Die Mädchen (German Edition)
tun
hatte. Aber da sie weiß, dass ich ihr nicht sagen werde, worum genau es ging,
lässt sie mich gar nicht erst zu Wort kommen.“
Natürlich brannte es ihr unter den
Nägeln, selbst zu fragen, worum es gegangen war, aber sie war nicht dumm. Wenn
sie es wissen sollte, hätte Timo es ihr schon längst erzählt.
Und wieder war sie beim selben
Punkt angelangt. Würde er das nicht automatisch wollen, wenn sie ihm wirklich
etwas bedeutete?
„Und außerdem kann sie mich so
bestrafen.“
„Wofür?“
„Dass ich der letzte gewesen bin,
der mit Vater gesprochen hat und nicht sie. Das wird sie mir nie verzeihen,
auch wenn es hundertmal nicht meine Schuld gewesen ist.“
Mein Gott, was für eine verfahrene
Situation. Wenn sie auch mit seiner Mutter fühlen konnte, hatte sie dennoch
kein Recht, ihren Sohn für die Fehler ihres Mannes verantwortlich zu machen.
Timo seufzte. „So, ich muss los.“
Er gab ihr einen Kuss auf die Wange
und verließ die Wohnung. Luisa blieb zurück und
musste daran denken, was die Siewers ihr geraten
hatte.
Ob sie immer noch
derselben Meinung gewesen wäre wie am vorangegangenen Abend, hätte sie den
Morgen hier miterlebt? Sie
fragte sich
nicht zum ersten Mal
, wie lange sie das
alles hier noch mitmachen konnte.
Luisa Bartelt hoffte, dass sie
schnell genug sein würde. Sie war nach der Arbeit nur fix nach Hause gefahren
und hatte ihren Rucksack ins Auto geworfen, damit sie ihre paar Sachen aus
Timos Wohnung holen konnte. Zum Glück musste er freitags immer eine Stunde
länger arbe i ten als sie, weil er die
Bestätigung der Aufträge noch abwarten musste. Ihr Steuerbüro machte um eins
die Schotten dicht, vor vierzehn Uhr war bei ihm selten Schluss. Sie wollte ihm
keine s falls noch begegnen. Es konnte eine
Szene geben und da war sie in einer schlechten Position, wenn das in seiner
Wohnung geschah.
Sie parkte den Wagen direkt vor dem
Haus, schnappte sich den Rucksack und rannte zur Tür. Sie schloss auf, lief die
Treppe hoch und öffnete die Tür zu seiner Wohnung. Sie ging ins Schlafzimmer,
griff nach Pullover, Unterwäsche und Socken, die sie neben dem Schrank gest a pelt hatte und
sah anschließend noch in den Wäschekorb. Eine Strumpfhose, ein BH und ein Tanga
war die Ausbeute daraus. Sie stopfte alles hastig in den Rucksack und ging zur
Tür, als sie erstarrte.
„Timo“, sagte sie nur.
Er stand im Türrahmen, sichtlich
erstaunt darüber, dass sie mit einem Rucksack aus seinem Schlafzimmer kam. „Was
ist los?“
Sie konnte den Argwohn in seiner
Stimme hören. „Ich hab nur meine Sachen geholt.“
Er schob die Haustür ins Schloss.
„Wieso hab ich gerade das Gefühl, dass du mit mir Schluss machst?“
Mist, Kacke, verdammte! „Es tut mir
leid.“
„Du machst Schluss? Warum?“
Sie wusste, dass es für ihn der
denkbar schlechteste Augenblick war, weil er jemanden gut gebrauchen konnte.
Und sie wäre ja auch geblieben, wenn sie das Gefühl gehabt hätte, dass sie
dieser jenige hätte sein können. Aber sie wusste, dass sie ihm nicht helfen
konnte.
„Hör mal, Timo. Lass es uns einfach
dabei belassen, ja? Wir passen einfach nicht zusammen.“
„Was redest du da?“ Er schien
anderer Meinung zu sein. „Es funktioniert doch alles gut zw i schen uns. Gib
uns doch eine Chance.“
„Das hab ich getan. Aber du gibst
uns keine.“
„Wovon redest du überhaupt?“
„Du willst reden? Also schön.“ Sie
ließ den Rucksack auf den Boden fallen. „Ich hab dich meh r mals gebeten,
mich an deinem Leben teilhaben zu lassen. Ohne Erfolg. Ich hab dir zugehört,
hab mich angeboten, dich zu begleiten, egal wohin. Das hast du jedes Mal
abgelehnt. Du willst mich nicht mit zu deiner Mutter nehmen, du willst mich
nicht an deiner Seite haben, wenn es um die Trauer um deinen Vater geht. Ich
möchte dir Trost spenden und du lässt mich nicht. Ich weiß, dass dich seit dem
Tod deines Vaters etwas beschäftigt. Er hat dir irgendetwas gesagt, aber du
erzählst mir nicht, was es ist.“
Er nickte langsam und machte ein
trauriges Gesicht. Sie unterdrückte den Impuls, auf ihn zu zugehen und ihn in
den Arm zu nehmen.
„Es stimmt. Alles was du sagst.
Aber es hat nichts mit dir und meinen Gefühlen zu dir zu tun.“
Sie lachte bitter. „Oh doch, das
hat es. Und dass du das nicht merkst, macht es mir nur umso deutlicher, dass
das, was ich tue, richtig ist.“
„Bitte Luisa. Du musst mit einfach
vertrauen. Ich kann nur im Moment über bestimmte Dinge nicht reden.“
Sie machte einen
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