Die Mädchen (German Edition)
Vierzig und hatte kurzes, dunkles Haar, das sie ganz glatt anliegend
trug und Frohloff an Liza Minnelli in Cabaret erinnerte.
„Sind Sie von der Polizei?“ fragte
sie ohne Umschweife. Ihre Stimme war tief und passte gut zu ihrem burschikosen
Aussehen.
Frohloff stellte sie beide vor.
„Wir haben gehört, dass Sie sich bei uns gemeldet haben.“
„Ich bin Regine Eggers“, sagte sie,
sich scheinbar auf ihre Manieren besinnend, und gab ihnen die Hand. Wie zu
erwarten ein fester Händedruck. „Kommen Sie kurz herein.“
Die Frau gefiel Frohloff, nicht als
Typ, aber als Zeugin. Sie wirkte nicht wie jemand, der sich um jeden Preis
wichtig machen wollte. Vielleicht hatte er hier zu vorschnell geurteilt.
Gemeinsam mit Siewers betrat er den Flur des Doppelhauses, der mit
beigefarbenen Fliesen ausgelegt war und folgte Frau Eggers in die Küche, die
ihm verdammt groß erschien. Sie erinnerte ihn ein wenig an Küche bei Funkes.
„Kann ich Ihnen etwas anbieten?“
Sie lehnten dankend ab. Seit der
Geschichte mit Johanna ernährte Frohloff sich fast ausschließlich von Kaffee und
eine Pause davon bekam ihm sicher gut.
„Sie wundern sich bestimmt, dass
ich mich erst heute Morgen bei Ihnen gemeldet habe.“ Frau Eggers kam gleich zum
Punkt. „Ich bin am Mittwochabend für ein paar Tage zu meiner Schwester nach
London geflogen und erst spät gestern Abend zurückgekommen. Und als ich meine
Zeitungen sortiert und gesichtet habe, ist mir der Aufruf aufgefallen.“
Frohloff hielt die Luft an. Die
Frau hatte wirklich etwas zu berichten, davon war er jetzt überzeugt.
„Ich habe hier einen Wagen gesehen.
Am Mittwoch und die Tage zuvor.“
„Hier?“
Sie zeigte in die Richtung, in der
das Haus der Kellers lag. „Etwa zwanzig Meter entfernt von meinem Haus.“
„Was für einen Wagen?“ fragte
Siewers.
„Einen großen, dunklen Mercedes.
Welcher Typ weiß ich allerdings nicht.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Damit
kenn ich mich nun überhaupt nicht aus.“
„Und warum, denken Sie, sollte das
wichtig für uns sein?“
Sie machte einen Schritt zurück.
„Na ja. Der Mercedes stand bestimmt seit Montag immer mal wieder in der Straße,
ungefähr an derselben Stelle. Mir ist er aufgefallen, weil niemand hier so
einen Wagen fährt. Und außerdem hatte er Hamburger Kennzeichen.“
Frohloff horchte auf und wechselte
einen Blick mit seiner Partnerin. „Sie haben nicht zufällig gesehen, wer ihn
gefahren hat?“
„Doch. Ich bin nämlich am Mittwoch
raus und hab an die Scheibe geklopft.“
„Es saß jemand drin?“ Siewers klang
aufgeregt.
„Ja. Ich hatte das schon gesehen,
als ich vom Einkaufen kam. Und das kam mir komisch vor. Ich hab dann immer mal
wieder rausgesehen, aber der Wagen hatte sich nicht vom Fleck bewegt. Da wollte
ich den Fahrer zur Rede stellen, aber als er mich gesehen hat, hat er gestartet
und ist weg, ohne dass ich ihn fragen konnte, was er da treibt.“
Frohloff war mehr als begeistert.
Erzielten sie hier eben den Durchbruch? „Können Sie den Fahrer beschreiben?“
Sie wiegte den Kopf hin und her.
„Die Scheiben waren abgedunkelt, aber ich würde sagen, er hatte ganz kurzes
Haar, eher dunkel als blond und war nicht besonders groß, wenn ich ihn mir so
vorstelle, wie er da im Auto saß.“
Das war doch schon mal was. „Und
das Alter?“
„Nicht mehr ganz jung, würde ich
sagen. Es sah aus, als hätte er so etwas wie einen Anzug an.“
„Würden Sie ihn wieder erkennen?“
Sie schüttelte den Kopf. „Kann ich
nicht sagen. Wie gesagt, ich hab nur kurz einen Blick auf ihn werfen können,
durch verdunkelte Scheiben. Und außerdem trug er eine Sonnenbrille.“ Dann
überraschte sie ihn. „Aber können Sie ihn nicht über sein Kennzeichen
identifizieren?“
„Das haben Sie?“
Sie holte einen kleinen Notizzettel
aus ihrer Hosentasche und las das Kennzeichen vor. Frohloff hätte sie küssen
können.
„Wie lange stand der Wagen dort?“
Sie zog die Stirn in Falten. „Ich
bin etwa gegen halb eins nach Hause gekommen und so bei drei rum bin ich raus.“
„Haben Sie den Mann in der
Zwischenzeit mal aussteigen sehen?“
„Nein, aber ich hab ja auch nicht
ununterbrochen raus gesehen.“
„Ist er denn später noch mal
wiedergekommen?“
„Weiß ich nicht. Wenn ja, hat er so
geparkt, dass ich ihn von meinen Fenstern aus nicht sehen konnte.“
Sie stellten Frau Eggers noch ein
paar Fragen zu den anderen Tagen, aber da waren ihre Aussagen weit weniger
deutlich. Nachdem sie sich
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