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Die Mächte des Feuers

Die Mächte des Feuers

Titel: Die Mächte des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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herfallen und alles verwüsten würden. Die Stadt sah wundervoll aus. Sie war zum größten Teil auf den Hügeln oberhalb des Dnjepr errichtet worden, und im alten Stadtkern am rechten Flussufer überragten Kirchen und die Ruinen von alten Schlössern und Befestigungsanlagen die Hügel. Silena zählte etliche Kathedralen, sah das Perchersky-Kloster, das als eines der heiligsten Gebäude der russisch-orthodoxen Kirche galt, zahlreiche große Gebäude, Theater, Universitäten und andere Bauwerke. Dazwischen gab es grüne Flächen und riesige Plätze. Hier war eines der Zentren gegen den Zaren gewesen, ehe er die aufkeimende Revolution niedergeschlagen hatte. Bis vor fünf Jahren hatte sich der Widerstand gegen die harte Hand des Herrschers in Kiew gehalten.
    »Großmeisterin, wir sind gleich bei Ihnen«, hörte sie in ihrem Funkgerät, und schon schnellten drei weitere Saints an ihr vorbei, zogen in einer Pfeilspitzenformation über die Kathedrale hinweg und schlugen einen Bogen.
    »Bestätigt.« Silena wusste, dass es gute Piloten waren – sie aber nichts gegen Drachen taugten. Sie hätten mindestens zwei Jahre benötigt, um sich mit den Tricks und Kniffen vertraut zu machen, die man einfach brauchte, um am Himmel gegen die Teufel zu bestehen. So waren sie bessere Hilfskräfte, die entweder als Ablenkung oder als Treiber dienten. Keiner von ihnen würde es wagen, sich mit der Lanze gegen einen Drachen zu werfen. »Ihnen allen viel Glück und klare Himmel. Bestätigen.«
    »Negativ. Wir fliegen nicht im Verband?«
    »Negativ. Das macht es für die Drachen nur einfacher. Jeder für sich allein, aber erst, nachdem unsere Verbündeten die schwersten Brocken unserer Gegner ausgeschaltet haben. Bestätigen.«
    »Bestätigt. Woran erkennen wir unsere Verbündeten? Bestätigen.«
    Silena sah die Sonne sich über den Rand des Horizonts erheben. »Schauen Sie nach rechts. Es sollten vier große Drachen sein. Bestätigen.« Sie drehte selbst den Kopf und war gespannt, was sie erkennen würde.
    Vorneweg flog die Drachin, mit der sie gestern Nacht gesprochen hatte, und sie war tatsächlich rot. Ihr folgte ein krokodilähnlicher grauer Drache, dessen Schwingen im Vergleich zu ihren kümmerlich und klein wirkten; er glitt mehr dahin, als dass er flog. Unter ihnen rannte ein smaragdgrüner Drache, der sie an einen Waran erinnerte; er hatte keinerlei Schwierigkeiten, ihrem Tempo zu folgen. Der versprochene vierte fehlte.
    Silena schwenkte die Saint, um auf gleiche Höhe mit Ddraig zu gelangen. Die lässigen, leichten Flügelschläge täuschten über die enorme Geschwindigkeit hinweg. Die rote Drachin musste ein uraltes Exemplar sein, wie sie an der Größe und an den tiefen Rillen in den Schuppen erkannte; die Narben und Kratzer darauf zeugten von etlichen Kämpfen gegen Artgenossen oder Drachentöter.
    Ddraig wandte ihr den schlanken Kopf zu und funkelte sie mit den roten Augen an. Es ist selten, dass sich unsere Arten so annähern, ohne dass sie sich angreifen.
    »Das wird sich bald ändern, wenn wir näher an den Triglav gekommen sind«, sagte Silena und wurde sich gleichzeitig bewusst, dass ihre Stimme nicht durch das Kanzeldach drang. Sie sah sich noch einmal um und benutzte die Spiegel, um hinter sich zu schauen. Es waren noch immer nur drei Drachen. »Sollten es nicht vier von euch sein?«
    Ddraig verstand sie dennoch. Drei von uns werden es auch tun. Die Antwort klang ungehalten, und ohne zu viel hineindeuten zu wollen, nahm Silena an, dass sich einer der Altvorderen um den Kampf gedrückt hatte. Feiglinge gab es auch unter den Drachen. Dieser Tag ist entscheidend für uns alle. Ddraig richtete ihre Aufmerksamkeit wieder nach vorne. Viel Glück.
    Silena zog die Saint senkrecht nach oben, ließ sie über den rechten Flügel um 180 Grad in einer halben Rolle kippen und flog zurück nach Kiew. Sie hatte Ddraig absichtlich keine guten Wünsche mitgegeben. »An alle: Fertig machen«, befahl sie über Funk, während sie knapp über die Dächer der Stadt brauste, um nach den aufgestellten, abmarschbereiten Einheiten zu sehen.
    Die auf zehntausend Mann angewachsene Soldatentruppe des Zaren besetzte die Lastwagen und Fahrzeuge, sogar schwere Panzer mit kleinen Haubitzen befanden sich darunter. Was martialisch aussah und mit noch martialischerem Lärm auszog, würde als Erstes fallen. Silena bedauerte die Soldaten.
    Sie wackelte mit den Flügeln, der alte Fliegergruß, als sie über die Truppen hinwegfegte, und zog wieder nach oben, wo

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