Die Mädchen (German Edition)
mehr hätte erreichen können, wenn
sie hartnäckiger gewesen wäre. Ole konnte sie damit nicht kommen. Er hatte
ohnehin nur begrenztes Verständnis für ihr Verantwortungsgefühl ihren Nichten
gegenüber. Und er überraschte sie. Irgendwie war sie davon ausgegangen, dass
ihn die Nachricht von Sinas Verschwinden mehr mitnehmen würde.
„Ich sag dir jetzt mal was“, sagte
er, als sie den Kopf schüttelte. „Du hast seit Jahren deiner Schwester und
ihrem Ex die Arbeit abgenommen. Du warst immer für sie und die Mädchen da. Wenn
sie jetzt kommen und dir für Sinas Verschwinden die Schuld geben, kriegen sie
es mit mir zu tun, darauf kannst du dich verlassen.“
Sie lehnte sich an ihn und ließ
sich von ihm in den Arm nehmen. Ein Gefühl der Geborgenheit machte sich in ihr
breit und für einen Moment vergaß sie alles andere und glaubte wirklich an das,
was er sagte. Aber die Realität holte sie schnell wieder ein und ihr war klar,
dass sie beide schon viel zu weit gegangen waren, als dass wieder alles gut
werden konnte .
.
Vorher
Ich wachte mitten in der Nacht auf,
weil ich auf die Toilette musste. Das kam häufiger vor in letzter Zeit und ich
fragte mich, ob das schon eine Begleiterscheinung des Älterwerdens war, die
viele scherzhaft als senile Bettflucht bezeichneten. Ich hoffte, dass es nicht
so war, denn sonst konnte das ja noch heiter werden. Als ich mich drei Minuten
später wieder hinlegte, fiel mir mein Traum wieder ein. In dem Traum hatten wir
es getan, ganz wild, einfach so und ohne Umschweife. Es war wunderschön
gewesen. Ich seufzte in mich hinein. Was hätte ich darum gegeben, wenn das
tatsächlich schon passiert wäre. Aber außer einem Kuss, zugegeben einem äußerst
elektrisierenden für beide Seiten, wie ich annahm, ich wurde schon bei dem
Gedanken daran steinhart, war nichts vorgefallen. Und so sehr ich mich auch
danach sehnte, endlich mit ihr zu schlafen, wusste ich doch, dass alles genau
richtig und zu meinem Vorteil ablief. Außerdem konnte ich so meine Vorfreude
steigern. Die Frage war nur, wie lange ich mich noch zurückhalten konnte.
Fünftes Kapitel
„Du musst los?“ Johanna Frohloff
drehte sich zu ihrem Mann um, der bereits mit einem Bein aus dem Bett war.
Roman Frohloff beugte sich zu ihr
hinüber und küsste sie auf die Wange. „Notfall, Schatz, sorry.“
Sie griff seine Hand und schob sie
auf ihren Bauch. „Fühl mal, ich glaub, es hat sich bewegt.“
Er ließ seine Hand einen Moment
verweilen und tatsächlich, war da nicht ein kleiner Stoß? Und da, noch einer.
Ihn durchflutete eine ganze Welle von Gefühlen gleichzeitig. Freude, Liebe,
Stolz, und er konnte nicht sagen, welches am stärksten war. Es war unglaublich.
Da wuchs ein Leben im Bauch seiner Frau heran, das er mit ihr gezeugt hatte.
Wie hatte er das nur fertig gebracht?
Wenn er daran dachte, wie er noch
vor ein paar Monaten gegen diese Schwangerschaft gewesen war, konnte er über
sich selbst nur den Kopf schütteln. Wie, um alles in der Welt, hatte er nur
dieses Erlebnis verpassen wollen? Was war da nur in ihm vorgegangen? Er schämte
sich immer noch dafür, wie er sich aufgeführt hatte. Dass Johanna bei ihm
geblieben war, grenzte an ein Wunder, das war ihm jetzt klar, wenn er damals
auch zunächst nicht verstanden hatte, warum sie ihn vorübergehend verlassen
hatte. Zum Glück hatte er seine Kollegin Doreen Siewers an seiner Seite gehabt,
die ihm gründlich den Kopf zurechtgerückt hatte. Wer weiß, wie es sonst ausgegangen
wäre? So aber hatte er Johanna zur Rückkehr bewegen können und er tat alles,
was in seiner Macht stand, sie seinen Fehler vergessen zu machen.
Sanft streichelte er über ihren
Bauch hin zur Brust, die um einiges voller war als noch vor ein paar Wochen.
Sofort spürte er, wie er hart wurde. Verdammt! Das war einfach zu dicht an der
Löffelchenstellung. Er seufzte. Was hätte er darum gegeben, jetzt noch bei ihr
zu verweilen? Sex in den frühen Morgenstunden war früher nie ein Thema gewesen,
aber seit ihrer Schwangerschaft hatte Johanna einen Appetit darauf entwickelt,
der ihn angesteckt hatte. Sie liebten sich fast jeden Morgen und ihrer
Beziehung hatte es einen ganz neuen Schwung verliehen. Er wusste, dass sich das
alles ändern konnte, sobald das Baby erst einmal da war, und so kostete er jede
Sekunde davon weidlich aus. Besonders schön war es die letzten beiden Wochen
über gewesen, weil sie beide Urlaub gehabt und deshalb nicht früh raus gemusst
hatten.
Aber diesen
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