dass unsere Statue aus dem Eingang vor aller Augen durch die Wand des Cafés gebrochen ist, kann es keinen Zweifel daran geben, dass einige Wasserspeier vom Teufel zum Leben erweckt worden sind.«
    Arsenie zog die hellen Augenbrauen zusammen. »Was genau hat das denn mit dem Teufel zu tun, Exzellenz?«
    »Wer sonst hätte dem Stein Leben geben sollen, um solche Taten zu vollbringen? Der Satan schickt neue Vasallen, um den Drachen beizustehen. Er spürt, dass seine ältesten Knechte im Kampf gegen uns Menschen unterliegen, und möchte ihnen Beistand angedeihen lassen.« Der Erzbischof klang keineswegs belehrend oder predigend, sondern mehr wie ein rationaler Feldherr, der auf dem Hügel stand und zusehen musste, dass die zurückgeschlagenen Feinde frische Truppen erhielten. »Ich habe bereits unsere Taktiker ins Officium beordert, mit denen ich mich gleich im Anschluss treffe und Maßnahmen bespreche, die wir gegen die Gargoyles ergreifen können.«
    »Ihre Zahl wird wohl nicht allzu hoch sein, Exzellenz. Wichtig ist herauszufinden, warum sie so handeln, wie sie handeln«, gab Silena zu bedenken. »Und wie sie das alles schaffen. Wir reden über Figuren von mehreren hundert Kilogramm Gewicht, die sich rasend schnell durch die Luft bewegen.«
    Er schaute zum Standbild des heiligen Georg, das in der Nische auf einem Podest stand und den Ritter beim Lanzenstoß gegen den Drachen zeigte. »Warum? Um Verwirrung zu stiften. Um alle gegeneinander aufzuhetzen.«
    »Aber sahen nicht viele Morde an unseren Leuten aus wie Angriffe von Drachen?«, warf Silena ein. »Ich fürchte, Ihre Annahme ist falsch, Exzellenz.«
    »Denken Sie das wirklich, Großmeisterin?«
    »Verzeihung, dass ich unterbreche. Der Weltenstein ist meiner Ansicht nach der Schlüssel. Finden wir ihn und kommen wir seinem Geheimnis auf die Spur, werden sich einige Rätsel von selbst lüften, das erachte ich als sicher.« Grigorij hatte es nicht länger ausgehalten zu schweigen.
    »Ich habe Hauptmann Litzow Bescheid geben lassen. Die Theben erwartet uns im Anschluss an diese Unterredung und bringt uns rasch nach Innsbruck, bevor sie die Cadmos jagt.« Silena sah den Erzbischof an. »Exzellenz, seit wann stand Cyrano … die Statue in der Eingangshalle? Ich erinnere mich an sie, seit ich denken kann.«
    Kattla dachte nach. »Es werden vorneweg zweihundert Jahre sein, seitdem sie im Besitz des Officiums ist«, antwortete er.
    »Eine lange Zeit, um Geheimnisse des Officiums Nacht für Nacht zu ergründen und das Wissen gegen die Einrichtung zu verwenden.« Arsenie betrachtete bedauernd ihr ruiniertes Kleid, das unter dem Mantel hervorschaute. »Es könnten harte Zeiten auf Sie zukommen.«
    »Wenn Sie wüssten, was wir alles über Medien gesammelt haben«, gab Kattla mit einem bösen Lächeln zurück, »unter denen Sie sich ebenfalls befinden, wären Sie nicht mehr ganz so schadenfroh.«
    »Der Gargoyle hat versucht, mich zu entführen. Was könnte da noch schlimmer werden?« Sie blieb gelassen, was Silena nicht sonderlich wunderte. Um eine Frau wie Madame Sàtra nachhaltig zu erschüttern musste mehr erklingen als eine vage Andeutung.
    »Da wir nun wissen, dass die Sichtungen nicht erfunden waren, haben wir irgendwo in den Archiven einen Hinweis, wie wir gegen Gargoyles vorgehen können und wie wir die harmlosen Steinstatuen an den Häusern und auf den Dächern von denjenigen unterscheiden, die unser Leben wollen?« Silena fürchtete, dass die Antwort unbefriedigend ausfiel.
    Und sie behielt Recht. »Nein, Großmeisterin. Aber da es sich trotz

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