Die Mädchen (German Edition)
sich keiner Schuld bewusst, außer dass er lange gearbeitet hatte. Immerhin
hatte er ihr eine SMS geschickt, dass es spät werden würde. Und außerdem war es
ja nicht eben überraschend, dass er spät nach Hause kam, wenn sie an einem
Mordfall arbeiteten.
Er nahm sich ein Bier aus dem
Kühlschrank, öffnete die Flasche mit dem Öffner, der immer auf dem Kühlschrank
parat lag, und setzte sich zu ihr an den Tisch.
„Was ist?“ fragte er, nachdem er
einen ordentlichen Zug genommen hatte.
„Was soll sein?“ Noch immer
würdigte sie ihn keines Blickes. Das musste ja ein enorm spannender Artikel
sein.
„Du bist sauer“, stellte er
nüchtern fest.
Endlich hob sie ihren Kopf. „Warum
sollte ich wohl sauer sein?“
„Sag du es mir.“
„Okay, lass mich nachdenken“, sagte
sie und legte ihre Stirn in Falten. „Ich gebe dir mal einen Hinweis. Schule?“
Er starrte sie an. Scheiße! Das war
heute? Der Elternabend an Helens neuer Schule? Sie nickte nur, denn an seinem
Blick hatte sie bereits erkannt, dass es ihm wieder eingefallen war.
„Maggie, Darling, es tut mir leid.
Aber ich hab es wirklich vergessen. Wir hatten so viel zu tun.“
Schuldbewusst dachte er daran, dass
er Siewers und Behrend bereits gegen sieben in den Feierabend entlassen hatte,
da die Arbeit am Mordfall zu dem Zeitpunkt bereits beendet war.
Seine Frau stand auf. „Wieso bin
ich eigentlich überrascht? Es ist doch immer das gleiche.“
Er griff nach ihrer Hand. „Ich mach
das nicht mit Absicht, das weißt du doch.“
„Du hast mir versprochen, dass wir
gemeinsam hingehen, um uns alles anzusehen. Und wieder steh ich alleine da. Ich
hab hier wie auf Kohlen gesessen und auf dich gewartet. Und dann bin ich fast
zu spät gekommen.“
Wieso hatte sie ihn nicht
angerufen? Dann fiel es ihm ein. Das hatte sie getan, aber er hatte sein Handy
gar nicht angeschaltet gehabt. Als er ihr die SMS schickte, dass es spät werden
würde, hatte das Display entgangene Anrufe angezeigt, aber er hatte sich nicht
die Mühe gemacht, die Mailbox abzuhören. Scheiße! Kein Wunder, dass sie
ärgerlich war. Er hatte in der Vergangenheit viele Elternabende verpasst, aber
seit der Geschichte mit Vicky hatte er sich geschworen, dass er mehr am Leben
seiner Kinder teilhaben wollte. Und Maggie brauchte das, weil sie es satt war,
immer allein die Verantwortung tragen zu müssen. Dieser Informationsabend an
der neuen Schule wäre ein guter Anfang gewesen. Mist!
Aber das war eben das Problem bei
seiner Arbeit. Man konnte nie voraussehen, was als nächstes geschehen würde,
wohin eine neue Spur sie führen würde. Da gab es Entwicklungen, die sofortiges
Handeln erforderten und jede vorab getroffene Vereinbarung über den Haufen
warfen. Selbst wenn er den Termin nicht vergessen hätte, wäre er nicht in der
Lage gewesen, seine Frau zu begleiten, weil er es als leitender Hauptkommissar
den Kollegen von der Sitte schuldig war, die Ermittlungsergebnisse
ordnungsgemäß zu übergeben und für Fragen zur Verfügung zu stehen. Verdammt,
wenn Roman arbeiten konnte, wo seine Frau beinahe ihr Kind verloren hätte und
im Krankenhaus lag, konnte er ja schlecht sagen, nun macht mal schön ohne
mich weiter, ich möchte mir die zukünftige Schule meiner Tochter ansehen .
„Ich hatte keine Zeit, mir die
Nachrichten anzuhören. Es tut mir wirklich leid.“
Sie schüttelte ihn ab. „Ist ja auch
egal. War ich eben mal wieder allein da. Ich geh jetzt ins Bett.“
Na super! „Wie war es denn?“
„Du, ich hab jetzt echt keine Lust,
darüber zu reden. Ich bin müde.“
Damit verschwand sie und ließ ihn in
der Küche zurück.
Es war fast elf, als
Doreen sich schließlich erhob.
Nach der anfänglichen
Reserviertheit war es doch noch ein netter Abend geworden, wie Glen fand.
Das Essen hatte scheinbar allen geschmeckt
und sie hatten über Gott und die Welt gesprochen. G
unnar gefiel ihm und
er hatte das Gefühl, dass er ihm umgekehrt auch
sympathisch war. Im Laufe des Abends war ihm außerdem aufgefallen
, dass die beiden Brüder
mehr gemeinsam hatten
als zunächst angenommen. Ihre
Stimmen klangen zum
V
erwechseln ähnlich
und sie hatten bei Tisch die
gleiche Haltung.
Beim
Lachen warfen beide gern den Kopf ein wenig in den N
a
cken.
Wider Erwarten schien auch Doreen
sich einigermaßen zu amüsieren
, wenn sie ihn auch ab und an mit einem bösen Blick
bedachte
.
Dass
die Verkupplungsarie
von Erfolg gekrönt sein würde, bezweifelte er
stark.
Ihre beiden
Gäste
hatten
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