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Die Mädchen (German Edition)

Die Mädchen (German Edition)

Titel: Die Mädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Döhring
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soweit es ging herunterzuspielen und stattdessen
glaubhaft machen, dass sie alles im Alleingang bewältigt hatte, um ihr
schlechtes Gewissen zu beruhigen. Da die Doerner und auch Maiwald mit ihm
gesprochen hatten, konnte sie Timo allerdings nicht gänzlich unerwähnt lassen.
Sie musste also irgendwie mit der Wahrheit herumjonglieren.
    Sie seufzte. „Mein Nachbar Timo
Hansen ist Tuchels Halbbruder.“ Sie erklärte Funke die Zusammenhänge und
vermied es dabei, Glen in die Augen zu sehen. Sie wusste genau, dass sie ihn
nicht täuschen konnte. Er ahnte sicherlich, dass weit mehr dahinter steckte,
als sie zugeben mochte.
    „Wir sind schon länger befreundet
und da hat er mich gebeten, ihn zu begleiten. Wir waren bei Frau Doerner, die
die Artikel in der Zeitung verfasst hat.“
    „Sind Sie als Polizistin
aufgetreten?“ Funkes Ton war scharf und sie war froh, dass sie ihn hier nicht
anlügen musste.
    „Nein, lediglich als Timos
Freundin.“
    „Das war sicher richtig. Aber ihre
Aussage ist dadurch offiziell natürlich nicht wirklich verwendbar für uns.“
    „Ich weiß, aber vielleicht brauchen
wir sie ja auch jetzt nicht mehr.“
    „Okay. Was haben Sie bei der Frau
erfahren?“
    Sie erzählte Funke von dem
Gespräch. Als sie fertig war, nickte er. „Er hat sich also unter falschem Namen
an sie herangemacht, um Tuchel unter Druck zu setzen. Und das hat so gut funktioniert,
dass der sich umgebracht hat.“
    „Ja. Dieser Hachmeister musste
jemand sein, der mit ihr in Verbindung stand, bei dem Aufwand, den er betrieben
hat. Deshalb hab ich die Familie des Mädchens unter die Lupe genommen, um
herauszufinden, ob es da jemanden gibt, der Hachmeister sein konnte. Und dabei
hat sich herausgestellt, dass sie einen Bruder namens Norman hat, der knapp
vier Jahre älter war als sie. Ich hab herausgefunden, wo er wohnt und hab ihn
dabei gesehen, wie er mit einer Reisetasche das Haus verließ und in ein Taxi
stieg. Ich hab ihn sofort erkannt, es war der Mann, der mich vor dem Friedhof
angesprochen hatte. Weil ich nicht das Risiko eingehen wollte, ihn aus den Augen
zu verlieren, hab ich schnell bei der Taxizentrale angerufen und dort erfahren,
dass er zum Flughafen wollte. Seltsamerweise war ich dann früher dort als er.“
    „Warum haben Sie ihn nicht fliegen
lassen? Ich meine, es ist nicht schön, was er getan hat, aber es sind auch
nicht eben Straftaten.“
    Weil Timo glaubte, dass sein Bruder
unschuldig im Gefängnis gesessen hatte und sie hoffte, durch Norman Panowsky
mehr über die Hintergründe der Tat erfahren zu können.
    „Ich weiß auch nicht. Vielleicht
hat er ja versucht, Tuchel noch einen Mord anzuhängen.“
    Funke war mehr als skeptisch. „Sie
meinen, er hat Sina Keller umgebracht, um es Tuchel in die Schuhe zu schieben?
Meinen Sie nicht, das ist sehr weit hergeholt? Hätte er da nicht dafür gesorgt,
dass es noch mehr Parallelen zwischen den Fällen gibt?“
    Sie musste zugeben, dass ihre
Theorie nicht sonderlich schlüssig klang, aber unerwartet erhielt sie erneut
Schützenhilfe von Glen.
    „Na ja, es ist schon komisch, was
er sich für Mühe gegeben hat, findet ihr nicht? Einen falschen Namen, die
Artikel in der Zeitung, die Sache mit dieser Frau. Und jetzt, wo Tuchel
erledigt ist, will er sich absetzen.“
    Funke sah von einem zum anderen.
„Na schön. Wenn ihr meint. Ich kann es ja auch nicht leiden, wenn mich jemand
zum Narren halten will.“ Er seufzte. „Dann werde ich mir den jungen Mann mal
ansehen.“
    „Kann ich dabei sein?“
    „Sie haben ihn uns doch
eingebrockt.“ Funke wandte sich an Glen. „Du bleibst hier und setzt dich an den
Computer. Versuch mal etwas über Norman Panowsky und seine Familie herauszubekommen.
Wenn es etwas Wichtiges ist, sagst du uns Bescheid.“
    Glen nickte und warf ihr einen
vielsagenden Blick zu, der ihr klar machte, dass sie ihm jetzt was schuldig
war. Er setzte sich auf seinen Platz und machte sich am Computer zu schaffen.
    Keine zwei Minuten später saßen
Funke und Doreen Panowsky gegenüber. Er war ganz ruhig, wie auch schon während
der Fahrt vom Flughafen ins Behördenhaus. Er hatte die Unterarme auf den Tisch
gelegt und die Hände ruhten übereinander. Von Nervosität war nichts zu spüren.
Aber warum auch? Er wusste ja, dass sie ihm nicht wirklich etwas anhaben
konnten. Unter anderen Umständen hätte Doreen ihn attraktiv gefunden mit seinen
blonden Haaren, dem Dreitagebart und den ebenmäßigen Gesichtszügen. Aber da sie
wusste, wie er Frau Doerner

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