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Die Mächte des Feuers

Die Mächte des Feuers

Titel: Die Mächte des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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einen Cognac, und auch Grigorij hielt ein Glas in der Hand, in dem sich gewiss Alkohol befand. Silena näherte sich ihnen, ihre Gedanken rasten.
    »Gute Arbeit von uns Nichtdrachentötern, wenn Sie mich fragen, Großmeisterin«, sagte der Russe und prostete ihr zu. »War das ein Gargoyle, der das Laufen erlernt hat? Ich bin mir ziemlich sicher, dass es eine ganz ähnliche Kreatur war, die mich in London angriff.« Seine lauten Worte sollten Gelassenheit vortäuschen, doch sein eher blasses Gesicht verriet, dass er den Angriff nicht einfach so weggesteckt hatte.
    Silena verfolgte, wie er sich den nächsten Schnaps einschenkte; seine Finger zitterten leicht. Auch ihr Magen fühlte sich flau an. Cyrano, ihre vertraute Kindheitserinnerung, war zum lebensbedrohlichen Schrecken geworden. Wie oft hatte sie die steinernen Schultern berührt! Silena zwang sich, nüchtern über den Vorfall nachzudenken. »Es würde mir erklären, warum meine Waffen gegen sie nichts ausrichten«, befand sie, und ihre Stimme klang leiser als sonst. »Da es keine Drachen oder irgendwelche Mutationen dieser Teufel sind, wirken die Waffen auch nicht im besonderen Maß.« Sie schaute zu Arsenie, die den Kopf mit einer Hand stützte, die andere hielt den Cognacschwenker umklammert. Sie machte einen apathischen Eindruck. »Was wollte die Kreatur von Ihnen, Madame? Hat sie gesagt, was sie ist?«
    Arsenies rötliche Augen wanderten an ihrem Kleid hinab. »Ich bin vollkommen derangiert«, flüsterte sie und wischte Schmutz ab, was angesichts des Maßes an Dreck eine vergebliche Mühe war.
    »Arsenie, was war das?«, versuchte es Grigorij; er trocknete den Schweiß auf seiner Stirn mit einem bestickten Taschentuch.
    »Eine Stimme in meinem Kopf, so klar und doch so vollkommen anders als meine Geister«, erklärte sie. »Sie suchen mich … Medien … glaube ich.«
    Silena kombinierte intuitiv und blitzartig. Es gab mindestens zwei dieser Gargoyles, Cyrano in München, der andere in London, der Zadornov angegriffen hatte… Was, wenn sie die Museen überfallen hatten? Wenn sie das Flugzeug ihrer Brüder angegriffen hatten? Sie sah die Krallen der Statue genau vor sich und verglich sie im Geiste mit den Spuren an der Fokker Dr-I. In ihrer Vorstellungskraft passten sie perfekt. Doch wie konnte eine Statue laufen lernen?
    Sie wandte sich zu den Drachentötern um. »Hat einer von Ihnen eine Vorstellung, was wir eben gesehen haben? Wie kann eine Statue oder ein Wasserspeier zum Leben erweckt werden?«
    Die Männer und Frauen sahen sich ratlos an, bis ein Wort fiel: »Hexerei!«
    Grigorij lachte laut los, und alle zuckten zusammen. »Ist das ernst gemeint? Wir leben in einer modernen Welt, und Sie nehmen tatsächlich an, dass derartige Zauberkräfte im Spiel sind?«
    »Sind sie es?«, gab Silena die Frage an Arsenie weiter. »Vermögen es Ihre Geister, in tote Gegenstände zu fahren und sie zu beleben, wie wir es soeben gesehen haben? Oder vermag es das Ektoplasma zu tun?«
    »Sie meinten einen Spuk, Großmeisterin. Wenn Geister oder verlorene Seelen das tun, gaukeln sie dem Verstand etwas vor. Sie erschaffen Trugbilder, um die Menschen zu narren und zu ängstigen, sie zeigen sich und bewegen Dinge.« Sie verlangte noch einen Cognac und steckte sich eine Beruhigungszigarette in den Mund; dabei verzichtete sie sogar auf die mondäne Spitze. Plötzlich sah sie richtig ordinär aus. »Was wir eben erlebt haben, war etwas ganz anderes: lebendiger Stein, eine Seele in einer beweglichen und doch steifen Hülle, tot und voller Kraft.« Dankbar nickte sie Marie zu, die ihr den Cognac brachte. »Ich habe eine unglaubliche Wut gespürt, die sich jedoch nicht gegen mich gerichtet hat. Und dieses Wesen war ein … Sklave. Es diente einst jemandem vor vielen, vielen Jahren, Jahrhunderten.«
    Die Wachtmeister standen hilflos umher. Sie wussten nicht, was sie tun sollten, und einer von ihnen kritzelte auf seinem Block herum. Der Wirt des Cafés kam zu ihnen und sprach leise mit den Ordnungshütern, bis er an die Großmeisterin trat.
    »Wird das Officium den Schaden begleichen, Großmeisterin?«, verlangte er barsch zu wissen.
    »Ich bin mir sicher, dass wir eine Lösung finden«, gab sie diplomatisch zurück. Ihr stand der Sinn überhaupt nicht danach, Verhandlungen über Entschädigungen zu führen. Sie fühlte, dass der Fall eine unglaubliche Wendung genommen und ein weiterer Gegenspieler das Feld betreten hatte. Jagte auch er den Weltenstein? Was wollte er mit dem Zepter,

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