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Die Mädchen (German Edition)

Die Mädchen (German Edition)

Titel: Die Mädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Döhring
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selbst auf Simon extrem kühl für eine Vierzehnjährige. Er war
sicher, dass sie bei den Beamten einen ziemlich unsympathischen Eindruck
hinterließ. „Da waren ja ein paar Mädchen.“
    „Aber sie war die einzige, die in
demselben Raum wie du warst.“
    Ihre Miene erhellte sich, als ob
ihr ein Licht aufging. „Ach, das ist sie.“
    Die beiden Besucher wechselten
einen Blick.
    „Und die anderen Mädchen?“ fragte
der Mann. „Du kanntest keines von denen persönlich?“
    Sie rollte mit den Augen. „Nein.
Das sag ich doch die ganze Zeit.“
    „Hat dein Onkel dir nie gesagt,
dass er da noch ein anderes Mädchen in diese Wohnung gebracht hat?“
    „Nein. Aber warum sollte er? Das
war seine Sache.“
    „Hat jemand mit dir Kontakt
aufgenommen, der dich über die Website kannte?“
    „Nein, aber da stand ja auch nicht
mein richtiger Name.“
    Manchmal zeigte sich dann doch,
dass sie eben erst vierzehn war. Dass jemand auf die Seite gegangen sein
konnte, der sie kannte, war ihr noch gar nicht in den Sinn gekommen. Simon war
sicher, die beiden dachten das gleiche.
    „Allerdings...“ Merle zog die Stirn
kraus.
    „Ja?“ Frohloff horchte auf.
    „Rouven Müller, ein Schüler in
meiner Klasse. Er kennt die Seite.“
    „Hat er dir das gesagt?“ Frohloff
konnte die Aufregung nicht ganz aus seiner Stimme heraushalten.
    „Ja. Vielleicht kannte er ja diese
Sina.“
    Simon musste ein Grinsen
unterdrücken. Er wusste zwar nicht, was da zwischen den beiden vorgefallen war,
aber er hatte das Gefühl, dass Merle Rouven ganz bewusst erwähnt hatte, um ihm
Schwierigkeiten zu machen und das gefiel ihm. Nach ihrer Aktion am Telefon
neulich geschah es der bescheuerten Marina nur recht, wenn sich die Polizei
auch mit ihrem Sohn genauer beschäftigte. Und vielleicht war das auch nötig,
denn an Frohloffs Reaktion hatte er ganz klar gemerkt, dass Rouven Müller ihm
bereits ein Begriff war.   
    „Noch mal zurück zur Website“, fuhr
Frau Siewers fort. „Kennst du außer Herrn Masio noch andere Leute, die etwas
damit zu tun hatten?“
    „Nein. Bent hat mit mir alles
alleine geregelt. Sagen Sie, was passiert jetzt eigentlich mit ihm?“
    Gute Frage. Simon sah interessiert
zu den beiden Beamten hinüber.
    „Das können wir noch nicht sagen.
Da müssen noch ein paar Dinge geklärt werden. Aber er muss wohl damit rechnen,
dass er für eine gewisse Zeit ins Gefängnis geht.“
    Geschah ihm recht. Wäre ja auch
noch schöner gewesen, wenn er wieder mal davongekommen wäre.
    „War es das jetzt?“ fragte Simon,
nachdem die beiden eine Weile keine weitere Frage gestellt hatten. „Wir hätten
dann auch gern demnächst zu Abend gegessen.“
    „Wo ist eigentlich Ihre Frau?“
fragte Frohloff.
    War ja klar, dass das irgendwann
kommen musste. Ging ihn das etwas an? Er würde den Teufel tun, sie in die
Alkoholsucht seiner Frau einzuweihen und er hoffte nur, dass Merle ebenfalls
den Mund hielt.
    „Nicht hier im Moment. Sie müssen
schon mit mir Vorlieb nehmen.“
    Merle zeigte keine Reaktion und
betrachtete stattdessen ihre nackten Füße, deren Nägel sie vor kurzem rot
lackiert hatte.
    Frohloff gab sich anscheinend damit
zufrieden. „Eine Frage hätten wir noch an dich, Merle.“
    „Ja?“
    „Wo warst du denn am Mittwoch, als
deine Eltern dich als vermisst gemeldet haben?“
    Sie zögerte einen Augenblick. „Das
ist meine Sache.“
    „Das stimmt nicht so ganz.“ Frau
Siewers widersprach ihr. „Wir ermitteln in einem Mordfall, da ist es schon
wichtig, dass du uns die Wahrheit sagst.“
    „Aber ich hab Ihnen doch gesagt,
dass ich das Mädchen noch nie gesehen habe.“
    „Das spielt keine Rolle. Also, wo
warst du?“
    Sie schüttelte nur den Kopf und
blieb stumm, den Blick stur geradeaus gerichtet.
    Frau Siewers seufzte. „Du machst es
uns und dir nur unnötig schwer. Irgendwann bekommen wir es doch heraus.“
    Seine Tochter rührte sich nicht und
Simon spürte tatsächlich so etwas wie Stolz, dass sie das durchzog, auch wenn
er sie selbst am liebsten an die Wand geklatscht hätte, dass sie nicht mit der
Sprache herausrückte.   
    Die beiden Beamten erhoben sich.
„Wir werden sicher noch einmal wiederkommen. Und vielleicht nehmen wir dich
dann mit zu uns ins Büro.“
    Simon sah Frohloff kalt an. „Dann
sicher nicht ohne einen Anwalt.“
    Frohloff machte ein Gesicht, als ob
ihn das unberührt ließ. „Wie auch immer. Das wäre es jetzt zunächst einmal.“ Er
ging mit seiner Kollegin zur Tür und Simon stellte sicher,

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