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Die Mädchen (German Edition)

Die Mädchen (German Edition)

Titel: Die Mädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Döhring
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haben sie nicht
angefasst?“
    „Außer an ihrem Arm nicht. Nein.“
    „Warum hat Sina dann behauptet, Sie
hätten sie geschlagen?“
    „Fragen Sie das im Ernst? Ich bin
die böse Stiefmutter.“
    „Sie hat ihrer Schwester sogar die
blauen Flecken gezeigt.“
    „Was?“ Das konnte nicht sein. „Wenn
sie blaue Flecken hatte, und das wage ich zu bezweifeln, dann hatte die sie
nicht von mir. Das schwöre ich.“
    „Wie hat Herr Keller auf diese
Geschichte reagiert?“
    „Ich hab ihm gar nichts davon
gesagt. Es lief ja nicht gerade gut mit mir und seinen Töchtern, da wollte ich
ihn nicht beunruhigen.“
    Frau Siewers bedachte sie mit einem
nachdenklichen Blick. „Sie hatten Angst, dass er für seine Tochter Partei
ergreift.“
    „Na ja, Sina war sehr überzeugend
darin, die Unschuld vom Lande zu spielen. Und Väter lassen sich bekanntlich
leicht von ihren Töchtern um den Finger wickeln.“
    „Aber dann kam die Anzeige.“
    „Ja. Und ich musste Marius davon
erzählen. Er war natürlich ärgerlich, dass ich ihm nicht schon früher etwas
davon gesagt hatte, aber da Sina sich in letzter Zeit ziemlich unmöglich
aufgeführt hatte, hat er ihr nicht geglaubt.“  
    Zumindest hatte er es ihr gegenüber
immer beteuert. Mittlerweile war sie sich da nicht mehr so sicher.
    Frau Siewers nickte ihrem Kollegen
zu.
    „Wo waren Sie am Mittwoch gegen
vierzehn Uhr?“
    Janine überlegte fieberhaft, was
sie erwidern sollte. Sie hatte Marius nicht die Wahrheit gesagt und hatte keine
Ahnung, was passierte, wenn er das erfuhr. Aber darauf hatte sie keinen Einfluss.
Mit einem Arzttermin konnte sie den beiden jedenfalls nicht mehr kommen.
    „Ich hatte Ihnen gesagt, dass ich
wegen eines Arztbesuchs früher aus der Praxis bin.“
    Herr Frohloff war nicht auf den
Kopf gefallen. „Aber das war gelogen.“
    „Das war das, was ich Marius gesagt
hatte. Ich wusste ja nicht, dass ich noch mal ein Alibi brauchen würde.“ Sie
seufzte. „Ich hatte mich mit Sina verabredet.“
    „Warum?“
    „Wegen ihrer Lügerei. Ich wollte
sie bitten, sich das alles noch mal zu überlegen.“
    „Warum wollten Sie das tun? Ich
meine, wenn Sie nichts getan haben, hatten Sie doch auch nichts zu befürchten.“
    „Das stimmt einerseits. Aber
andererseits lebe ich auch mit ihrem Vater zusammen und er litt darunter, dass
Sina seitdem nicht mehr zu uns kam. Und unsere Beziehung litt auch darunter.
Sicher, Marius hat mir geglaubt, aber Sina war seine Tochter. Und wenn die so
etwas behauptete, sogar vor der Polizei, da kommen dann einfach auch Zweifel.
Er denkt, ich merke nicht, wie er mich manchmal ansieht, so als ob er mich
einer Prüfung unterzieht. Ich wollte, dass das aufhört und hatte vor, ihr einen
Waffenstillstand ihrem Vater zuliebe vorzuschlagen.“
    „Und?“
    Sie schüttelte den Kopf. „Sie kam
nicht. Ich war erst überrascht gewesen, dass sie überhaupt eingewilligt hatte,
sich mit mir zu treffen. Aber das lief relativ problemlos. Leider ist sie dann
nicht aufgetaucht.“
    „Wo waren Sie mit ihr verabredet?“
    „In der Stadt. Im Café Carillio am
Pferdemarkt. Um halb drei am Mittwoch. Sie hatte das am Morgen vorgeschlagen,
als ich sie noch vor der Schule anrief. Aber sie kam nicht. Ich hab bis halb
vier gewartet und bin dann nach Hause.“
    „Wir werden das überprüfen.“
    „Das ist mir klar.“
    „Warum war Sina mit einem Treffen
einverstanden?“ wollte Frau Siewers wissen.
    „Keine Ahnung. Aber ich hatte das
Gefühl, als war es genau das, was sie wollte. Ich musste sie nicht mal
überreden. Vielleicht sollte ich ihr Geld oder etwas von meinem Schmuck geben,
damit sie die Anzeige zurücknimmt. Und ich hätte das wahrscheinlich auch getan.“
    „Ihrem Lebensgefährten zuliebe.“
    Konnte sie da Sarkasmus in ihrer
Stimme erkennen?
    „Weswegen sonst?“
    „Sie haben die Praxis um halb eins
verlassen. Wo waren Sie in der Zwischenzeit?“
    „Glauben Sie im Ernst, dass ich
meiner Quasistieftochter etwas antun könnte?“
    Sie hätte die Antwort auch selbst
geben können. „Was wir glauben, Frau Wrede, tut hier nichts zur Sache. Unsere
Aufgabe ist es, alles zu überprüfen und jeder Spur nachzugehen.“
    Blablabla. Natürlich war sie für
sie eine der Verdächtigen. Sie zuckte mit den Achseln. „Ich war zu Hause, hab
mich umgezogen und bin dann in die Stadt.“
    Herr Frohloff klappte seinen
Notizblock zu. „Okay. Das wäre es dann erst einmal.“  
    Als die beiden gegangen waren,
atmete Janine kräftig durch. Sie wusste, dass

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