Die Mädchen (German Edition)
bestimmt nicht einfach für euch.“
Es klang mitfühlend, aber in ihrem
Gesicht spiegelte sich etwas anderes wider, das er nicht so richtig deuten
konnte.
„Das kannst du laut sagen.“
„Deine Frau ist bestimmt bei ihrer
Schwester, oder?“
„Ja.“
„Dann bleibt sie doch noch ein
bisschen weg.“
Aha! Er hatte es ja gleich gewusst.
Die Sache mit dem Fernseher war großer Mist, nur ein Vorwand für sie, sich ihm
zu nähern.
„Nadine, ich will das nicht. Wie
oft soll ich dir das noch sagen?“
Sie kam auf ihn zu und schlang die
Arme um ihn. „Ich weiß, dass du das nur sagst, weil das von dir erwartet wird.
In Wahrheit brennst du doch darauf, es mit mir zu tun.“
Ihre Berührungen verursachten nicht
nur einen wohligen Schauer, der über seinen Rücken lief. Sie hatte Recht.
Natürlich hätte er sie am liebsten sofort vernascht. Welcher Mann wäre nicht in
Versuchung gekommen, wenn sich ein hübsches Mädchen derart bereit zeigt? Und
wären sie beide hier nicht in seiner
Wohnung gewesen, hätte er ihr vielleicht auch nachgegeben. Aber er hatte nicht
vergessen, was Birthe und er im letzten halben Jahr durchgemacht hatten und er
war nicht scharf darauf, so etwas erneut zu erleben. Er würde seine Ehe nicht
noch einmal derart leichtfertig aufs Spiel setzen.
Er löste sich aus ihrer
Umklammerung und hielt ihre Hände fest. „Ich möchte dich wirklich bitten zu
gehen.“
Sein eindringlicher Blick schien
sie zu überzeugen. „Ist ja gut. Ich hab’s verstanden.“ Sie wand sich unter
seinem Griff. „Und jetzt lass mich bitte los.“
Er ließ von ihr ab und hob beide
Hände. „Ich bring dich zur Tür.“
Sie ging ihm voran durch den Flur,
drehte sich aber noch mal zu ihm um, die Hand schon an der Türklinke. „Ich
glaube, ich sollte deiner Frau mal einen kleinen Tipp geben.“
Er stutzte. „Was meinst du?“
Sie verzog das Gesicht zu einem
spöttischen Grinsen und zeigte auf seine Hose. „Na, dass sie es dir mal
vernünftig besorgen soll. Wenn eine kleine Umarmung dich schon so auf Touren
bringen kann, bist du doch wohl schon lange nicht mehr flachgelegt worden.“
Sie wartete seine Reaktion nicht
ab, sondern riss die Tür auf, verließ die Wohnung und zog die Tür hinter sich
ins Schloss. Peinlich berührt starrte Ole an sich herunter. Verdammt! Die Beule
in seiner Hose war in der Tat nicht zu übersehen. Er merkte, wie ihm die
Schamesröte ins Gesicht stieg, weniger wegen seiner Erektion als vielmehr
darüber, was er dadurch über seine Ehe verraten hatte. Natürlich hatte Nadine
ihre Bemerkung in erster Linie als billige Retourkutsche abgefeuert, weil er
sich nicht auf sie eingelassen hatte, aber unwissentlich hatte sie genau ins
Schwarze getroffen.
„Ich halte das hier für keine gute
Idee“, sagte die junge Frau und kniff dabei die Augen zusammen. „Aber das hab
ich Ihnen ja schon am Telefon gesagt."
Luisa blieb ungerührt. Was die Frau
von ihrem Treffen hielt, spielte keine Rolle, Hauptsache, sie war da. Für sie
war das die einzige Möglichkeit, mit Timo abzuschließen.
„Darf ich mich trotzdem
setzen?"
Es war nicht schwierig gewesen,
ihre Nummer zu finden. Siewers gab es in Lübeck nicht viele und sie war die
einzige ohne Vornamen und Adresse im Telefonbuch. Sie hatte es den ganzen Tag
von der Firma aus versucht und dann jede halbe Stunde von zu Hause, aber immer
war das Band angesprungen. Sie hatte schon aufgeben wollen, als Frau Siewers
dann doch noch den Hörer abgenommen hatte. Geschockt hatte sie dann ein paar
Sekunden gebraucht, um reagieren zu können.
„Bitte." Frau Siewers zeigte
auf die Bank ihr gegenüber.
„Danke.“ Luisa setzte sich und sah
sich in der Kneipe um. Sie saßen in der letzten Nische auf der linken Seite vor
dem Fenster, das noch eine Einfachverglasung hatte und im Winter bestimmt den
Wind durch jede Ritze ließ. Die Kneipe hatte etwa zehn Tische, ein paar
gegenüber der Bar vor dem Eingang und den Rest zu beiden Seiten in ihrem Gang.
Um diese Zeit waren nicht mehr viele Tische belegt, aber an der Bar war noch
recht viel Betrieb.
Frau Siewers hatte ein Glas
Apfelschorle vor sich stehen und ein kleines Tablett mit Besteck und Pfeffer
und Salz.
„Sie haben schon etwas bestellt?“
„Ich hab noch kein Abendbrot
gegessen.“ Sie nickte und grinste verlegen. „Currywurst mit Pommes. Nicht
gerade gesund um diese Zeit, aber es soll eine der besten in der Stadt sein.“
„Das stimmt auch.“ Luisa hatte
selbst schon
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