Die Mädchen (German Edition)
getötet habe?“
„Ich weiß gar nicht mehr, was ich
glauben soll.“ Almut folgte Marius zur Tür. „Aber ich könnte mir vorstellen,
dass du alles in deiner Macht Stehende unternommen hast, um zu verhindern, dass
unsere Freundschaft zerbricht.“
„Herr Waldow“, sagte Funke mit zuckersüßer
Stimme. „So schnell sehen wir uns wieder. Hätten Sie das gedacht?“
Karsten Waldow sah alles
andere als glücklich aus, wie Glen feststellen musste. Er wirkte längst nicht
mehr so selbstgefällig wie am Tag zuvor. Es war, als ob er ahnte, dass es eng
für ihn werden würde. Nach der Aussage von Frau Eggers war klar, dass Waldow am
Mittwoch in der Straße der Kellers gewesen war. Funke hatte begeistert in die
Hände geklatscht, als Roman und Doreen mit der Nachricht ankamen. Schon bevor
die Bestätigung durch das von der Frau notierte Kennzeichen kam, hatte er keine
Zweifel.
„Bingo! Ich hab’s
gewusst. Dieser Sack hat Dreck am Stecken. Komm, Glen. Dem machen wir gleich
die Hölle heiß.“
Sie waren wie die Irren
nach Hamburg gerast. Auf der Fahrt hatten sie darüber beratschlagt, was es
bedeuten konnte, dass Waldow in der Nähe der Kellers gewesen war.
„Meinst du, er hat Sina
getötet?“ Glen war davon nicht überzeugt.
„Ich weiß nicht. Aber er
hat uns belogen, und dafür gibt es sicher einen Grund.“
„Ich kann mir nicht
vorstellen, was er durch den Mord gewinnen könnte. Außer seiner Rache an Almut
Keller vielleicht und da scheint mir ein Mord etwas übertrieben.“
„Vielleicht hat er es
nicht mit Absicht getan.“
Glen ließ sich Funkes
Worte durch den Kopf gehen. „Du meinst, er hat Sina abgefangen, hat mit ihr
geredet und dabei ist es dann passiert?“
„Klingt komisch, oder?“
Funke klang jetzt auch skeptisch.
„Die Frage ist auch, wo
das Messer herkam. Hatte er es dabei?“
Funke schwieg einen
Augenblick. „Vielleicht ist es ganz anders gewesen. Pass mal auf. Waldow will
Almut erschrecken. Also macht er sich an die Tochter ran, damit Almut dann
später panisch wird. Er klingelt, Sina lässt ihn herein. Wahrscheinlich erzählt
er ihr irgendeine Geschichte über die Arbeit oder so. Eigentlich hat er nichts
Böses im Sinn. Aber irgendetwas geht dann schief und er greift zu einem Messer
aus der Küche und sticht Sina nieder.“
Glen nickte. „Klingt
gut. Aber wie kommt die Leiche in Masios Hütte?“
„Das müssen wir dann
noch herausfinden.“
Sie brauchten dieses Mal
nicht einmal eine Stunde, bis sie auf den Parkplatz vor dem Bürogebäude fuhren.
Irgendwie hatten sie scheinbar grüne Welle gehabt. Sie warteten nicht, bis sie
von seiner Sekretärin angemeldet wurden und stürmten in sein Büro. Waldow
sprang von seinem Stuhl auf, zu überrumpelt, um etwas auf Funkes Begrüßung zu
erwidern.
„Sie haben uns gestern nicht die
Wahrheit gesagt.“
„Ich weiß nicht, was Sie meinen.“
Sein Verhalten sprach allerdings eine andere Sprache. Er machte seinen
Hemdkragen weiter. Bekam er nicht genug Luft?
„Sie waren am Mittwochnachmittag in
der Elswigstraße. Nur ein paar Meter vom Haus der Kellers entfernt. Und Sie
brauchen jetzt nicht herumzulügen. Wir haben eine Zeugin, die Sie dort gesehen
hat.“
Er stöhnte auf. „Scheiße. Ich hab
gewusst, dass die blöde Schnepfe das nicht vergessen hat.“
„Sie streiten es also nicht ab?“
„Hat ja wohl keinen Sinn, oder?“
Funke warf Glen einen Blick zu. Es
war offenbar eine andere Reaktion, die er erwartet hatte.
„Dann schießen Sie mal los. Was
hatten Sie dort zu suchen?“
„Es ist, wie Sie vermutet haben.
Ich wollte mich an Almut rächen.“
„Und wie genau sollte diese Rache
aussehen?“
Er strich sich mit der flachen Hand
über den kurzgeschorenen Kopf. „Das hatte ich mir noch nicht so richtig
ausgemalt.“
„Erzählen Sie uns keinen Scheiß“,
entfuhr es Funke. „Sie wussten doch, dass Almut Keller noch arbeitete und noch
bis zum Abend in Hamburg sein würde. Was haben Sie also vor ihrem Haus zu
suchen gehabt?“
„Ich hab halt gedacht, vielleicht
finde ich dort etwas, das ich für meine Rache benutzen kann.“
„Blödsinn.“ Glen schüttelte den
Kopf. „Sie haben gesehen, wie die Töchter von Frau Keller von der Schule nach
Hause gekommen sind und haben dann die ältere wieder gehen sehen. Dann haben
Sie sich unter einem Vorwand Zutritt ins Haus verschafft. Und was ist dann
geschehen? Sagen Sie es uns.“
Er riss die Augen auf. „Nein. Ich
bin nie in dem Haus gewesen.“
„Doch das sind
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