Die Mädchen (German Edition)
schaffen
machen können? Nein, er wollte es vor der Polizei verstecken, davon war er
überzeugt, für dumm verkaufen ließ er sich nicht. Aber was war so Wichtiges auf
dem Computer, dass er ihn unbedingt verstecken wollte?
Scheiße, jetzt hatte er nicht
aufgepasst. Da hatte er doch sein drittes Leben auch noch eingebüßt. Das war
ihm noch nie passiert. Er hatte bislang immer die vierte Spielebene erreicht, bevor
er zwei Leben verloren hatte. Verdammt! Das lag nur an Bent. Er konnte sich
überhaupt nicht mehr auf die wichtigen Sachen in seinem Leben konzentrieren,
weil ihm dieses bescheuerte Notebook im Kopf herumschwirrte. Aber das würde
sich bald ändern. Er würde schon herausfinden, was daran so von Bedeutung war,
wenn es erst einmal in seinem Besitz war. Er war zuversichtlich, die Dinge zu
finden, die Bent unbedingt geheim halten wollte. Selbst wenn er alles mit einem
Passwort geschützt hatte, würde ihm das nicht viel helfen, Bent war schließlich
kein Einstein und Pinky hatte sich noch an keinem Code vergeblich die Zähne
ausgebissen.
Er hörte Bents Motorrad näher kommen,
das Klingeln an der Haustür, das Bellen des Hundes und wie seine Mutter zur Tür
schlurfte. Dass sie aber auch nie die Füße anheben konnte. Also wirklich! Eine
Minute später stand Bent bei ihm im Zimmer. Pinky drehte sich auf seinem Schreibtischstuhl
zu ihm herum.
„Deine Mutter hat mich
reingelassen“, sagte Bent überflüssigerweise.
„Das ist es?“ Pinky hielt sich
nicht einer Begrüßung auf und zeigte auf das Notebook unter seinem rechten Arm.
„Ja. Und hier sind die USB-Sticks.“
Bent kam auf ihn zu und reichte ihm beides. Er nahm es und legte es auf seinen
Schreibtisch neben sein Keyboard.
„Wie lange soll ich es für dich
aufbewahren?“
„Kann ich noch nicht sagen.“
„Okay.“ Pinky nickte und wollte
sich wieder seinem Spiel zuwenden, doch Bent machte keine Anstalten zu gehen.
„Sonst noch was?“
„Willst du es da liegen lassen?“ Er
zeigte auf seinen Schreibtisch.
„Ich pack es gleich in den Schrank.
Nun mach dir mal keine Sorgen. Meine Mutter kommt hier nie rein. Sie weiß, dass
ich ein Riesentheater mache, wenn sie hier was durcheinander bringt.“
Bent nickte, schien aber immer noch
unschlüssig. „Dann danke erst mal.“
„Ist gut.“ Er drehte sich um und
tippte ein wenig auf seinem Keyboard herum, klar signalisierend, dass das
Treffen hiermit beendet war.
„Ach und Pinky?“
Er drehte nur den Kopf leicht in
seine Richtung.
„Wegen der Party. Ich hol dich dann
ab.“
„Alles klar. Du, ich bin hier
gerade mitten im Spiel.“
„Okay, ich bin auch schon weg.“
Er hörte, wie sein Freund die Tür
hinter sich zuzog und die Treppe hinunterging. Sofort sprang er auf, ging zur
Tür und legte sein Ohr daran. Er lauschte, wie Bent noch ein paar Worte mit
seiner Mutter wechselte und dann das Haus verließ. Er wartete, bis er sein
Motorrad gestartet hatte und weggefahren war und drehte dann den Schlüssel
herum. Seine Mutter kam zwar wirklich nie rein, aber man konnte nicht
vorsichtig genug sein. Er eilte zurück an seinen Schreibtisch und machte sich
an die Arbeit. Er schloss das Notebook an seinen Computer an und ließ es hochfahren.
Er öffnete hier und da ein paar Dateien, schaute sich ein wenig in seinen
Ordnern um und sah seine Vermutung bestätigt. Bent hatte tatsächlich ein
Passwort vergeben und somit den Zugriff auf ein paar Dateien gesperrt. Pinky
grinste. Als ob das ein Problem darstellte.
Zehn Minuten später hatte er nicht
nur das Passwort geknackt, sondern auch das Material gesichtet, das Bent vor
Unbefugten hatte schützen wollen. Er lehnte sich zurück, zufrieden mit sich
selbst, seine Angst verflogen. Ein schlechtes Gewissen, dass er sich an Bents
Sachen zu schaffen gemacht hatte, hatte er nicht. Es war ja seine eigene
Schuld, wenn er einem Hacker seinen Computer anvertraute. Er fand auch, er
hatte es verdient, hatte er doch bislang wesentlich mehr riskiert als sein
Freund. Und außerdem hatte er jetzt etwas gegen ihn in der Hand, das ihre Freundschaft
wesentlich ausgeglichener verlaufen lassen konnte. Bent hatte ihn am Mittwoch
angelogen.
Vorher
Ich bekam eine SMS, dass sie auf
mich wartete und es kaum erwarten konnte, bis ich endlich auftauchte. Es war
das erste Mal, das sie den Schlüssel benutzt hatte. Ich war froh, dass ich mein
Handy auf lautlos gestellt hatte, denn dadurch entging ich neugierigen Fragen.
Leider las ich die Nachricht erst eine Stunde, nachdem sie
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