Die Mädchen (German Edition)
über
Ihren Schwager erzählen?“ Es war der Mann, der begann.
Sie hatten länger gebraucht, als er
vermutet hatte. „Sie wissen doch anscheinend schon, dass ich ihm ordentlich
eine verpasst habe. Diesem Schwein!“
Frohloff nickte. Warum machte der
nur einen so selbstgefälligen Eindruck? Machte es diesem hübschen Mädchen
nichts aus, dass sie mit einem Schwachkopf zusammenarbeitete?
„Das ist wahr. Wir fragen uns nur,
warum Sie uns nicht informiert haben, was Sie da herausgefunden hatten.“
Er setzte eine erstaunte Miene auf.
„Warum hätte ich das tun sollen? Das ging nur meine Familie an.“
„Na, ganz so ist das ja nicht.“
Frau Siewers schüttelte den Kopf. „Immerhin ist es strafbar, Minderjährige im
Internet nackt zu zeigen.“
„Ehrlich gesagt, hab ich mir nur
Sorgen um meine Tochter gemacht. Entschuldigen Sie bitte, wenn ich da nicht
gleich daran gedacht habe, meine Bürgerpflicht zu erfüllen.“ Es sollte sarkastisch
klingen und so kam es auch an.
„Aber Sie wussten doch, dass das
alles mit dem Tod von Sina Keller zusammenhängen kann.“
„Nein.“ Er blieb stur. „Die
Verbindung ist mir überhaupt nicht in den Sinn gekommen.“
Die beiden wechselten einen Blick,
der ihm sagte, dass sie ihm das natürlich nicht abkauften, aber es war ihm
egal. Wichtig war, dass Merle nicht mehr posieren konnte und dass Bent dafür
seine gerechte Strafe erhielt.
„Wie haben Sie von der Website
erfahren?“
„Die Mutter einer Freundin meiner
Tochter hat mich darüber informiert.“
„Ach was“, sagte Frau Siewers. „Und
das war nicht zufällig Frau Tarnat?“
Dass sie ohne zu zögern auf die
kam, sprach für sie. Hatte er sie unterschätzt? „Genau die war es.“
Sie murmelte etwas in sich hinein,
das er nicht verstehen konnte, aber er konnte sich denken, dass es nichts
Nettes war. Wahrscheinlich ärgerte sie sich, dass erneut eine Mutter nicht
gleich mit den Informationen zu ihnen gerannt war. Dass Eltern ihre Kinder um
jeden Preis schützen wollten, hatten die beiden wohl noch nie gehört. Er war
sicher, dass die kinderlos waren, bei dem fehlenden Einfühlungsvermögen.
„Wir hätten gern Ihre Tochter
gesprochen“, sagte Frohloff und strich sich dabei über die Oberlippe.
„Mit Merle? Wieso?“
„Bitte, Herr Grothe. Es gibt da
noch einige Punkte, die wir klären müssen.“
Er zuckte mit den Achseln, nicht
glücklich darüber, aber auch ohne Idee, wie er es verhindern konnte. Seufzend
stand er auf und ging in den Flur. Am Fuß der Treppe rief er nach seiner Tochter,
die kurze Zeit später die Treppe hinunter kam. Sie war offensichtlich schlecht
gelaunt, aber sie sah einigermaßen manierlich aus in ihrem Pulli und den Jeans,
wenn sie auch den Nasenring trug. Zum Glück hatte er ein Einsehen mit ihr
gehabt und den Hausarrest aufgehoben, so musste er den Beamten nicht erklären,
warum er seine Tochter eingeschlossen hatte und stand nicht als unfähiger Vater
da, der seine Tochter nicht im Griff hatte. Er hätte sie sowieso nicht ständig
unter Aufsicht haben können, schließlich musste er ja zur Arbeit und sie zur
Schule. Natürlich hatte sie strikte Auflagen, wann sie zu Hause zu sein hatte,
bis sie ihre Freundin in der Schule entlastet hatte.
„Was ist?“ fragte Merle
gelangweilt.
Er neigte den Kopf in Richtung
Wohnzimmer. „Da sind zwei Beamte von der Polizei, die mit dir sprechen
möchten.“
„Dann hast du Bent tatsächlich
verpfiffen, oder?“ Sie zischte es mehr, als dass sie es sagte.
„Komm mit ins Wohnzimmer“, sagte er
nur, ohne sich auf eine Auseinandersetzung mit ihr einzulassen.
Sie ging an ihm vorbei und pflanzte
sich ohne ein Wort der Begrüßung in einen der Sessel, mit den Beinen über der
Armlehne. „Mein Vater sagt, Sie wollen mit mir sprechen?“
„Du kommst gleich zur Sache“, sagte
der Mann lächelnd und stellte sie beide vor. „Wir sind hier wegen des Mordes an
Sina Keller.“
Merle nickte, blieb aber stumm. Ihr
Vater blieb im Türrahmen stehen und lehnte sich dort an.
„Du weißt, wer das Mädchen ist?“
„Das, das sie auf dem Friedhof
gefunden haben.“
„Genau. Hast du sie gekannt?“
Merle schüttelte den Kopf. „Nein,
ich bin ihr nie begegnet.“
„Wirklich nicht?“ Frau Siewers war
sichtlich überrascht und auch Simon suchte im Gesicht seiner Tochter nach Anzeichen
dafür, dass sie log.
„Nein.“
„Aber du weißt, dass sie auf
derselben Internetseite zu sehen war wie du.“
Sie gab sich gleichgültig und
wirkte dabei
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