Die Mädchen (German Edition)
mit
geschlossenen Augen und ließ den Wein langsam seine Kehle hinunterlaufen.
Herrlich! Genau das hatte er jetzt gebraucht.
„Dann wollen wir jetzt mal essen.
Du musst ja schon total ausgehungert sein.“
Das traf es ziemlich genau. Eine
Weile aßen sie schweigend vor sich hin und Glen genoss jeden Bissen, zum einen
weil es wirklich schmeckte und zum anderen, weil er die Gesellschaft genoss und
jeden Augenblick festhalten wollte.
„Ich hab gehört, dass ein Mädchen
ermordet aufgefunden wurde. Es kam dauernd im Radio heute, als ich im Hotel
war. Ihr habt sicher sehr viel zu tun.“
Philipp arbeitete neben dem Studium
aushilfsweise an der Rezeption eines Hotels, das Schlüter gehörte. Er war zwar
bei ihm ausgezogen, aber weil er kein Geld von seinen Eltern annehmen wollte
und kein Bafög bekam, brauchte er den Job, um sich einigermaßen über Wasser zu
halten.
„Sei mir bitte nicht böse, aber ich
möchte heute echt nichts mehr von meiner Arbeit hören.“
„Ist okay. Aber bei meiner Arbeit
passiert leider nicht so viel.“ Er verzog das Gesicht zu einem Lächeln. „Na,
dann erzähl ich dir eben, dass ich mich heute mit meinem Bruder getroffen habe.
Ich hab ihm von dir erzählt.“
Glen war überrascht. Philipp hatte
schon mehrere Anläufe unternommen, aber immer wieder in letzter Minute einen
Rückzieher gemacht. Für ihn spielte das keine Rolle. Er selbst hatte viele
Probleme mit seinen Eltern durchlebt, bis er ihnen endlich die Wahrheit sagen
konnte, und danach war es nicht gerade einfacher geworden mit ihnen. Er war der
letzte, der Philipp deswegen unter Druck setzen würde.
„Und? Wie hat er reagiert?“ fragte
er, während er ihnen noch ein Glas Wein einschenkte.
Philipp erzählte ihm, wie es
gelaufen war. „Ich kann dir gar nicht sagen, wie erleichtert ich bin.“
Das konnte er sich vorstellen. Er
wusste ja aus eigener Erfahrung, wie schwer es war, den ersten Schritt zu
machen. Bei ihm war es damals eine Freundin gewesen, der er als erstes anvertraut
hatte, dass er schwul war.
„Ich freu mich für dich.“
„Aber weißt du, was witzig ist?
Gunnar hat mich nach Doreen gefragt.“
Glen zog erstaunt die Augenbrauen
hoch. „Was? Wieso das denn?“
Philipp grinste. „Na,
offensichtlich hat sie bei ihm einen bleibenden Eindruck hinterlassen.“
„Im Ernst? Er hat Interesse an
ihr?“
„Er fand sie heiß.“ Er setzte das
letzte Wort mit beiden Händen in Anführungszeichen.
„Und? Was hast du gesagt?“
„Dass ich da leider nichts für ihn
tun kann.“
Glen nickte nachdenklich. Was
Doreen wohl dazu sagen würde? Ob sie sich überhaupt an Gunnar erinnern konnte?
Wahrscheinlich. Aber besonders ins Auge gefallen war er ihr sicher nicht, sonst
hätte sie ihm das bestimmt gesagt. Spätestens seit sie wusste, dass er mit
seinem Bruder zusammen war. Doreen und Gunnar? Er und seine beste Freundin in
derselben Familie? Je länger er darüber nachdachte, umso besser gefiel ihm
diese Idee. Vielleicht kam Doreen dann endlich von dem Trip mit Timo herunter,
wenn sie merkte, dass sich auch andere Männer für sie interessierten. Die Sache
mit Timo war er mittlerweile wirklich leid geworden, er konnte nicht einmal den
Namen mehr hören. Bei dem ganzen Hin und Her konnte einfach nichts Gutes herauskommen.
Und wenn die Ablenkung mit einem anderen Mann nur bewirkte, dass sie ihn endlich
abschoss, war es einen Versuch wert. Er musste grinsen.
„Was?“
„Warum eigentlich nicht?“
„Du findest es gut?“ Philipp
staunte.
„Wir können es doch mal
ausprobieren.“
„Du willst sie verkuppeln?“
„Das vielleicht nicht. Aber wir
könnten ja ein Treffen zu viert arrangieren und dann wird sich ja rausstellen,
ob die beiden sich verstehen.“
„Du willst sie verkuppeln.“
„Dazu müssen sich die beiden aber
darauf einlassen.“
Und so gut ihm das alles auch
gefallen würde, war er letztendlich nicht überzeugt, dass Doreen für einen
neuen Mann in ihrem Leben bereit war.
Zoe Ludwig
suchte im Schrank über dem Herd nach einem Tee, den
sie sich vor dem Schlafengehen machen konnte.
Sie wühlte in den verschiedenen Packungen herum
und verzog leicht das Gesicht
.
Hatte
Almut
etwa nur Beutel? Sah ganz danach aus.
Pfefferminz
, Kräuter, Good Morning Tea,
Kamille
, Früchte
.
Na gut, dann Kamille. Sie nahm zwei Beutel und
holte aus einem anderen Schrank eine Kanne
, in die sie die Beutel hängte
.
Dann füllte sie den Wasserkocher und stellte ihn
an.
Sie
stützte sich mit den Händen auf
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