Die Mädchen (German Edition)
schönen Abend mit seinem neuen
Lover eingestellt, aus dem nun dank ihr nichts wurde.
Funke baute sich vor ihr auf und
starrte sie mit hochrotem Gesicht an. „Sagen Sie mir bitte, was Sie sich dabei
gedacht haben und lassen Sie sich etwas Gutes einfallen.“
„Seien Sie bitte nicht sauer“, bat
sie ihn wider besseren Wissens.
„Ich habe Ihnen schon mal gesagt,
dass ich solche Alleingänge nicht gutheiße.“ Er funkelte sie mit seinen blauen
Augen an. „Was ist so schwer daran zu verstehen? Haben Sie denn das letzte Mal
nichts daraus gelernt? Wenn Sie der Meinung sind, dass wir etwas Wichtiges
übersehen, warum äußern Sie das nicht, anstatt auf eigene Faust loszuziehen und
jemanden zu verhaften?“
Er hatte ja Recht. Und wenn er
gewusst hätte, dass sie das alles nicht allein getan hatte, sondern auch noch
Informationen mit Timo ausgetauscht hatte, wäre er wohl richtig ausgerastet.
Aus den Augenwinkeln sah sie Glen
die Augenbrauen hochziehen.
„Ich wusste ja gar nicht, ob das
wirklich wichtig ist“, versuchte sie, sich zu verteidigen. Sie machte einen
Schritt auf Funke zu. „Aber Tuchels Selbstmordversuch hat mich echt getroffen.
Ich finde irgendwie, dass wir nicht schuldlos daran sind. Wir haben ihm zu
verstehen gegeben, dass wir den Zeitungsbericht ernst nehmen. Deshalb hat er
versucht, sich das Leben zu nehmen. Und ich bin diejenige, die bei ihm gewesen
ist. Ich hatte das Gefühl, dass ich da was gutzumachen habe.“
„Roman war auch bei ihm und ich bin
mir sicher, dass er nicht so ein Problem damit hat. Vielleicht hätten Sie sich
an ihm ein Beispiel nehmen sollen.“
Das war jetzt aber unfair. Er
wusste genau, dass Roman nicht gerade eine Ausgeburt an Feinfühligkeit war.
„Ich dachte, Sie schätzen es, wenn man seine Emotionen nicht ausklammert.“
„Wenn man dabei keine Dummheiten
macht.“
Sie gab es auf. Er war sauer auf
sie und wollte es auch sein. Jedes weitere Wort der Entschuldigung von ihrer
Seite würde ihn nur noch wütender machen. Es war besser zu warten, bis er sich
abreagiert hatte. Dann würde er ganz pragmatisch versuchen, den Nutzen aus
ihrem Alleingang zu ziehen. So gut kannte sie ihn bereits. Er war ein Meister
darin, sich neuen Gegebenheiten anzupassen.
„Vielleicht sollten wir mal in
aller Ruhe hören, was Doreen dazu bewogen hat, den Mann festzunehmen.“ Zum
ersten Mal meldete sich Glen zu Wort. Sie sah, wie er Funke am Arm berührte,
wie um ihn zu beruhigen. „Wenn sie auch eigenmächtig gehandelt hat, wird sie
sich das doch bestimmt gut überlegt haben.“
Er warf ihr einen Blick zu, der
soviel heißen sollte, wie enttäusch mich jetzt nicht . Sie hätte ihn
küssen können. Ein Glück für sie, dass Funke ihn mitgebracht hatte. Sie wartete
auf Funkes Reaktion, der einen Augenblick still blieb und an ihr vorbei aus dem
Fenster sah, als ob er sich darüber klar werden wollte, was er tun sollte.
„Also schön“, sagte er schließlich.
„Dann berichten Sie mal. Dieser Herr Panowsky sitzt nebenan?“
„Ja.“
„Und das ist der Mann, der sich als
Mirco Hachmeister ausgegeben hat?“
„Ja.“
„Mit welcher Berechtigung halten
Sie ihn hier fest?“ Funke hatte sich jetzt wieder im Griff, sein Zorn schien
verraucht, auch wenn Doreen wusste, dass der Ärger für sie noch nicht vorbei
war. Er würde noch einmal darauf zurückkommen, aber im Moment war er ganz der
Ermittler.
Sie zuckte die Achseln.
„Vorspiegelung falscher Tatsachen? Behinderung unserer Ermittlungen? Unbefugtes
Abhören des Polizeifunks?“
Er zog spöttisch die Augenbrauen
hoch. „Das ist ja wirklich furchtbar. Und damit haben Sie ihn dazu gebracht,
seinen Flug sausen zu lassen?“
„Es hat funktioniert.“
Insgesamt leichter als sie
angenommen hätte. Die Beamten am Flughafen waren ihr behilflich gewesen, einer
hatte sie ins Behördenhochhaus begleitet, und augenscheinlich hatte Panowsky
keine Lust gehabt, Aufsehen zu erregen.
Er machte eine wegwerfende
Handbewegung. „Also schön. Erklären Sie mir, wer dieser Mann wirklich ist.“
„Er ist der Bruder von Stella
Panowsky.“
„Müsste mir das irgendetwas sagen?“
Er klang gelangweilt.
„Stella Panowsky?“ fragte Glen
gedehnt. „Das ist doch das Mädchen, das Tuchel vor acht Jahren ermordet hat.“
Funke riss die Augen auf. Jetzt
hatte sie ihn. „Was?“
Sie nickte. „Sehen Sie? Genau das
hab ich auch gedacht.“
„Wie sind Sie auf ihn gekommen?“
Das war der heikle Teil. Sie musste
versuchen, Timos Rolle
Weitere Kostenlose Bücher