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Die Mädchen (German Edition)

Die Mädchen (German Edition)

Titel: Die Mädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Döhring
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dann von ihr verabschiedet hatten und im Auto saßen,
hatte Siewers vor Begeisterung aufgeschrieen.
    „Scheiße, Funke hat Recht. Waldow
war hier.“
     
    Zoe Ludwig sah überrascht aus, als
Almut in Begleitung ihres Exmannes in ihr Büro trat. Gekleidet in einen blauen
Blazer und dazu passenden Hosen und mit glatt zurückgekämmten Haaren in einem
Dutt, saß sie hinter ihrem überdimensionalen Schreibtisch, der über Eck gebaut
war, und hielt einen Zeigefinger hoch, während sie in ihr Telefon sprach. Sie
sollten sich einen Moment gedulden. Das gab Almut Zeit, sich einen Moment
umzusehen. Sie war ewig nicht hier gewesen, was sie aus den Veränderungen
schloss, die sie alle noch nicht gesehen hatte. Das Büro war modern, mutete gar
etwas spacig an, und hatte nichts Gemütliches. Sie selbst hätte hier niemals arbeiten
können, aber zu Zoe passte das alles irgendwie. Der Schreibtisch hatte eine
riesige Glasplatte, die die Putzkolonne wahrscheinlich täglich zur schieren
Verzweiflung trieb und Füße aus Metall, die wie die Stoßzähne eines Elefanten
geformt waren. Der Stuhl war ein typischer Gesundheitsstuhl, mehr wie ein Hocker,
ohne Rückenlehne oder gar Armstützen. Der Boden war mit grauem Teppichboden
ausgelegt und wirkte brandneu, obwohl Almut wusste, dass der mindestens drei
Jahre alt sein musste. Es gab außerdem noch eine Sitzecke mit drei Sesseln aus
dunklem Leder mit einem Holztisch, dessen Füße wie eine kleinere Ausgabe der
Füße des Schreibtisches aussahen. Dort nahmen Marius und sie Platz.
    „Also schön“, sagte Zoe in den
Hörer. „Dann nächsten Montag um acht...Ja, danke. Auf Wiedersehen.“ Sie
beendete das Gespräch, schmiss den Hörer auf eine Mappe, die vor ihr auf dem
Tisch lag, und erhob sich.
    „Almut“, sagte sie laut mit etwas
verwundertem Unterton. Sie kam auf sie zu und begrüßte sie mit zwei
Wangenküssen, die Almut unerwidert über sich ergehen ließ, und Marius mit unterkühltem
Handschlag.
    „Was führt euch denn hierher?“
    Es war klar, dass sie mit so einem
Besuch nie gerechnet hätte, aber da ging es Almut nicht viel anders. Es gab
viele Ereignisse in den letzten Tagen, die sie überrascht und sogar schockiert
hatten und ein Besuch mit ihrem Exmann bei ihrer besten Freundin war nur eines
in einer langen Reihe davon.
    „Wir müssen mit dir reden.“
    Zoe setzte sich zu ihnen. „Das
klingt ernst. Worum geht es?“
    Sie hatten fast die ganze Nacht
beratschlagt, wie sie die ganze Sache angehen sollten. Wenn es nach Marius
gegangen wäre, hätte er sich sofort auf sie gestürzt und ihren Kopf gegen die
Wand gehämmert, aber so sehr Almut seine Wut nachvollziehen konnte, weil sie
selbst ihrer Freundin gern ein paar Ohrfeigen versetzt hätte, war sie für eine
gewaltfreie Vorgehensweise. Er hatte ihr versprochen, sich zurückzuhalten, so
gut es eben ging.
    „Wir haben Sinas Tagebuch gefunden.“
    Zoe wich ihrem stechenden Blick aus
und schlug die Augen nieder. „Oh.“
    „Mehr hast du nicht zu sagen?“
    „Ich wusste gar nicht, dass Sina
eins geführt hat.“
    Das hatte sie auch nicht gewusst,
aber darum ging es hier doch auch nicht, verdammt noch mal. Sie hatte kaum
glauben können, was ihre Tochter darin über ihre beste Freundin geschrieben hatte.
    „Du kommst darin vor.“
    Zoe entfernte ein paar unsichtbare
Krümel von ihrem Blazer. „Das dachte ich mir schon, sonst wäret ihr wohl kaum
hier.“

Diese Ruhe, die von ihrer Freundin
ausging, machte sie innerlich rasend. Natürlich wusste sie, dass Zoe als Coach
geschult war und mit einer solchen Herausforderung besser umgehen konnte, als
sie das je hätte tun können, sie war halt ein echter Profi, aber dennoch
ärgerte es sie, dass sie sich keine Gefühlregung anmerken ließ. Sie vermied es,
ihren Exmann anzusehen, weil sie sich lebhaft vorstellen konnte, was Zoes
Verhalten bei ihm auslöste.
Es war so verdammt typisch. Diese
abwartende Haltung, mit der sie ihnen begegnete, passte so gut zu ihr. Almut
war klar, dass sie niemals etwas preisgeben würde, das sie ihr nicht nachweisen
konnten. Sie war viel zu gerissen, ihnen zu sehr überlegen, als dass sie in
irgendeine Falle tappen würde, die sie für sie vorgesehen hatten.
„Sie schreibt, sie hatte Angst vor dir.“
„Vor mir?“ Ein leicht spöttisches Lächeln
umspielte ihre Lippen.
    „So. Jetzt reicht’s.“
Marius sprang auf. „Wir sind überhaupt nur hier, weil Almut dir eine Chance
geben will, dich zu erklären. Wenn es nach mir gegangen wäre, wären

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