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Die Mächte des Feuers

Die Mächte des Feuers

Titel: Die Mächte des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Wolken sie aufgefressen und zu Dunst verdaut.«
    »Ich nehme nicht an, dass Hauptmann von Litzow ein Schwesterschiff bauen kann, das es mit der Cadmos aufnimmt?«
    Kattla verneinte. »Unsere Vorräte an Drachenhaut sind so gut wie aufgebraucht, den Rest benötigen wir für Ersatzteile oder Experimente. Es ist nur ein winzig kleines Luftschiff geblieben, der Prototypus der Cadmos. Es besitzt lediglich eine gepanzerte Passagiergondel und ist kein Vergleich.«
    »Rare Drachenhaut?« Silena grinste. »Auch das ist ein Grund mehr für mich, in die Saint zu steigen.«
    »Aber ich bitte Sie, weniger Abenteuersinn als gewöhnlich zu zeigen«, mahnte er inständig. »Bedenken Sie die Folgen, Großmeisterin.«
    »Sicher, Exzellenz. Hat es weitere Anschläge auf unsere Streiter durch das junge Drachenexemplar gegeben?«
    »Nein. Es gab zwar Morde, aber nichts, was uns in Tränen ausbrechen lassen sollte.« Kattla zog eine Schublade an seinem Schreibtisch auf und nahm den Königlich-Bayerischen Herold hervor, blätterte und reichte die aufgeschlagene Seite an sie weiter. »Einer dieser Blavatsky-Jünger wurde umgebracht oder ist aus eigenem Antrieb aus dem Fenster seines Hauses gesprungen. Die Polizei rätselt noch, ob einer der vielen im Haus angetroffenen Seance-Teilnehmer etwas mit dem Ableben zu tun haben könnte.«
    Silena sah an Kattlas Miene, dass er sich über die Theosophische Gesellschaft zum einen amüsierte und sie zum anderen vollkommen ablehnte.
    Helena Petrovna Blavatsky hatte die Organisation ins Leben gerufen und sich zum Ziel gemacht, all die vermeintlichen Wahrheiten über Gott zu horten, zu vergleichen und ein universales Prinzip zu erarbeiten, um die Menschheit in einer universellen Brüderlichkeit zu verbinden. Dabei vermengten sich abstruse Ableitungen aus den Naturwissenschaften mit den Glaubenssätzen der verschiedenen Religionen der Welt und auch philosophischen Anschauungen.
    Der Weltkrieg hatte gezeigt, dass die Theosophische Gesellschaft weit davon entfernt stand, die angestrebte Brüderlichkeit zu erreichen. Heute beschäftigten sich die meisten ihrer Mitglieder mit der so genannten Geisterwelt. Seancen waren in Mode und brachten Geld.
    »Sie halten viele so genannte Medien für Täuscher, Exzellenz.«
    Kattla nickte. »Der Aufklärungswille von Houdini und die Society for Psychical Research sind unsere größten Verbündeten im Kampf gegen den Aberglauben, den sie Spiritismus und Mesmerismus nennen.« Er stieß die Luft aus. »Fliegende Tische, Geister, Erscheinungen aus dem Jenseits – Humbug, Großmeisterin. Je mehr von denen, die an diesem Unsinn festhalten, aus dem Fenster springen, umso besser.«
    Es klopfte, und der persönliche Diener des Erzbischofs trat ein, beugte sich zu ihm herab und flüsterte ihm etwas zu, woraufhin er aufstand. »Ich habe ein unangenehmes Telefonat vor mir, in dem ich dem Kaiser erklären muss, was dem Officium gestohlen wurde.«
    Silena hob die Brauen. »Die kaiserliche Hoheit wird toben und Deutschlands Himmel mit Flugzeugstaffeln überziehen, die nach der Cadmos suchen sollen, nehme ich an.«
    Kattlas Gesichtsausdruck veränderte sich. »Wissen Sie, Großmeisterin, was mir eben in den Sinn kam?«
    Sie konnte es an seinen Augen ablesen. »Dass unsere kriegerisch-kaiserliche Majestät ebenso Verwendung für die Cadmos hätte. Für die Schutztruppen in den afrikanischen Kolonien wäre die Luftunterstützung unbezahlbar.«
    »In der Tat, Großmeisterin. Der Platz an der Sonne könnte mit diesem Luftschiff bald vergrößert werden.«
    Kattlas Mundwinkel zogen sich nach unten. »Dieser Raub kostet mich meine Gesundheit. Beinahe wünschte ich mir, dass die Cadmos vom Blitz zerfetzt vom Himmel fiele. Gott zum Gruße. Und halten Sie mich auf dem Laufenden.« Er wandte sich um und verließ das Zimmer. Silena verneigte sich und nahm die andere Tür, um auf den Flur und von dort ins Treppenhaus zu gelangen. Ihre Hand legte sich auf den Schwertgriff.
    Seit dem Mord an Martha ging sie nicht mehr ohne Waffen aus dem Haus, um sich im Kampf gegen einen der fliegenden Teufel zu verteidigen. Die Pistole taugte dazu nicht und war gegen mögliche Angriffe seitens der Gruppe der Drachenfreunde gedacht; aber die Schwertschneide hatte es in sich. Sie war aus Drachenzahn geformt worden, rasiermesserscharf und hart wie Stahl, dabei leicht wie ein Besenstiel und gut zu führen. Silena hatte zwar noch nie am Boden gegen ein Monstrum gekämpft, aber sie hatte die entsprechende Ausbildung von

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