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Die Maechtigen

Titel: Die Maechtigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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draußen hört man ein leises Klick-Klack, ein Paar blank polierte Herrenschuhe kommen durch den langen Gang.
    Als Orson Wallace dann um die Ecke biegt und den Raum betritt, weiche ich unwillkürlich einen Schritt zurück. Ich habe ihn noch nie von Angesicht zu Angesicht gesehen. Aber ich kenne natürlich das Gesicht. Jeder kennt das Gesicht. Die rosigen Wangen. Die beruhigenden grauen Augen. Als ob die Titelseite einer Zeitung direkt auf mich zukommt.
    »Sir, dies ist Beecher White. Er wird Sie heute betreuen«, verkündet der blonde Agent. Mir wird im selben Moment klar, dass Wallace ohne Berater hierhergekommen ist.
    Die zwei Tonnen schwere Metalltür schlägt mit einem dumpfen Knall zu, dann schieben sich die Stahlriegel vor, und ich bin in diesem fensterlosen, abhörsicheren und luftdichten Gewölbe mit dem Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika allein.
    »Freut mich, Sie kennenzulernen, Beecher.« Wallace geht sofort an den Tisch mit dem Handwagen und dem einzigen Holzstuhl in der Mitte des Raumes. »Schön, dass Sie uns heute zur Hand gehen.«
     

68. Kapitel
    »Das ist die dümmste Idee, von der ich jemals gehört habe«, brauste der Friseur auf. »Warum haben Sie ihn da einfach reingeschickt?«
    Dr. Palmiotti am anderen Ende der Leitung antwortete nicht.
    »Ich habe Sie etwas gefragt«, fauchte der Friseur.
    »Das habe ich gehört. Und jetzt hören Sie mir zu: Ihr Tonfall gefällt mir nicht!«, warnte Palmiotti ihn.
    »Es gibt nicht den geringsten Grund, ihn diesem Risiko auszusetzen.«
    »Ihr Tonfall gefällt mir nicht«, wiederholte Palmiotti.
    Der Friseur atmete tief durch und schaute an der Steinmauer in dem schmalen Durchgang hinter dem Friseurladen hoch, wo die Friseure immer ihre Pausen verbrachten. Ein Windstoß trug den unangenehmen Gestank der Mülltonnen herüber. »Ich meine nur, dass er nicht hätte dort hingehen sollen.« Der Friseur war jetzt viel ruhiger. Er wusste, dass er mit dem Telefonanruf eine Grenze überschritten hatte. Aber er vergaß niemals die Regeln, schon gar nicht nach dem, was ihrer Meinung nach passiert war. Kein einziges Mal benutzte er den Namen des Präsidenten.
    »Ich weiß Ihre Sorge zu schätzen«, erwiderte Palmiotti mit unverhohlenem Sarkasmus. »Aber wir wissen genau, was wir tun.«
    »Das glaube ich kaum. Ihn dorthin gehen zu lassen …«
    »Wir wissen, was wir tun, klar? Es gibt nicht das geringste Risiko. Er befindet sich nicht in Gefahr. Und er hat jetzt die Chance, herauszufinden, wer am anderen Ende der Schnur in die Blechdose quasselt. Also nochmals vielen Dank für Ihre Anteilnahme, aber machen Sie jetzt einfach das, was Sie am besten können. Dann können wir mit dem weitermachen, was wir am besten können.«
    Bevor der Friseur etwas entgegnen konnte, war die Verbindung beendet. Dr. Palmiotti hatte aufgelegt.
    Er war schon als Kind ein Wichser, dachte Laurent, als er durch die Hintertür wieder in den Friseurladen trat, um sich ganz auf seinen nächsten Kunden zu konzentrieren.
     

69. Kapitel
    Ich warte darauf.
    Beobachte.
    Wühle sinnlos in den Taschen meines blauen Arbeitskittels, während ich auf der Stelle hin und her schwanke.
    Der Präsident ist seit knapp zwei Minuten hier. Er sitzt an dem langen Tisch und nimmt die Schachteln und Dokumente in Augenschein, die in ordentlichen Stapeln auf dem Handwagen aufgebaut sind.
    »Benötigen Sie Hilfe, Sir?«, erkundige ich mich.
    Er schüttelt fast unmerklich den Kopf und greift nach einem Ordner im unteren Regal des Wagens. Darin befindet sich ein einseitiges Dokument in einer Klarsichtfolie. Ich habe es auf der Liste gesehen. Es ist ein handgeschriebener Brief von Abraham Lincoln, als er noch ein einfacher Bürger war. Darin verlangt er von der Regierung, bessere Straßen zu bauen. Auf dem Wagen liegt noch ein anderer Brief, von Andrew Jackson. Darin fordert er ebenfalls mehr Geld für die öffentliche Hand, lange bevor er gewählt wurde. Wie ich gehört habe, liebt Wallace solche Briefe: geschrieben von unseren großen Politikern, bevor sie unsere großen Politiker wurden. Damit beweisen sie, dass es ein Leben vor und nach dem Weißen Haus gibt.
    Aber als Wallace jetzt einen Blick auf Lincolns kritzelige Schrift wirft, geht es ihm wohl um etwas weitaus Wichtigeres als um kluge Lebensweisheiten seiner Vorgänger.
    Wenn Dallas und seine Kontaktpersonen vom Culperring recht haben, was die große Frage ist, will Wallace reden. Und zwar mit mir.
    Ich werfe einen Blick auf den blonden

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