Die Mächte des Feuers
es tut.« Silena sprach ruhig und wohl überlegt. »In meinem Flugzeug bin ich sicherer als am Boden.«
»Sie bekommen so viel Schutz, wie Sie haben wollen. Gebären Sie Kinder, Großmeisterin.«
»Nein, Exzellenz.«
Er hob die Lider, starrte sie wütend an. »Sie wagen es noch immer…«
»Ich muss! Ich habe den Tod meiner Brüder zu rächen, den Mörder von Großmeisterin Martha zu finden, und ich muss die Cadmos suchen. Es gibt mir zu viele Rätsel, Exzellenz, denen ich auf den Grund gehen muss.«
»Sie sind kein Detektiv, Großmeisterin. Überlassen Sie diese Dinge der Polizei und uns.«
»Ich habe nicht den Eindruck, als käme die Polizei sonderlich weit, Exzellenz. Es ist meine Aufgabe, und ich ahne, was hinter den Anschlägen steckt: Ein junger Drache mordet hinterrücks und hält sich nicht mehr an den Codex des Zweikampfes. Auch eine Beteiligung der Drachenfreunde schließe ich nicht aus.«
Kattla schüttelte den Kopf. »Das sind gute Gründe, Sie nicht mehr an der Jagd teilnehmen zu lassen.«
Silena trat einen Schritt nach vorne. »Verzeihen Sie mir die offenen Worte, aber es ist mein fester Entschluss, den Sie nicht unterbinden können. Sollten Sie Ihr Verbot aufrechterhalten, werde ich die Reihen der Drachenheiligen verlassen und auf eigene Faust nach den Mördern suchen, Exzellenz. Irgendjemand wird mir eine Maschine überlassen, und wenn ich sie mir von den Drachenjägern stehlen muss, wird Gott mir meine Tat verzeihen, da sie Höherem dient. Aber alleine, Exzellenz«, sie kam noch näher auf Kattla zu, »steigt die Gefahr für meinen Leib und mein Leben. Es wäre demnach besser, wenn ich mit Ihrem Segen aufstiege und eine verlässliche Bodenmannschaft zur Verfügung hätte.«
Der Erzbischof betrachtete sie durch seine gespreizten Finger hindurch. »Sie sind stur und uneinsichtig, zudem erpressen Sie mich, Großmeisterin. Wie Ihr Vater Athanasius.« Er seufzte. »Ich kann nichts dagegen tun und hatte doch auf Ihre Einsicht gehofft. So gebe ich nach und kehre den Spieß um. Auch Sie werden dafür etwas geben müssen.« Er stand auf, hob die rechte Hand. »Schwören Sie mir, Großmeisterin, dass Sie, sobald Sie Ihre Aufgaben erfüllt haben, eine Familie gründen und weitere Drachentöterinnen und -töter in die Welt setzen werden, auf dass wir den Teufeln Einhalt gebieten können, wie es unsere Verpflichtung ist – oder ich sage Ihnen voraus, dass es für Sie keine Gnade im Jenseits geben wird, wenn Sie umkommen und vor das Angesicht Gottes treten werden!«
Silena nickte. »Ich schwöre es, Exzellenz, denn ich sehe die Notwendigkeit.« Sie hob die Hand ebenfalls zum Schwur, der ihr nichts ausmachte. Sollte es aus irgendeinem Grund dennoch nichts mit Kindern werden und sie eines Tages vor Gott treten, würde sie ihm alles erklären. Er war sicherlich verständiger als der Erzbischof. »So soll es sein.«
Befreit atmete Kattla aus. »Wenigstens dieses Zugeständnis konnte ich Ihnen abringen.«
»Ich habe es niemals abgelehnt, eine Familie zu gründen, nur der Zeitpunkt passte mir nicht, Exzellenz«, lächelte sie erleichtert und fühlte sich wie nach dem Ende eines arbeitsamen Tages, obwohl es nur eine Unterhaltung gewesen war. Zugegebenermaßen eine anstrengende Unterhaltung. Silena hätte sich über die Anordnungen des Erzbischofs hinweggesetzt, doch sie ging lieber mit als ohne seinen Segen. Jetzt wurde es spannend, was das Kommende für sie bereithielt. Aufregung erfasste sie. »Was hatte es mit der Cadmos auf sich, und wer wusste davon?« Silena benötigte mehr Hintergrund, um ihre Suche zu beginnen. »Wem schreiben Sie den Diebstahl zu?« Sie nahm auf dem Sofa Platz, er setzte sich wieder in seinen Sessel.
»Das Luftschiff war als Luftlandebasis für die Staffel gedacht: Ihre beiden Brüder und Sie als Piloten, dazu zwei Ersatzmaschinen, die in zwanzig Tagen an jedem Ort dieser Welt sein könnten, wenn es die Lage erfordert. Niemand wusste von dem Vorhaben, wenn es auch nicht wirklich geheim gehalten worden war.« Kattla nannte die gleichen Verdächtigen, die auch sie sich bereits ausgemalt hatte: Ganz oben auf der Liste standen die Drachenjäger welcher Gruppe auch immer, danach rangierten Agenten von ausländischen Mächten, die etwas gegen das Deutsche Kaiserreich planten und die Cadmos als schlagkräftige Waffe sahen; weniger in Betracht zog er die Drachenfreunde. »Bislang haben unsere Aufklärer nichts von dem Luftschiff entdecken können«, schloss er ärgerlich. »Als hätten die
Weitere Kostenlose Bücher