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Die Maechtigen

Titel: Die Maechtigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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uns beide ein. »Oder haben Sie wirklich geglaubt, dass ich mir diese Gelegenheit entgehen lassen würde?«
     

67. Kapitel
    »Sie sollten nicht hier sein«, warne ich Khazei.
    »Ich darf Ihnen sagen, dass Sie sich auch in diesem Punkt irren«, entgegnet er.
    Wie immer versucht er, mich in die Ecke zu treiben. Aber allein sein Anblick, seine manikürten Fingernägel und sein hochmütiges Grinsen sorgen dafür, dass meine Furcht überraschend schnell in Wut umschlägt. »Sie stören mich bei meiner Arbeit. Und Sie stören den Präsidenten«, erwidere ich gereizt.
    »Ach, der Präsident und Sie sind also ein Team?«
    »Das habe ich nicht gesagt. Ich habe nur gesagt, dass Sie stören.«
    »Beecher, tun Sie mir den Gefallen und setzen Sie sich.« Er deutet auf den Stuhl und den Tisch in der Mitte des Raumes und den Handwagen voller Dokumente daneben.
    Ich bleibe, wo ich bin. Was ihn nicht weiter zu stören scheint.
    »Beecher, ich habe sehr lange und sehr gründlich nachgedacht. Ich könnte weiterhin Druck auf Sie ausüben. Ich kann Sie weiter schikanieren und Ihnen das Leben schwer machen. Oder aber ich will ehrlich mit Ihnen sein.« Bei seinen letzten Worten sinkt seine Stimme zu einem Flüstern herab.
    »Wissen Sie, wo ich gearbeitet habe, bevor ich hier anfing?« Khazei stützt sich auf den Handwagen. »Ich war ein Cop in Virginia. Die Bezahlung war gut. Aber es gab zu viele Überstunden. Und die Pension war nicht einmal annähernd so gut wie die hier, deswegen habe ich den Job gewechselt. Aber als Polizist habe ich eines gelernt: Manchmal wissen gute Menschen nicht, was gut für sie ist. Verstehen Sie, was das bedeutet?«
    »Das bedeutet, Sie haben in letzter Zeit zu viele Selbsthilfebücher gelesen.«
    »Nein. Es bedeutet, Sie haben keine Ahnung, wie viele Waffen auf Ihren Kopf gerichtet sind. Ich möchte Ihnen eines sagen: Ich kenne Ihre Freundin Clementine. Und ich weiß auch, wer ihr Vater ist. Was erklärt, warum Sie sie unbedingt verstecken wollen. Zugegeben, ich weiß nicht, warum Orlando gestorben ist, aber ich weiß, dass Präsident Orson Wallace laut Zeitplan vor zwei Tagen in diesem Raum hätte sein sollen. Weiterhin weiß ich, dass der Secret Service alles in seiner Macht Stehende unternommen hat, um Nachforschungen der Spurensicherung zu behindern. Und obwohl es mehr als zwei Dutzend SCIFs in diesem Gebäude gibt, zwischen denen der Präsident wählen kann, will er aus einem unerfindlichen Grund unbedingt mit Ihnen in ausgerechnet diesem Raum sein, wo sich vor weniger als achtundvierzig Stunden Orlando aufgehalten hat. Bevor man ihn unten auf dem Teppich tot aufgefunden hat. Ich weiß, dass Sie ein schlaues Kerlchen sind, Beecher. Welchen Deal auch immer Sie mit dem Präsidenten abschließen …«
    »Ich schließe keine Deals …«, beteuere ich.
    »Dann haben Sie noch größere Probleme, als ich vermutet habe. Sehen Sie sich den Totempfahl genau an, an den Sie gefesselt sind. Sie befinden sich ganz unten. Wenn ein Präsident in einen Skandal verwickelt wird und der Totempfahl umkippt und alle anfangen, ›Achtung, Holzschlag‹ zu schreien, wissen Sie, wie man dann den Mann nennt, der ganz unten an den Totempfahl gebunden ist? Das ist der Sündenbock.« Er wirft mir einen durchdringenden Blick zu.
    »Moses ist vor dem Archiv angekommen« , plärrt es aus Khazeis Walkie-Talkie.
    »Beecher, Sie brauchen einen Rettungsring. Ich werfe Ihnen einen zu. Fangen Sie ihn auf.«
    »Moses ist im Fahrstuhl« , verkündet das Walkie-Talkie. »Ankunft in einer Minute …«
    Jemand klopft an die Metalltür. Der Secret Service will, dass der Raum offen und empfangsbereit ist. Dieser Aufforderung kann sich auch Khazei nicht entziehen.
    »Bitte, Beecher«, sagt er und öffnet den Sicherheitsriegel der Tür. In meinen Ohren knackt es, als die Tür nach innen schwingt und das Vakuumsiegel gebrochen wird. »Ich flehe Sie förmlich an, fangen Sie ihn auf.«
    Das sind die letzten Worte, die ich von Khazei höre. Ohne mich noch eines Blickes zu würdigen, tritt er in den Gang, wo ihm drei Secret-Service-Agenten in Zivil mit Handzeichen bedeuten, schleunigst zu verschwinden.
    Ein blonder Agent mit einer winzigen Nase tritt zu mir in den SCIF und bezieht Position in der hinteren linken Ecke. »Dreißig Sekunden«, flüstert er mir freundlicherweise zu. »Und übrigens, er hat gute Laune.«
    Ich nicke. Ich weiß diese Mitteilung zu schätzen.
    Innerhalb von Sekunden erstirbt jedes Geräusch.
    Es ist die Ruhe vor dem Sturm.
    Von

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