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Die Mädchen (German Edition)

Die Mädchen (German Edition)

Titel: Die Mädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Döhring
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weißt du. Egal, ob da was dran ist oder nicht.“
    Sie nickte. „Ich muss jetzt
wirklich los.“
    Er hielt sie am Arm fest. „Bitte
Liebling, du musst mit glauben. Das ist alles, was zwischen Sina und mir
vorgefallen ist.“
    „Okay. Aber ich muss jetzt
wirklich…“
    Sie rannte beinahe aus dem Zimmer,
weg von ihm und den furchtbaren Bildern im Netz. Auf dem Weg zur Arbeit konnte
sie an nichts anderes denken als daran, wie sich ihre Nichte verkauft hatte.
Auf einmal machte alles einen Sinn, auch Zoes Bemerkung. Sie hatte sicher die
Spannung zwischen den beiden bemerkt, darin war sie ja eine Meisterin. Jetzt
hatte Ole ihr gesagt, was zwischen ihm und Sina vorgefallen war und irgendwie
erklärte das auch, dass er nicht so betroffen von ihrem Tod schien, wie sie es
erwartet hätte. Was es allerdings nicht erklärte, war, wie er an diese Seite
gekommen war.
     
    Simon Grothe war sauer, auf sich
selbst und auf seine Tochter. Er hatte zum wiederholten Male die Beherrschung
verloren, weil Merle ihm einfach nicht sagen wollte, wo sie gewesen war. Seit
zwei Tagen versuchte er nun schon, etwas aus ihr herauszubekommen, aber sie war
verstockt wie ein Fisch, was ihn natürlich erst recht auf die Palme brachte.
Auch bei dem Geld, das die Polizei bei ihr im Zimmer gefunden hatte, kam er
nicht weiter. Sie behauptete, es war gespartes Taschengeld, und log ihm damit
dreist ins Gesicht. Es hatte nicht viel gefehlt und ihm wäre die Hand
ausgerutscht. Am Samstagmorgen hatte er schließlich genug davon und die
Notbremse gezogen. Er hatte ihr kurzerhand ihren Schlüsselbund und ihr Handy
weggenommen und ihr Hausverbot erteilt. Sie hatte Zeter und Mordio geschrieen,
aber er war ungerührt geblieben. Solange sie ihm nicht sagte, was er hören
wollte, blieb sie im Haus. Wie er das ab Montag allerdings kontrollieren
sollte, wenn sie wieder zur Schule musste, war ihm schleierhaft. Cordula war ja
nicht da, um ihm zu helfen.
    Die letzten Tage waren ohnehin wie
eine Offenbarung gewesen. Seine Frau war eine Trinkerin, seine Tochter war von
zu Hause ausgerissen, ging womöglich auf den Strich und wer wusste, was für
eine Rechnung noch auf sie zukommen würde, da sich herausgestellt hatte, dass
sie blinden Alarm geschlagen hatten und ihre Tochter aus freien Stücken
verschwunden war.
    Er machte sich eine Kanne Tee,
Kaffee hatte er in den vergangenen Stunden wahrlich genug zu sich genommen, und
versuchte, den Krach auszublenden, den Merle oben in ihrem Zimmer mit der
Stereoanlage für ihn fabrizierte. Wenn sie glaubte, ihn damit weich kochen zu
können, hatte sie sich geschnitten. Er seufzte und dachte an seine Frau.
Cordula fehlte ihm an allen Ecken und Enden. Es war beinahe zynisch. Seit
Jahren war sie ihm auf die Nerven gegangen und jetzt, da sie gerade zwei Tage
weg war, vermisste er sie. Es war schrecklich gewesen, sie in die Klinik zu
bringen, aber wenn sie beide noch eine Chance haben wollten, war das die
einzige Möglichkeit. Und er wollte diese Chance, so überraschend das auch für
ihn selbst war. Er wollte seine Frau zurück und nicht den Geist, der seit
Jahren an ihrer Stelle in seinem Haus gewohnt hatte.
    Er goss sich etwas Tee ein, gab
einen Teelöffel Zucker hinein und rührte langsam um. Hatte er nicht noch
irgendwo ein paar Ohrenstöpsel? Er nahm einen Schluck Tee und hätte sich fast
verschluckt, weil es in genau diesem Moment an der Tür klingelte. Er stellte
den Becher auf den Küchentisch und ging zur Haustür. Eine zierliche Frau stand
davor, vielleicht etwas jünger als er, die einen resoluten Eindruck machte.
    „Herr Grothe?“ Ihre Stimme hatte
einen warmen Klang.
    „Ja bitte?“
    „Ich bin Jacqueline Tarnats Mutter.
Ich denke, wir sollten uns mal miteinander unterhalten.“
    Jacquelines Mutter? Hatte Cordula
nicht gesagt, dass Merle und sie längst nicht mehr befreundet waren? Verblüfft
ließ er die Frau hinein, auch weil ihm ihre ganze Haltung vermittelte, dass er
ohnehin nicht darum herumkommen würde, sie anzuhören. Er führte sie ins
Wohnzimmer und bot ihr einen Becher Tee an, den sie dankend annahm.
    „Merle?“ fragte sie mit einem Blick
nach oben, wo die Musik herkam.
    „Ja.“
    „Ich bin ihretwegen hier.“
    Das hatte er bereits vermutet.
Weshalb auch sonst? Er nickte nur.
    „Ihre Frau ist nicht zufällig
hier?“
    „Tut mir leid, nein.“ Er hatte
nicht die Absicht, ihr zu sagen, wo sich Cordula aufhielt. Das war etwas, das
nur seine Familie anging. „Sie müssen mit mir Vorlieb nehmen. Bitte

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