Die Mädchen (German Edition)
wäre.
Es war fies,
die beiden Schwestern so gegeneinander abzuwägen,
aber
während Sinas Tod
in ihr keine Trauer auslöste, wäre
Judith
s Tod
für sie eine
r
Katastrophe
gleich gekommen
.
aber genau das war ihr erste Gedanke gewesen, als
Almuts Anruf sie erreichte.
Gott sei Dank
betraf es Sina und Judith ging es gut.
Sie würde niemals verstehen, w
ie sich dieses herrliche Geschöpf
nur an solch einen widerlichen Typen wegwerfen
konnte.
Was sah sie bloß in
dem
? Der war es doch nicht einmal wert, mit ihr in
einem Raum
zu sein
, die gleiche Luft zu atmen
.
Er hatte sie doch nur, damit er vor seinen Kumpels
mit ihr Eindruck schinden konnte.
Warum sah sie nicht, dass sie etwas viel Besseres
verdient hatte?
Dass Bent tatsächlich so etwas wie
Zuneigung für sie empfand, glaubte sie keine Sekunde.
Der dachte nur an sich.
Hätte er sonst sofort Reißaus genommen, als sie ihm
am Morgen
die Pistole
auf die Brust gesetzt hatte?
Zoe seufzte und goss sich einen Becher Tee ein. S
ie pustete kurz darüber und nahm
vorsichtig
einen kleinen Schluck. Heiß. Na,
geschmacklich nicht auf höchstem Niveau, aber es ging so durch.
Was man eben von Beuteln so erwarten konnte.
Zum Einschlafen
eigentlich genau das Richtige, aber
sie zweifelte daran,
dass
sie diese Nacht zur Ruhe kommen würde
, mit dem Wissen
,
dass Judith direkt im Zimmer nebenan lag
.
Wann hatte es angefangen? S
ie konnte es nicht mehr genau
sagen, aber irgendwann hatte sie halt festgestellt, dass sie mehr für die Tochter
ihrer Freundin empfand als normale Zuneigung.
Sie hatte es erst gar nicht verstanden, aber als
sie eines Nachts nach einem mehr als erotischen Traum schweißgebadet aufwachte,
war ihr plötzlich alles klar. Sie hatte sich in dieses Mädchen verknallt, bis
über beide Ohren.
Über
sich selbst entsetzt, hatte sie
zunächst
alles versucht, um ihr aus dem Weg zu gehen.
Ihr war klar, dass diese Liebe
aussichtslos war
, dass
sie keine Chance hatte, und es tat einfach zu weh, sie ständig sehen zu müssen,
mit
der Gewissheit, ihr niemals n
äher
kommen zu können.
Sie hatte gehofft, dass es ihr dadurch gelänge,
sich irgendwie zu entlieben, d
och das hatte nicht funktioniert. Ihre Sehnsucht
nach diesem Mädchen wurde
so groß,
so irrational,
dass sie es nicht mehr ausgehalten hatte.
Also
musste
sie das Problem anders an
gehen
.
Vielleicht war es ja besser, sie häufiger zu sehen,
um
sich selbst immer wieder mit
der Aussichtslosigkeit dieser
Situation zu konfrontieren.
Vielleicht würde sie ja erkennen, dass Judith
aus der Nähe
gar nicht so
liebenswert war, wie es aus der
Ferne schien
, dass sie
Fehler hatte, die
sie
nicht tolerieren konnte
.
Almut hatte ohnehin schon gefragt, warum sie so
wenig Zeit für sie hatte
.
Sie hatte ihre Arbeit
vorgeschoben, aber das war auch nur begrenzt glaubwürdig.
Wenn ihre Freundin nichts merken
sollte,
kam sie sowieso
nicht darum herum, wieder häufiger
ihre
Nähe zu suchen.
D
ie Wahrheit konnte sie ihr ja wohl schlecht auf die
Nase binden.
Was hätte sie ihr sagen sollen? Du,
ich kann nicht zu dir ko mmen,
weil ich dann deiner Tochter begegne, in die ich mich verknallt habe?
Almut hätte dafür sicher kein Verständnis gehabt.
Sie wusste von ihrer Veranlagung, schon seit der Schule, und es hatte für sie
nie eine Rolle gespielt, aber wenn es ihre Tochter betraf, hätte alle Toleranz
ein Ende gehabt.
Zoe hätte alles getan, um zu
verhindern, dass Almut von ihren Gefühlen für Judith erfuhr
.
Also hatte sie so getan, als ob nichts los war und
es hatte sie innerlich fast zerrissen. Natürlich hatte
sie sich verkalkuliert. Man kann
eben Gefühle nicht planen
oder durch die Vernunft abschalten
.
Wann immer sie Judith begegnete, schlug ihr Herz so
laut, dass sie dachte, jeder um sie herum müsste es hören.
Sie
konnte an nichts anderes denken als an dieses
schöne Mädchen und d
ie
Vorstellung, was sie mit ihrem Freund so alles trieb, war unerträglich für sie.
Es klingelte an der Tür. Unwillkürlich warf sie
einen Blick auf
die Uhr, die auf dem Regal an der
Wand ihr gegenüber stand.
Wer kam um zehn Uhr abends noch vorbei? Sie erhob sich und ging zur Haustür. H
inter dem geriffelten Glas konnte
sie eine Person stehen sehen, die aussah wie eine Frau.
Sie öffnete.
„Birthe.“
Unterkühlt.
„Hallo Zoe.
“ Noch kühler, wenn das ging.
„
Lässt du mich rein?
“
Zoe ließ sie an sich vorbei und schloss
die Tür hinter ihr.
Was
wollte
die
jetzt
hier? Ihr schlechtes Gewissen beruhigen?
Ihre
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