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Die Mädchen (German Edition)

Die Mädchen (German Edition)

Titel: Die Mädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Döhring
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Stufen sitzen zu lassen.
Sie betätigte den Lichtschalter, wandte sich wieder der Frau zu und schreckte
unweigerlich zurück. Die Frau hatte die Augen geöffnet und ein Grinsen hatte
sich auf ihrem Gesicht breit gemacht. Luisa konnte sich nicht helfen, aber es
wirkte irgendwie schwachsinnig, wahrscheinlich vom Alkohol verzerrt.
    „Entschuldigen Sie, aber soll ich
Sie nicht lieber zu Ihrer Wohnung bringen?“
    Das Grinsen erfror. „Sie sind es.“
    Luisa blinzelte verwirrt. Sprach
die Frau mit ihr? Sie kannte sie doch gar nicht. Sie war ja erst das zweite Mal
in diesem Haus. Wahrscheinlich verwechselte sie sie mit jemandem. Die Frau
machte Anstalten, aufzustehen und Luisa machte einen Schritt auf sie zu, bereit,
ihr unter die Arme zu greifen.
    „Stopp!“ rief die Frau und Luisa
hielt inne. „Fassen Sie mich ja nicht an.“
    Sie tat ja gerade so, als ob sie
ihr etwas antun wollte. Dabei hatte sie nichts anderes im Sinn, als ihr zu
helfen.
    „Ich wollte Ihnen nur die Hand
reichen.“
    Sie war aufgestanden. „Ihre Hand
brauche ich nicht.“
    Allmählich wurde es lächerlich. Da
bot sie ihre Hilfe an und erntete nichts als Misstrauen. Warum sollte sie sich
das noch länger antun? Sie war schließlich nicht Mutter Teresa. Sollte die blöde
Kuh doch selbst sehen, wie sie klar kam. Sie drehte sich um und zog die Haustür
auf.
    „Sie haben keine Ahnung, wer ich
bin, oder?“
    Die Feindseligkeit in ihrer Stimme
war einer gewissen Nachdenklichkeit gewichen. Luisa fuhr herum, aber sie
verstand gar nichts. Wieso sollte es für sie von Bedeutung sein, wer die Frau
war? Sie war wahrscheinlich Timos Nachbarin. Und? Scheiße, schon wieder war das
Licht aus. Sie drückte hastig auf den Knopf. Die Frau war die ersten Stufen
hoch gegangen, stand auf dem Treppenabsatz und blickte von dort zu ihr
hinunter. Und Luisa fiel etwas auf, das ihr bislang entgangen war und ihr ein
merkwürdiges Bauchgrummeln verschaffte. Die Frau sah ihr verdammt ähnlich.
Nein, nicht einfach nur ähnlich, mit etwas längeren Haaren wäre sie beinahe wie
ihr eigenes Spiegelbild gewesen.
    „Ganz eindeutig.“
    Mein Gott, was wurde hier gespielt?
    „Dabei ist es so offensichtlich,
wenn man erst mal darüber nachdenkt.“
    Sie drehte sich um und ging nach
oben.
    „Wovon reden Sie?“ presste Luisa
hervor.
    „Fragen Sie Timo.“
    Und auf einmal war alles klar. Mit
einem Schlag fühlte sich Luisa wie ein Boxer, der gleich angezählt werden
würde. Ihre dunkle Ahnung, dass da noch etwas aufgearbeitet werden musste,
hatte sie nicht getäuscht. Timo hatte was mit dieser Frau gehabt. Und wie es
den Anschein hatte, waren weder er noch sie darüber hinweg.
     
    Timo hatte die Gedanken an Doreen
doch noch erfolgreich verdrängt und das schneller als gewöhnlich. Schon als er
im Wagen saß, hatte er nichts anderes als seine Mutter im Kopf, die vor Sorge
bestimmt fast umkam, und er versuchte, die verlorene Zeit durch riskante
Fahrmanöver wieder einzuholen. Er brauchte keine fünf Minuten bis zur Uniklinik,
ein Rekord, selbst für ihn. Er hielt am Haupteingang, stieg in Windeseile aus
dem Wagen und fragte den Pförtner nach der Notaufnahme. Der erklärte ihm müde, dass
er einmal um den Komplex herumfahren und auf dem letzten Stück des
Besucherparkplatzes parken musste. Dann würde er die Notaufnahme schon sehen.
Na super! Er sprang wieder in seinen Wagen und drei Minuten später hatte er den
Parkplatz erreicht. Weitere drei Minuten später betrat er das entsprechende Gebäude.
    Er passierte zwei, drei große
Türen, die er per Knopfdruck selbst öffnen konnte, und fand sich dann in einem
kleinen Wartezimmer wieder, in dem eine Frau und ein Mann saßen. Die Frau war
in Tränen aufgelöst und Timo zwang sich, nicht in ihre Richtung zu sehen, um
sich nicht runterziehen zu lassen. Der Informationsschalter hinter der Glasscheibe
war nicht besetzt und so ging er ungeduldig davor auf und ab.
    „Ja bitte?“
    Er hatte die Schwester gar nicht
kommen hören. „Timo Hansen. Mein Vater ist heute Nacht eingeliefert worden. Ich
würde gern zu ihm.“
    Die Schwester, eine rundliche Frau
um die Fünfzig, blätterte in ihren Unterlagen.
    „Ach hier, Hansen. Er hat die
Notaufnahme schon verlassen. Er liegt jetzt auf der Intensivstation.“
    „Kann ich zu ihm?“
    Sie zuckte mit den Achseln. „Das
kann ich Ihnen nicht sagen. Da müssen Sie den zuständigen Arzt fragen.“
    „Wo finde ich den?“
    Sie beschrieb ihm den Weg zur
Intensivstation und nannte ihm Dr. Schreiber als

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