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Die Mächte des Feuers

Die Mächte des Feuers

Titel: Die Mächte des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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nickte zur Zeitung, die auf dem Tisch lag. »Oder haben Sie es noch nicht gelesen? Die Times hat die Erklärung der Drachenfreunde Europas abgedruckt. Sie fordern, dass wir dem Morden ein Ende machen und die geschuppten Götter anbeten sollen, wie es sich gehört.«
    »By Jove! Davor bewahre uns Gott und Queen Viktoria die Zweite, Gentlemen.« MacEwan schenkte sich den Rest aus der Kanne ein und gab das leere Gefäß an einen der Museumsbediensteten weiter – die stumme Aufforderung, noch mehr Tee zu bringen. »Sandwiches wären auch eine ausgezeichnete Idee, mein Lieber«, sagte er freundlich. »Mit Gurke, bitte.« Er zog die Times zu sich und überflog den Artikel.
    »Es scheint denen ernst damit zu sein«, murmelte er. »Ich bezweifle, dass wir mit den Drachen in Frieden leben würden.«
    »Die Waliser können es, Sir«, warf Constable Jones ein. Der schwarzhaarige Heißsporn von gerade mal zwanzig Jahren gehörte erst seit sechs Monaten zu den Bobbies, war jung und ungestüm. Dass er bei den erfahrenen Polizisten saß, diente dazu, ihn zu beruhigen und ihm zu zeigen, worauf es ankam: ruhiges Durchsetzungsvermögen statt unflätiger Schreierei, Schubsen und Schlagen.
    »Die Waliser haben ihre Seele auch an den roten Teufel verkauft, Jones«, gab MacEwan zurück und las den Kommentar zu den Drachenfreunden Europas. Der Redakteur machte sich über die Drachenfreunde lustig und verlangte von der Krone, gegen sie vorzugehen, ehe sich die abstrusen Gedanken weiter verbreiteten. »Recht hat der Mann!« MacEwan pochte nachdrücklich auf die Zeilen. »Man müsste alle Drachentöter und Drachenjäger dorthin schicken und so lange das verfluchte Land absuchen lassen, bis das verdammte Vieh zur Strecke gebracht ist.« Er faltete die Zeitung und legte sie auf den Tisch. »Wo bleiben denn die Gurkensandwiches? Ich bete, dass die Drachenfreunde keine Gurkensandwichs mögen. Ich teile ungern die Vorlieben des Feindes, das habe ich schon so in Indien gehalten. Das Einzige, was sie von mir bekommen können, ist eine Kugel.«
    Die übrigen Constables lachten, nur Jones schaute seinen Vorgesetzten böse an.
    »Ich weiß, was Sie sagen wollen, Jones. Ihr Waliser habt es uns Engländern niemals verziehen, dass wir euch gezwungen haben, unter den Schutz der britischen Krone zu treten. Aber die Queen mag euch«, grinste er und hob die Tasse an, um seinen Tee zu schlürfen. »Sie verbringt gern ihren Urlaub dort.« Er nickte dem Bediensteten zu, der das Getränk bereitet hatte. »Gut gemacht, Sir. Das wärmt das Herz.« Franklin nahm einen Flachmann aus der Tasche und bot MacEwan an, den Tee mit einem Schluck Gin zu verfeinern. »Nein, Franklin, vielen Dank. Erst nach dem Dienst«, lehnte er ab.
    »Eines Tages wird Y Ddraig Goch im Buckingham-Palast erscheinen und die Queen davon überzeugen, dass Britannien unter den Schutz von Wales treten sollte, Sir«, grummelte Jones. »Die Chinesen und Japaner haben nicht Unrecht.«
    Langsam hob MacEwan den Blick, er verlor jeglichen Humor. »Constable, Sie unterstützen doch nicht etwa die Schlitzaugen bei ihrem Schlangenkult?«
    »Nein, Sir«, antwortete Jones, doch man hörte, dass er es nicht ernst meinte.
    MacEwan, stocksteif und gerade sitzend, Unterteller und Teetasse in den Händen, schaute ihn an. »Das rate ich Ihnen, Constable, sonst käme ich sogar auf den Gedanken, dass Sie mit den Spinnern verbrüdert sind, die asiatische Verhältnisse zu uns einschleppen wollen. In dem Fall müsste ich Meldung machen.«
    »Das bin ich nicht, Sir.«
    »Also gut.« MacEwan nippte wieder am Tee. »By Jove, wir hätten sie fertig machen sollen, als wir die Gelegenheit hatten. Wir haben den Reisfressern vor gut zwanzig Jahren schon einmal gezeigt, wo ein Brite sein Gewehr trägt, und jetzt sitzt der Drachenkaiser auf dem Thron.« Sein Gesicht rötete sich, er redete sich in Rage.
    »Wenn mich Ihre Majestät Viktoria die Zweite fragte, ob ich mit unseren Jungs von Indien nach China marschieren würde, bei Gott, ich würde ein lautes Ja schreien, Jones! Ich habe die verdammten Thug-Mörder in Bombay überlebt, da werde ich doch den verfluchten Drachenanbetern den Kopf von den Schultern schießen können!«
    »Bravo, Sir«, nickte Franklin. »Gut gesprochen!« Er hob die Tasse hoch. »Lang lebe die Queen!«
    »Lang lebe die Queen«, kam es sofort von den Polizisten und Museumswärtern, selbst Jones wiederholte den Spruch.
    »Was denken Sie, wer dahinter steckt, Sir?« Franklin steckte seinen Stock in den

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