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Die Mächte des Feuers

Die Mächte des Feuers

Titel: Die Mächte des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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unten.
    Abwehrend hob sie die Hand, auch wenn ihre Füße die ganze Zeit über im Takt wippten und es überall in ihr kribbelte.
    Eris ahnte es. »Kommen Sie. Es weiß hier ja keiner, dass Sie eine Drachentöterin sind.« Wieder nahm er ihre Hand und zog sie einfach mit sich, die Treppe hinab und schnurstracks auf die Fläche der Tanzenden, wo kaum noch ein freies Plätzchen war.
    Silena gab sich dem Rhythmus hin, ihre Arme und Beine bewegten sich von selbst, sie lachte dabei und betrachtete Eris, der sich nicht weniger geschickt als sie anstellte. Er hatte sicherlich schon hundertmal getanzt. Der Schweiß rann überall an ihr herab, nach dem vierten Lied verlangte sie eine Pause.
    »Gehen wir wieder nach oben«, schlug er vor, hakte sich bei ihr ein und lief voraus. Als sie die Treppe erreichten, wurde er von einem besonders feisten Mann zur Seite gedrängt. Eris rutschte von der Stufe, die er eben betreten hatte, und prallte gegen Silena. Sie fing ihn geistesgegenwärtig auf.
    Er drehte sich zu ihr – und küsste sie nach kurzem Zögern auf den Mund.
    Sie stand wie erstarrt. Seine Lippen waren weich und warm, schmeckten nach Salz und dem Drink, den er sich gegönnt hatte, und sein Duft betörte sie.
    Dennoch stieß sie ihn zurück, obwohl alles in ihr nach mehr verlangte. Er hätte sie zumindest fragen können, ehe er sich den Vorstoß erlaubte.
    Sie blitzte ihn aus den grünen Augen an, wandte sich um, stürmte zum Ausgang. Sie hörte nicht auf sein Rufen, sondern schlüpfte durch die Lücken in der Menschenmenge.
    Sie entkam auf die Straße und rannte sofort los, bog in die nächste Gasse und winkte sich eine Droschke herbei.
    Silena sprang hinein, das Gefährt fuhr los. Sie meinte, Eris noch an der Ecke gesehen zu haben, dann verschwand er in der Dunkelheit.
    Sie fuhr sich mit dem Zeigefinger über die Lippen. Ihr Herz schlug langsamer, das normale Denken setzte wieder ein.
    »Ich Idiotin!« Der Schreck hatte sie aus dem Coco Club getrieben, die Erfüllung ihrer Träume war zu schnell Wirklichkeit geworden. Morgen würde sie sehen, ob Eris Mandrake pünktlich zum Abflug der Theben erschien oder ob er ihre Flucht vollkommen falsch verstanden hatte.
    Sie zog den Anhänger nach vorn, der beim Laufen verrutscht war, und schloss die Augen.

VIII.
     
    »Es war dringend notwendig, dass die Drachentöter im späten Mittelalter unter einem Dach versammelt wurden. Nur so ließ sich der Krieg gegen die Teufel in all ihren Formen besser koo r dinieren. Wir sind eine Gruppe aus Kämpfern aus aller Herren Länder, aber uns eint das Ziel: die Auslöschung der Drachen, bevor sie uns auslöschen. Was ohne Frage geschehen würde, wenn es die Drachentöter nicht gäbe. Ich habe noch keinen Pa n zer gesehen, der einen Drachen bezwang.«
     
    Erzbischof Kattla aus der Serie ›Drachentöterinnen und Dr a chentöt er im Verlauf der Jahrhunderte‹
     
    Im ›Münchner Tagesherold‹, Königlich-Bayerisches Hofblatt vom 21. Juni 1924

19. Januar 1925, Edinburgh, Provinz Schottland, Königreich Großbritannien
     
    Die Theben schwebte über dem in der Dämmerung liegenden Edinburgh. Silena genoss die Aussicht über die schottische Provinzhauptstadt nur mit halbem Herzen, weil sie ohne Eris in der Gondel stand.
    Der Geheimagent war nicht zum Abflug erschienen, und eine Verzögerung hatten sie sich nicht erlauben dürfen.
    Hauptmann Litzow hatte sie auf die Wetterlage aufmerksam gemacht. Eine Stunde später, und das Luftschiff hätte wegen eines schweren Unwetters über London nicht starten können.
    Sie musste an den Hinweis denken, dass Drachen angeblich auch Gewitter heraufbeschwören vermochten. Hatte der Fünfender sie am Boden halten wollen?
    »Wir landen, Großmeisterin«, verkündete Litzow. »Es sieht gut für uns aus.«
    »Aye, Hauptmann.« Die Theben neigte sich nach unten und schob sich der Erde entgegen. Einmal mehr bereiteten sich die Landemannschaften im Frachtteil der Gondel auf ihren Einsatz vor.
    Silena zwang sich dazu, an das Kommende zu denken und nicht an Eris. Bei nächster Gelegenheit würde sie die Nummer wählen, die sie von ihm bekommen hatte, und sich für ihre Reaktion auf seinen Kuss entschuldigen. Hoffentlich gab es ein Wiedersehen mit ihm.
    Während die Theben an die Kette gelegt und in den Hangar für Luftschiffe geschleppt wurde, stand sie bereits am Ausgang und konnte es nicht erwarten, die Ausstellung zu besuchen. Sie nahm zwei Soldaten der Bodenmannschaft mit und ließ sich mit dem neuen Wagen der

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