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Die Mädchen (German Edition)

Die Mädchen (German Edition)

Titel: Die Mädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Döhring
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Mordfall. Und dabei sind wir
auch auf Ihren Sohn gestoßen, schätze ich mal.“
    Sie hatte seinen Ausweis
genau beäugt und gab ihn ihm wieder. „Ich weiß. Der Mann, mit dem Sie eben
gesprochen haben, ist doch ein Kollege von Ihnen, oder?“
    „Ja.“ Glen setzte sich
auf einen Stuhl zu ihrer Linken.
    „Er war bei uns. .. .
Mit einer Frau. Komisch, dass er gar nichts gesagt hat.“
    Das war es in der Tat.
Hatte er sie nicht erkannt? Wahrscheinlich war er in Gedanken zu sehr bei
seiner Frau, als dass er wahrnahm, was um ihn herum geschah.
    „Darf ich Sie fragen,
warum Ihr Sohn in der Notaufnahme ist.“
    „Er hat versucht, sich
das Leben zu nehmen.“
    „Was?!“ Glen verschlug
es fast die Sprache.
    „Ja.“
    Scheiße! Wieso wollte
der Mann nicht mehr leben? Hatte es mit ihrem Besuch und ihren Fragen zu tun?
Sicher! Was wäre das sonst für ein Zufall?
    „Wie hat er…Ich meine,
…“ Ja, was meinte er?
    „Er hat sich bei uns im
Waschkeller aufgehängt.“
    Furchtbar. Und sie hatte
ihn bestimmt gefunden. Wie schlimm musste das für diese Frau sein? Erst saß ihr
Sohn acht Jahre im Knast und kaum ist er ein paar Wochen draußen, merkt er,
dass er es nicht schafft und bereitet seinem Leben ein Ende. Was er damit
seiner Mutter antat, indem er sich so feige aus der Verantwortung stahl, hatte
er wohl nicht bedacht.
    „Ich hab ihn sofort
abgeschnitten, Wiederbelebungsversuche gemacht.“
    „Und?“
    Frau Tuchel zuckte mit
den Achseln. „Nichts. Er war ohne Bewusstsein, aber er war am Leben. Tja, und
jetzt ist er hier.“
    Es war schon
bemerkenswert, mit welcher Gefasstheit die Frau darüber erzählen konnte. „Hat
er irgendetwas hinterlassen?“
    „Eine Nachricht, meinen
Sie? Ja. Er hat befürchtet, dass er wieder ins Gefängnis muss. Und das hätte er
kein zweites Mal durchgehalten.“
    Und da brachte er sich
lieber um? Die acht Jahre mussten ja die Hölle gewesen sein. „Hat er denn irgendwas
zu dem Mord geschrieben?“
    „Nur, dass er es nicht
war, aber dass man ihm wohl nicht glauben würde.“
    Glen schüttelte
entgeistert den Kopf. „Ich verstehe das nicht.“
    „Er hatte Angst vor
einer Wiederholung.“
    „Ganz ehrlich, Frau
Tuchel. Ihr Sohn war für uns überhaupt nicht verdächtig. Er scheint sich da richtig
verrannt zu haben. Es tut mir leid für Sie beide.“
    Frau Tuchel nickte
anerkennend. „Wenn er nicht verdächtig war, warum waren Sie dann bei uns zu
Hause?“
    Eine berechtigte Frage
und wahrscheinlich eine, die Doreen sich immer wieder stellen würde. Er kannte
sie und wusste, dass sie sich lange vorwerfen würde, dass sie eine Mitschuld an
Tuchels Entscheidung trug.
    „Es war eine reine
Routinebefragung. Und so weit ich weiß, haben meine Kollegen Ihrem Sohn das
auch gesagt.“
    „Dann waren sie wohl
nicht sehr überzeugend.“
     
    Der Wecker klingelte um acht. Früh
für einen Sonntagmorgen, aber Birthe Retzlaff war für den Vormittagsdienst im
Call-Center eingeteilt und musste um neun da sein. Sie hatte eh schon über eine
Stunde wach gelegen und ihren Mann beobachtet, der seelenruhig vor sich
hinschlummerte. Wie konnte er nach dem Tod seiner Nichte nur so entspannt
schlafen? Er hatte wahrlich ein dickes Fell. Sie stellte den Wecker aus und
sprang hoch, ohne besondere Rücksicht auf ihn zu nehmen.
    Schlaftrunken richtete er sich auf.
„Wie spät ist es?“ fragte er mit belegter Stimme.
    „Acht.“
    „Scheiße, ist das früh.“
    Sie nahm eine Bluse, eine dazu
passende dunkle Hose und frische Unterwäsche aus dem Schrank. „Du kannst doch
liegen bleiben,“ sagte sie mit dem Rücken zu ihm.
    „Ich trink noch eine Tasse Kaffee
mit dir und dann leg ich mich später noch mal hin.“
    Sie musterte ihn, wie er sich aus
dem Bett quälte. „Meinetwegen musst du das nicht tun.“
    „Mach ich aber gern.“
    Sie zuckte mit den Achseln und ging
aus dem Schlafzimmer ins Bad. Eine Viertelstunde später war sie frisch
geduscht, angezogen und geschminkt, sie schaffte das sonntags immer in Rekordzeit,
in der Küche, in der Ole in Bademantel und Pantoffeln schon Kaffee und Toast
für sie bereit hatte. Guter Service. Sie setzte sich und strich etwas Butter
und Pflaumenmus auf ihren Toast.
    Ole goss ihnen beiden eine Tasse
Kaffee ein. „Du siehst müde aus.“
    Ach was. „Ich hab nicht gut
geschlafen.“ Im Gegensatz zu dir.
    „Wie die letzten Nächte.“
    Er hatte es bemerkt? Seltsam, hatte
sie doch den Eindruck gewonnen, er hätte immer tief geschlafen, wenn sie sich
herumgewälzt

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