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Die Maechtigen

Titel: Die Maechtigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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keiner der Aushilfen ihr beim Packen der Tüten helfen würde. Jeder von ihnen war ganz unauffällig an eine andere Kasse verschwunden, wenn sie bezahlt hatte.
    Es ist einfach so, die Menschen sind immer eine Enttäuschung , dachte Minnie, als sie zwischen den Dosen mit billigem Thunfisch die Flasche mit billigem Aspirin herausfischte und dann die Lebensmittel selbst einpackte.
    »Das macht dann noch … fünfzehn Dollar und vier Cents«, sagte die Kassiererin und warf einen verstohlenen Blick auf Minnies breiten Brustkorb und den tiefen, männlichen Haaransatz. Minnie entging das natürlich nicht. Sie ließ sich ihre schwarze Haarmähne in die Stirn fallen und hoffte, damit ihr Gesicht zu verdecken.
    Minnie umschlang die beiden braunen Lebensmitteltüten, drückte sie fest an ihre Brust, hob sie mit einem Ruck hoch und trat dann durch die automatischen Türen nach draußen.
    Am grauen Himmel von Ohio zeigten sich noch ein paar allerletzte, rosa Streifen, als die Sonne der Dunkelheit wich.
    »Brauchst du Hilfe?«, rief jemand.
    »Wie bitte?« Minnie verlor ihr Gleichgewicht, als sie sich umdrehte, und hätte fast die Tüten fallen lassen.
    »Hier, lass mich … Warte«, sagte ein Junge mit etwas zu viel Gel in seinem stacheligen braunen Haar. Er hielt die beiden Tüten fest, bevor sie zu Boden fallen konnten.
    »Mann, sind die schwer«, sagte er mit einem herzlichen Lächeln und ging neben ihr. »Du bist ganz schön stark.«
    Minnie starrte ihn an, als sie endlich sein Gesicht sehen konnte. Sie kannte ihn von der Highschool. Er war ein Jahr älter und ging in die elfte Klasse. Griffin. Sein Name war Griffin.
    »Was willst du?«, fragte sie voller Misstrauen.
    »Nichts. Ich war … Es sah einfach so aus, als könntest du Hilfe gebrauchen …«
    »Wenn du willst, dass mein Bruder dir ein Bier ausgibt, frag ihn selbst«, gab sie zurück. Sie wusste sehr genau, womit Orson seine Frühjahrsferien hier verbrachte.
    »Nein … das ist es nicht … Kannst du nicht einfach mal zuhören?« Er umfasste die Tüten noch einmal fester, wobei die Tätowierung auf seinem Unterarm sichtbar wurde. Eine Schwarze Acht. »Ich hatte nur gehofft, na ja, weiß nicht … vielleicht …« Griffin blieb an der Ecke stehen und suchte nach passenden Worten. »Vielleicht könnten wir mal … ausgehen?«
    »Ist das dein Ernst?«
    »Klar … Sicher. Ich … ich habe dich in der Schule gesehen. Du trägst immer dieses T-Shirt von den Smiths «, meinte er und Minnies fleischige Wangen leuchteten feuerrot. »Die Smiths sind cool.«
    »Ja, sie sind … irgendwie cool«, erwiderte sie. Sie war nicht fähig, ihn anzusehen, sondern starrte auf ihre schwarzen Converse und bemühte sich ungeschickt, ihre Lederjacke ein wenig zu öffnen, damit er ihr T-Shirt von den English Beat sehen konnte. Der Stoff spannte sich fest um ihren runden Bauch.
    »Ja, English Beat sind auch cool.« Griffin nickte beifällig, während er die braunen Papiertüten fester packte. Er warf ihr erneut einen verstohlenen Blick zu.
    Sie überquerten die Straße, und Griffin zeigte auf den geparkten schwarzen Dodge Aspen. Er war schlecht überlackiert worden. »Wenn du willst, fahre ich dich nach Hause«, bot er ihr an.
    »Das ist nicht nötig.«
    »Weiß ich«, sagte er und schielte wieder zu ihr hinüber, diesmal viel länger. »Würde ich aber gerne. Echt.«
    Es war nicht dieses Angebot, das Minnie überrumpelte. Auch nicht sein Lächeln. Es war die Art, wie er sie ansah. Ganz direkt. In diesen sechzehn Jahren hatte sie noch nie jemand angesehen, sondern immer nur angestarrt.
    Griffin dagegen sah sie an. Er blickte sie richtig an. Und lächelte.
    Er lächelte immer noch, als Minnie verlegen den Blick abwandte.
    Minnie hatte das Gefühl, als müsste sie gleich explodieren. Sie konnte nicht lange wegschauen. Sie richtete sich auf, ohne jede Furcht, und erwiderte seinen Blick.
    »Okay«, sagte sie, stellte sich neben das Auto und wartete darauf, dass er die Tür öffnete.
    Er hielt beide Tüten fest, beugte sich vor und streifte sie fast mit dem Arm. Er war ihr jetzt so nahe, dass sie das frische Brot in der Tüte riechen konnte, und seinen Atem, der nach schwarzer Kirschlimonade roch.
    Sie sah ihn direkt an und wartete darauf, dass er etwas sagte.
    Stattdessen hörte sie ein gedämpftes Keuchen …
    … ein Lachen.
    Es kam von links. Sie drehte den Kopf und blickte über die Schulter. An der Ecke standen zwei Typen, ein Schwarzer mit einer Hip-Hop-Frisur und ein Weißer mit einem

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