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Die Mädchen (German Edition)

Die Mädchen (German Edition)

Titel: Die Mädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Döhring
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interessierten seine Worte überhaupt
nicht. Sie war davon überzeugt, wahrscheinlich wie jede werdende Mutter es war,
dass alle Bekannten Schlange stünden, um Pate bei ihrem Kind zu werden. Dass,
nachdem Angela und Kurt zu Frohloffs Erstaunen regelrecht begeistert reagiert
hatten, alle anderen Freunde und Bekannte sich vor Erleichterung bestimmt erst
einmal irgendwo ein Bier bestellt hatten, weil der Kelch noch mal an ihnen
vorüber gegangen war, das hätte Johanna nicht verstanden. Na, vielleicht ging
hier auch seine Fantasie mit ihm durch.
    Jedenfalls saßen sie nach dem Essen
und zwei Flaschen Rotwein, die die Männer allein geleert hatten, im Wohnzimmer
beieinander, und quasselten über dies und das, als Kurt irgendetwas von den USA
und ihren fünfzig Staaten murmelte.
    „Einundfünfzig“, verbesserte
Frohloff ihn.
    „Fünfzig“, sagte Kurt erneut.
    Frohloff machte sich gerade. „Glaub
mir, es sind einundfünfzig.“
    „Wollen wir wetten?“
    „Die gewinn ich locker. Ich weiß
genau, dass Hawaii der einundfünfzigste Staat ist.“
    „Okay, wenn du so sicher bist, lass
uns wetten.“
    „Aber nicht um Geld.“
    „Spinnst du? Natürlich nicht.“
    Warum nicht? Er hatte nichts zu
verlieren. „Na schön. Worum dann?“
    „Es muss richtig wehtun.“
    Frohloff überlegte einen Moment und
grinste dann. „Gut. Wenn ich Recht habe, gibst du mir im Sommer für einen Monat
dein Motorrad.“ Er war sicher, dass sein Schwager daraufhin einen Rückzieher
machen würde. Seine Suzuki war ihm heilig. Aber er wurde eines Besseren
belehrt.
    „Einverstanden.“
    „Okay. Aber ich hab nichts, das ich
dir geben könnte.“
    Kurt schien eine Weile zu überlegen
und dann erhellte sich sein Gesicht. „Du musst mir auch nichts geben. Ich wette
um deinen Bart.“
    Frohloff starrte ihn an. „Wie
bitte?“
    „Komm, Roman. Der ist sowieso
längst überfällig. Kein Mensch läuft heutzutage noch mit so etwas herum.“
    „Vielen Dank“, sagte Frohloff
ironisch.
    „Womit läuft niemand herum?“
Johanna kam aus der Küche, Angela im Schlepptau, beide mit Schalen von
Knabberzeug in der Hand.
    Frohloff seufzte. „Was soll’s?
Okay, ich bin einverstanden.“
    Sie gaben sich die Hand darauf, was
von den beiden Frauen mit verständnislosen Blicken quittiert wurde.
    „Was ist? Womit bist du
einverstanden?“
    Kurt erzählte ihnen daraufhin von
der Wette und Johanna zog nur missbilligend die Augenbrauen hoch. „Ich dachte,
aus dem Alter seid ihr heraus.“
    „Ich hol dann mal unser Lexikon.“
Frohloff stand auf, verließ das Zimmer und kam einen Augenblick später mit dem
Brockhaus wieder, der in ihrem Arbeitszimmer im Regal gestanden hatte. Mit
siegessicherer Miene schlug er die betreffende Seite auf und begann vorzulesen.
    „Vereinigte Staaten von Amerika,
englisch United States of America, blablabla. Verfassung von 1787.
Verwaltungsgliederung in…“ hier wurde seine Stimme deutlich leiser, „fünfzig
Bundesstaaten und den unter Bundesverwaltung stehenden District of Columbia.“
    Fassungslos ließ er das Buch
sinken. Kurt hatte Recht. Es waren nur fünfzig. Schön, er konnte sagen, wenn
man Washington DC mitzählte, waren es einundfünfzig, aber das wäre ihm peinlich
gewesen, weil es ihn wie einen schlechten Verlierer hätte aussehen lassen.
    Kurt prostete ihm mit seinem Rest
Wein zu. „Dann mal ab mit dem Bart.“
    „Du hast um den Bart gewettet?“
Johanna starrte ihn an.
    Er zuckte mit den Achseln. „Ich war
mir sicher, dass ich gewinne.“
    Einen Moment lang war es
totenstill, dann brach Johanna in schallendes Gelächter aus. „Geschieht dir
ganz recht“, sagte sie, als sie sich wieder einigermaßen im Griff hatte.
„Vielen Dank, Kurt. Obwohl ich schon sagen muss, dass ich ein bisschen
beleidigt bin.“ Dabei sah sie alles andere als beleidigt aus. „Ich rede mir
seit Jahren den Mund fusselig und nichts passiert. Und dann kommst du mit so
einer blöden Wette und das war es dann.“
    Sie waren alle ins Badezimmer
gegangen und hatten zugesehen, wie Kurt ihm den Bart abrasierte. Er hätte
heulen können, aber er hatte sich zusammengerissen. Was sollte es? Zur Not konnte
er ja einen nachwachsen lassen, obwohl es wahrscheinlich Monate dauern würde,
ihn wieder in so eine Form zu bringen.    
    Er warf erneut einen Blick in den
Spiegel. Da waren ein paar Kratzer vom Rasieren zu sehen. Kein Wunder, war er
doch völlig aus der Übung, was die morgendliche Rasur betraf. Was die anderen
wohl dazu sagen würden? Na,

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