Die Mädchen (German Edition)
dieses Mal ging es deutlich
schneller, bis sie umsprang. Zwei Minuten später öffnete Behrend für sie beide
die Tür des Computerfachgeschäfts. Interessiert sah Funke sich im Laden um, der
für seinen Geschmack ein wenig zu dunkel war, aber was wusste er schon? Er
konnte sich nicht erinnern, jemals in einem solchen Geschäft gewesen zu sein.
An den Wänden waren PC-Spiele und Zubehör wie DVDs oder Mäuse in Regale
einsortiert. Gegenüber der Tür war ein langer Tresen, der die Kunden am
Weitergehen hinderte und hinter dem zwei Mitarbeiter standen, die beide keine
fünfundzwanzig waren, man musste wohl jung sein, um die Technik begreifen zu
können, und zwei männliche Kunden berieten. Einmal ging es um eine Grafikkarte
für hochauflösende Spiele, bei dem anderen um ein Problem mit einer Festplatte.
Der dritte Kunde war eine Frau, die ein kleines Kind an der Hand hielt, das
irgendwie eingeschüchtert wirkte. Wahrscheinlich lag das an der ungewohnten
Umgebung, was Funke gut nachvollziehen konnte. Ein dritter Mitarbeiter, etwas
älter als die beiden anderen, kam von hinten an den Tresen. Er trug einen
grauen Overall, hatte eine Brille auf der Nase und sah aus, als ob er eben eine
geraucht hatte. Funke wandte sich an die Frau.
„Wir haben nur eine ganz kurze
Frage.“
„Ist gut“, sagte sie, nicht
begeistert, was Funke zur Kenntnis nahm, aber keine weitere Beachtung schenkte.
Er sprach den Mitarbeiter an. „Wir hätten gern Herrn Andresen gesprochen, wenn
das möglich ist.“
Der Mann fragte nicht nach einem
Grund und nicht nach einem Ausweis, aber es war klar, dass er sofort wusste,
dass sie von der Polizei waren. Eigene Erfahrung? Er nickte nur.
„Ronny!“ rief er nach hinten, ohne
sie beide aus den Augen zu lassen. „Besuch für dich.“
Dann senkte er die Stimme. „Könnten
Sie dann bitte mit ihm raus gehen?“
Was er meinte, war offensichtlich.
Er wollte verhindern, dass die Kunden im Laden darauf aufmerksam wurden, dass
einer seiner Leute mit der Polizei zu tun hatte.
„Kein Problem.“
Andresen kam keine zehn Sekunden
später von hinten an den Tresen und als er Funke sah, blieb er unvermittelt
stehen. Der Mitarbeiter, der ihn gerufen hatte, machte ihm ein Zeichen, dass er
sich beeilen sollte und er besann sich. Er öffnete die Klappe in der Mitte des
Tresens, ging hindurch, schloss sie wieder und folgte Funke und Behrend nach
draußen.
Funke zeigte etwas nach links, dass
sie sich vom Schaufenster des Geschäfts entfernten.
„Sie erinnern sich an mich?“ Es war
eine rhetorische Frage, hatte er es Funke doch deutlich gezeigt.
„Ja. Sie sind der Hauptkommissar
von neulich.“
„Ja. Funke ist mein Name, falls Sie
es vergessen haben sollten, und das ist mein Kollege, Kommissar Behrend. Wir
haben da noch ein paar Fragen bezüglich Ihrer Aussage.“
Andresen blinzelte hinter seiner
Brille und pulte mit der Hand an einem Pickel am Kinn herum, der schon ziemlich
entzündet aussah. Funke konnte sich das beeindruckende Schauspiel kaum ansehen.
„Was denn?“
„Erzählen Sie uns doch noch mal,
wie Sie die Leiche entdeckt haben.“
Er starrte ihn an. „Aber das hab
ich doch schon zweimal gemacht. Mein Hund hat sie entdeckt.“
„Das stimmt. Das haben Sie mir auch
neulich gesagt, aber sehen Sie, Sie haben auch gesagt, dass Ihr Hund die Hand
des toten Mädchens in der Schnauze hatte.“
Funke konnte sehen, dass der Junge
die Luft anhielt. Sein Instinkt hatte ihn nicht getäuscht. Er hatte ihn belogen
an jenem Morgen.
„Sie wissen, dass die
Gerichtsmedizin alles genau untersucht, oder?“ Er wartete nicht auf seine
Antwort. „Und eigenartigerweise haben sich keine Spuren eines Hundes an der
Leiche gefunden, kein Speichel, keine Zähne, gar nichts. Wie erklären Sie sich
das?“
Er wurde feuerrot und sein Blick
ging von einem zum anderen, als ob er von einem von ihnen eine Antwort auf die
Frage erwartete. Dann zuckte er mit den Achseln.
„Sie haben Recht, es tut mir leid.“
Funke wechselte einen Blick mit
Behrend, der soviel besagte wie, was jetzt wohl kommt.
„Ich war ohne Hund auf dem Friedhof
und dabei hab ich die Leiche entdeckt.“
„Was machen Sie nachts auf dem
Friedhof?“ Behrend war sichtlich entgeistert.
„Sehen Sie, genau das ist der
Grund, warum ich nicht gleich die Wahrheit gesagt habe. Sie hätten mich für
verrückt erklärt und mir nicht geglaubt. Deshalb bin ich schnell nach Hause,
hab den Hund geholt und die Polizei angerufen.“
„Meine Frage haben
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