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Die Maechtigen

Titel: Die Maechtigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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Secret-Service-Agenten. Er steht wie angewurzelt in der gegenüberliegenden Ecke. Er erwidert meinen Blick offen und ohne jede Unsicherheit. Der Präsident beugt sich auf seinem Stuhl nach vorne, stützt die Ellbogen auf den Tisch und widmet sich dem Dokument. Ich verfolge jede Bewegung wie ein Ladendetektiv, der eine Gruppe lautstarker Jugendlicher mit Skateboards beobachtet.
    Der SCIF ist nicht sehr groß. Bereits drei Personen lassen die Raumtemperatur ansteigen. Zumindest fühlt es sich so an.
    Aber die Wärme ist nicht wirklich der Grund, dass ich zu schwitzen beginne; zuerst nur an den Handflächen, dann am ganzen Körper.
    Orson Wallace sitzt dort am Tisch so ruhig wie eh und je; beinahe lächerlich ruhig, so als würde er die Sonntagszeitung lesen.
    Zehn Minuten lang stehe ich so da und fühle mich in meinem Arbeitskittel allmählich wie eine Backkartoffel in Alufolie. Die einzige Bewegung, die ich mir erlaube, besteht darin, den salzigen Schweiß von meiner Oberlippe zu lecken.
    Der Präsident drei Meter von mir entfernt lässt sich nicht das Geringste anmerken.
    Nach zwanzig Minuten schmerzt mein Rücken, weil ich mich nicht bewegen kann. Der Schweiß auf meiner Oberlippe schmeckt kaum noch salzig.
    Immer noch kommt nichts vom Präsidenten.
    Nach einer halben Stunde zieht er einen Stift hervor, normalerweise benutzen nur Archivare und Forscher Stifte, dann nimmt er sich den nächsten Stapel mit Präsidentenbriefen vor.
    Ansonsten: nichts, einfach nichts. Und noch mehr nichts. Bis …
    Am anderen Ende des Raumes drückt der blonde Agent den Zeigefinger ans Ohr. Jemand spricht in seinen Ohrhörer.
    Ohne ein Wort geht der Agent zur Tür und öffnet den Metallriegel. Der Präsident ist es gewöhnt, dass sich die Leute um ihn herum bewegen. Er schaut nicht hoch. Auch nicht, als der Abfall des Luftdrucks es in unseren Ohren knacken lässt.
    Der blonde Agent steckt den Kopf aus der Tür, der Agent draußen flüstert ihm etwas zu. Irgendetwas geht hier vor. Und die Art, wie der Agent immer wieder zwischen mir und seinem Boss hin. und hersieht, macht mir klar, dass sie mich auf keinen Fall mit dem Präsidenten alleine lassen werden, obwohl das ein gesicherter Raum ist und ich die entsprechende Sicherheitsstufe habe.
    »Ich brauche zwei Minuten«, ruft der Agent mir zu und verlässt den Raum.
    Bevor ich auch nur reagieren kann, höre ich das scharfe Sauggeräusch von der Tür, die erneut das Gewölbe luftdicht verschließt.
    Mein Blick zuckt zu dem rotwangigen Präsidenten, der vollkommen in seine Lektüre vertieft ist. Wie schon zuvor sehe ich nur die Geister, die hinter ihm in der Luft schweben: Orlando und Clementine … den verschütteten Kaffee … den Stuhl, der umkippt. Wenn dieser Raum nicht gewesen wäre … und wir das Wörterbuch nicht gefunden hätten … und Orlando nicht so schnell … Das hätte ich fast vergessen. Das, was Orlando sich geschnappt hat.
    Ich schaue hinauf zur Decke. Die Videokamera ist da, wo sie immer ist. Und beobachtet uns.
    Der Schweiß sammelt sich in der Mulde auf meiner Oberlippe.
    Deswegen hat der Präsident kein Wort gesagt. Deswegen hat er sich nicht bewegt, während er sich über die alten Dokumente lehnt. Und deswegen hat Dallas zufolge Wallace seine sogenannten Klempner überhaupt erst gegründet.
    Er weiß, dass er beobachtet wird. Er wird immer beobachtet.
    Wenn er eine Nachricht übermitteln will, muss das sehr subtil geschehen.
    Ich bin Archivar. Ich kann warten.
    Ich bleibe in meiner Ecke und beobachte ihn weiterhin scharf. Ich betrachte, wie er dasitzt; er bevorzugt offenbar den rechten Arm, stützt sein Gewicht mehr auf ihn, als er sich über den Tisch beugt.
    Ich bemerke, dass er die Dokumente nie berührt. Er respektiert ihren Wert.
    Ich beobachte sogar, wie er beide Füße immer fest auf den Boden stellt. Aber davon abgesehen …
    Nichts.
    Ich warte weiter.
    Immer noch nichts.
    Er blickt nicht hoch, sucht keinen Blickkontakt. Stellt keine Fragen … Dann verstreichen weitere fünf Minuten …
    Nichts.
    Die Tür öffnet sich wieder, und der blonde Secret-Service-Agent kommt herein. Aber er nimmt seinen Platz hinten in der Ecke nicht wieder ein.
    »Sir, wir müssen jetzt aufbrechen«, erklärt er und wartet an der Tür, die er mit der Hand aufhält.
    Der Präsident nickt und tippt mit dem Radiergummi seines Bleistiftes gegen sein Kinn. Er liest noch ein paar Zeilen, dann erhebt er sich von seinem Stuhl und verdreht sich dabei ein wenig. Es sieht aus, als wolle sein

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