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Die Mädchen (German Edition)

Die Mädchen (German Edition)

Titel: Die Mädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Döhring
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ein Dämmerzustand.“
    „Kann ich zu ihm?“
    Der Arzt zögerte einen Moment und
sah zu Timo hinüber. „Sind Sie der Sohn?“
    Timo zog erstaunt die Augenbrauen
hoch. „Ja, warum?“
    „Wie ich schon sagte, Ihr Vater hat
arge Probleme beim Sprechen, aber soweit wir das verstehen konnten, sind Sie
derjenige, den er sehen möchte.“
    Timo starrte ihn an, während seine
Mutter hysterisch zu lachen begann.
    „Wie bitte?“ fragte er.
    Seine Mutter wollte am Arzt vorbei,
doch der stellte sich ihr in den Weg. „Bitte, Frau Hansen. Ihr Mann hat ganz
klar zu verstehen gegeben, dass er Sie auf keinen Fall sehen möchte.“
    Sie sah aus, als hätte man ihr ins
Gesicht geschlagen und wahrscheinlich fühlte sie sich auch genauso. Sie tat ihm
furchtbar leid, das hatte sie nicht verdient. Und Timo verstand gar nichts. Wieso
wollte sein Vater seine Mutter nicht sehen? War zwischen ihnen etwas
vorgefallen, das seine Mutter verschwiegen hatte? Und wieso wollte er ihn
sehen?
    „So etwas Albernes“, sagte seine
Mutter, aber ihre Stimme strafte ihre Worte Lügen. „Ich gehe jetzt zu ihm.“
    „Bitte, Frau Hansen“, versuchte Dr.
Schreiber noch einmal. „Ich kann verstehen, dass sie verletzt sind und dass Sie
bei Ihrem Mann sein wollen. Aber im Moment geht es nicht um Sie. Es geht um
Ihren Mann, dem es ziemlich schlecht geht. Ich bin sein Arzt und für ihn
verantwortlich. Ich möchte nicht riskieren, dass sich sein Zustand verschlechtert,
nur weil wir uns nicht an seine Bitte halten. Als sein Arzt rate ich Ihnen
nicht nur, ihn nicht zu sehen, ich verbiete es Ihnen.“
    Das saß. Seine Mutter machte auf
dem Absatz kehrt und verschwand, ohne sich noch einmal umzudrehen. Timo war wie
erstarrt und brachte es nicht fertig, ihr nachzulaufen oder ihr zumindest
hinterher zu rufen.  
    „Kommen Sie?“ fragte Dr. Schreiber.
„Sie wird sich schon wieder beruhigen.“
    Timo wechselte einen Blick mit
Luisa, die ihm aufmunternd zunickte. „Geh ruhig. Ich warte hier.“
    Timo folgte dem Arzt. „Ich verstehe
das nicht“, sagte er kopfschüttelnd.  
    Dr. Schreiber zuckte mit den
Achseln. „Man kann nie sagen, was solch ein Schlaganfall alles auslöst.“ Er
warf Timo einen Blick zu und deutete seine Miene richtig. „Sie machen sich
Sorgen, ob zwischen Ihren Eltern etwas vorgefallen ist und Ihr Vater Ihre
Mutter deshalb nicht sehen möchte. Das sollten Sie nicht tun. Es muss überhaupt
nichts bedeuten. Vielleicht hat der Anfall auch etwas aus der Vergangenheit wieder
hoch geholt. Man kann das nie so genau sagen.“
    Timo nickte, immer noch
verunsichert. Was wollte sein Vater ausgerechnet von ihm? Es war ja nicht so,
als ob sie das beste Verhältnis hatten. Sie kamen miteinander aus, aber das war
es auch schon, zu sagen hatten sie sich nichts. Wenn er mal bei seinen Eltern
war, liefen die Gespräche immer über seine Mutter. In den Augen seines Vaters
war er unter seinen Möglichkeiten geblieben. Er hätte Jura studieren und in
seine Kanzlei einsteigen sollen, das war der Weg, den er für ihn vorgesehen
hatte, aber stattdessen hatte er sich für eine Ausbildung mit anschließendem Studium
und Traineeprogramm entschieden. Dass er genau das tat, was ihm gefiel, kaufte
ihm sein Vater nicht ab. Er war der Meinung, er hätte den Weg des geringsten
Widerstandes gewählt, aus Angst, beim Jurastudium zu versagen. Dass ihn die
Rechtswissenschaften und der Beruf seines Vaters überhaupt nicht
interessierten, war für ihn unbegreiflich. Na, er lebte halt in seiner eigenen
Welt. Doch eben weil das so war, tappte er komplett im Dunkeln, warum sein
Vater ihn und nicht seine Mutter an seiner Seite wollte. Wollte er ihm etwas
mitteilen? Oder war er einfach nur verwirrt?
    Dr. Schreiber öffnete eine Tür und
ging mit ihm in das Zimmer. Timo bekam einen gehörigen Schreck, als er seinen
Vater sah. Dass sie nicht das beste Verhältnis hatten, änderte nichts an der
Tatsache, dass er eben sein Vater war und es da doch Gefühle gab, die in
solchen Momenten alles andere überdeckten. Er hing an Schläuchen, sein Gesicht
hatte die Farbe von Kuchenteig. Sein Mund stand offen und hing links etwas herunter.   
    Dr. Schreiber ließ ihn mit ihm
allein. Timo setzte sich auf den Stuhl, der neben dem Bett stand, und berührte
seinen Vater am Arm. Er sah, wie seine Augenlider flatterten, dann hörte er
ganz leise seine Stimme.
    „Timo?“
    „Sch... Ja, Vater, ich bin hier.“
    „Deine…Mutter?“
    Es tat Timo fast körperlich weh zu
sehen, wie schwer seinem

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