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Die Mädchen (German Edition)

Die Mädchen (German Edition)

Titel: Die Mädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Döhring
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aus, als ob du wolltest, dass ich es finde. Und dafür gibt es
ja wohl keinen Grund.“
    Er öffnete das Etui und legte es
auf den Bartresen, der die Küche von Wohnzimmer optisch trennte. Sie warf einen
Blick auf ihre Kette, ihr Armband und ihre Ringe, die in dem Etui lagen, und
wusste nicht, was sie sagen sollte.
     
    Luisa Bartelt hoffte, dass sie schnell genug sein
würde.
Zum Glück hatte sie freitags in der Firma nur eine
Anwesenheitspflicht bis dreizehn Uhr und das hatte sie genutzt.
Sie war nach der Arbeit nur fix
nach Hause gefahren und hatte ihren Rucksack ins Auto geworfen, damit sie ihre
paar Sachen aus Timos Wohnung holen konnte.
Die Trauerfeier war für zwölf
Uhr angesetzt gewesen, danach war Timo sicher noch mit Mutter und Tante
irgendwo zum Essen. Wenn sie sich beeilte, würde sie wieder verschwunden sein,
bevor er nach Hause kam.
Sie
wollte ihm keinesfalls noch begegnen. Es konnte eine Szene geben und da war sie
in einer schlechten Position, wenn das in seiner Wohnung geschah.
    Sie hatte sich überhaupt nicht auf
ihre Arbeit konzentrieren können, der eine oder andere Auftrag musste Montag
bestimmt storniert werden. Sie liebte Timo, aber das war einfach nicht genug,
wie ihr am Morgen wieder bewusst geworden war. Die Siewers hatte ihr kurzzeitig
die Hoffnung zurückgegeben, aber dass Timo sie nicht zur Beerdigung mitgenommen
hatte, hatte sie komplett zerstört. So konnte sie einfach nicht weitermachen,
es hatte alles keinen Sinn mehr. Sie kämpfte auf verlorenem Posten. Wenn sie
noch einigermaßen ihr Gesicht wahren wollte, hatte sie letztendlich keine Wahl,
als die Beziehung zu beenden, wenn es denn überhaupt jemals eine gegeben hatte.
    Sie parkte den Wagen direkt vor dem Haus, schnappte
sich den Rucksack und rannte zur Tür. Sie schloss auf, lief die Treppe hoch und
öffnete die Tür zu seiner Wohnung. Sie ging ins Schlafzimmer, griff nach
Pullover, Unterwäsche und Socken, die sie neben dem Schrank gestapelt hatte und
sah anschließend noch in den Wäschekorb. Eine Strumpfhose, ein BH und ein Tanga
war
en
die Ausbeute
daraus. Sie stopfte alles hastig in den Rucksack und ging zur Tür, als sie
erstarrte.
    „Timo“, sagte sie nur.
    Er stand im Türrahmen,
immer
noch in Trauerkleidung, die Krawatte halb gelöst und
sichtlich erstaunt darüber, dass sie mit einem
Rucksack aus seinem Schlafzimmer kam.
    „Was ist los?“
    Sie konnte den Argwohn in seiner Stimme hören. „Ich
hab nur meine Sachen geholt.“
    Er schob die Haustür ins Schloss.
„Wieso hab ich gerade das Gefühl, dass du mit mir Schluss machst?“
    Mist, Kacke, verdammte! „Es tut mir leid.“
    „Du machst Schluss? Warum?“
    Sie wusste, dass es für ihn der denkbar
schlechteste Augenblick war, weil er
gerade jetzt
jemanden gut
hätte
gebrauchen k
önnen
. Und sie wäre ja auch geblieben, wenn sie das
Gefühl gehabt hätte, dass sie dieser jenige hätte sein können. Aber sie wusste,
dass sie ihm nicht helfen konnte.
    „Hör mal, Timo. Lass es uns einfach dabei belassen,
ja? Wir passen nicht zusammen.“
    „Was redest du da?“ Er schien
anderer Meinung zu sein. „Es funktioniert doch alles gut zwischen uns.

    „Das finde ich nicht.“
    Er fuhr sich mit der rechten Hand
durchs Haar und zerwühlte dabei seine Frisur. „Okay, ich weiß, dass es im
Moment schwierig ist mit mir. Aber ich schwöre dir, es wird besser werden.
    Gib uns doch eine Chance.“
    Er verstand es einfach nicht.
„Das hab ich
ja
getan.
Hundertmal.
Aber du gibst uns keine.“
    „Wovon redest du überhaupt?“
    „Du willst reden? Also schön.“ Sie
ließ den Rucksack auf den Boden fallen. „Ich hab dich mehrmals gebeten, mich an
deinem Leben teilhaben zu lassen. Ohne Erfolg. Ich hab dir zugehört, hab mich
angeboten, dich zu begleiten, egal wohin. Das hast du jedes Mal abgelehnt. Du
willst mich nicht mit zu deiner Mutter nehmen, du willst mich nicht an deiner
Seite haben, wenn es um die Trauer um deinen Vater geht. Ich möchte dir Trost
spenden und du lässt mich nicht.
Ich durfte ja nicht mal zur Beerdigung
mit.“
    Er setzte zu einer Erwiderung an,
aber sie stoppte ihn mit erhobener Hand. „Ja, ich weiß, es gibt für alles gute
Gründe. Aber ich sag dir, Scheiß drauf. Und das würdest du auch sagen, wenn ich
dir nur halb so viel bedeuten würde wie du mir. Dann hättest du mir auch längst
gesagt, was dein Vater dir erzählt hat und warum es
dich seit
seinem
Tod
so
beschäftigt.“
    Er nickte langsam und machte ein trauriges Gesicht.
Sie

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