Die Mädchen (German Edition)
Hoffnung, sich in Ruhe noch
mal Gedanken über alles Geschehene und wie sie damit umgehen sollte machen zu
können
, verpuffte vor
ihrem inneren Auge wie eine Seifenblase.
Im Wohnzimmer drehte Birthe sich zu ih
r herum
, während sie sich aus
ihrer Jacke pellte
. „Wohnst du
jetzt hier?“
Sie warf die Jacke über die Sofalehne.
Die Feindseligkeit in ihrer Stimme
war nicht zu überhören. Z
oe
wusste, dass Birthe von jeher eifersüchtig darauf gewesen war, was sie und
Almut miteinander verband.
Es war verständlich,
reichte ihre Freundschaft länger zurück, als Birthe auf der Welt war.
Birthe
Sie
hatte sich zwar nie dazu geäußert, aber
sie merkte es
an
der Art, wie sie mit ihr umging
.
U
nd jetzt,
angesichts dieser Katastrophe, an der sie
nicht
ganz
unschuldig war, musste sie sich natürlich noch mehr als sonst zurückgesetzt
fühlen.
Zoe musterte sie einen Moment. Sie sah müde aus.
Ihre grünen Augen, sie so
nst
voller Lebensfreude sprühten,
hatten ihr Strahlen verloren.
Auf der Stirn und um den Mund
waren Furchen zu sehen, die sie
zuvor noch nie wahrgenommen hatte.
Ihr feuerrotes Haar
war
in einem Zopf nach hinten gebunden und
ohne Glanz.
Zu ihren Jeans trug sie eine
n beigefarbenen
Pulli, der am Bund
ausgeleiert war und ihr gar nicht
stand.
Es ging ihr offensichtlich nicht
gut und in Zoe regte sich so etwas wie Mitgefühl.
„Ich habe mir bis Montag frei genommen, um Almut
und Judith zu helfen.“
„Wie nobel.“
Das war’s mit dem Mitleid.
„Was willst du hier?“
Birthe zog die Augenbrauen hoch. „Meinst du, ich
muss mich vor dir rechtfertigen? Das ist das Haus meiner Schwester, nicht
deins.
“
Zoe seufzte absichtlich laut, um ihr zu zeigen, wie
unsinnig sie die Bemerkung fand
,
ging an ihr vorbei
und
setzte sich wieder auf das Sofa. In aller Ruhe
nahm sie den Becher und nippte an ihrem Tee.
Wenn sie eins beim Coaching gelernt hatte, dann
dass man auf einen aufgebrachten Menschen immer mit Ruhe und Gelassenheit
reagieren sollte, wenn man einen
heftigeren
Konflikt vermeiden wollte.
Freundlichkeit nahm in der Regel dem zornigen Gegenüber
den Wind aus den Segeln.
Übertrieb
man dieses Spielchen allerdings, konnte das auch ins Gegenteil kippen,
weil
man dann vermutete,
dass der andere
einen
nicht
ernst nahm.
Zoe hatte sich dieses Wissen
schon häufiger zu eigen gemacht, wenn sie jemanden aus der Reserve locken wollte.
Bei Birthe fand sie es nicht schlimm,
wenn diese dadurch sauer wurde.
Die junge Frau
Birthe
war stehen geblieben
, hatte sich aber
wieder zu ihr hingedreht.
„Was ist
mit
Almut
?
“
„Sie schläft.“
„Ich würde gern mit ihr sprechen.“
Und wieso erst jetzt? Wo hatte sie denn den ganzen
Tag über gesteckt
?
„Du kommst reichlich spät, findest
du nicht?
“
„Du warst doch da.
“
„Und du hast nicht mal angerufen.“
„
Ich wollte nicht am Telefon mit Almut sprechen.“
„
Dann musst du sie
jetzt
wohl wecken.“
Birthe nickte, machte aber keinerlei Anstalten,
sich vom Fleck zu rühren.
Es schien beinahe so, als ob sie darauf wartete, von ihr zurückgehalten zu
werden.
Den Gefallen
würde sie ihr nicht tun. Sie war schließlich kein Wachhund.
Außerdem konnte Birthe ihr dann
den Schwarzen Peter zuschieben
, wenn Almut später von ihr wissen wollte, warum
sie sich nicht hatte blicken lassen.
So dumm war sie nicht.
„Wie geht es ihr?
“ fragte sie nach einer Weile.
„Was meinst du wohl?
“
Birthe kam auf sie zu und nahm ihr gegenüber Platz.
„Es tut mir so schrecklich leid, Zoe.“ Ihre Stimme war ganz leise geworden und
Zoe sah, wie sich ihre Augen mit Tränen füllten.
„Wenn ich
es
ungeschehen machen könnte, würde ich das auf der
Stelle tun.“
Zoe stellte ihren Becher ab. „Sag das nicht mir.“
„Ich zermartere mir das Hirn, was ich falsch
gemacht habe in der letzten Zeit. Vielleicht hätte ich alles verhindern können,
wenn ich mich mehr um Sina gekümmert hätte.
“
Davon war Zoe nicht überzeugt. „Ich glaube nicht,
dass das was geändert hätte.
“
Birthe wischte sich über die Augen und sah sie
überrascht an. Sie hatte scheinbar nicht damit gerechnet, dass sie ihr zur
Seite stehen würde.
„Meinst du nicht?“
„Nein. Ich glaube nicht, dass irgendeiner von euch,
weder du, noch deine Schwester oder Marius schuld ist
, dass Sina tot ist
.
Sich hinterher Vorwürfe zu machen, bringt überhaupt
nichts.
Der Mörder ist
schuld
, sonst niemand
.
“
„
Aber ich fühle mich schuldig.“
„Weil sie
Weitere Kostenlose Bücher