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Die Mädchen (German Edition)

Die Mädchen (German Edition)

Titel: Die Mädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Döhring
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heute gab es wohl Wichtigeres als seine
Veränderung, über das sie reden konnten.
     
    Philipp König schreckte hoch. „Das
kann doch wohl nicht wahr sein“, entfuhr es ihm, als das Telefon erneut
klingelte. Wer wagte es, ihn zu wecken? Das Telefon läutete erneut und er stutzte.
Irgendetwas stimmte nicht. Verwirrt kniff er die Augen zusammen und machte sie
wieder auf, wobei sein Blick auf den Mann neben ihm fiel, der auf dem Rücken
lag und leicht vor sich hin schnarchte. Glen. Ach ja, er war ja gar nicht zu
Hause. Er warf einen müden Blick auf den Radiowecker neben dem Bett. Was sagten
die roten Leuchtziffern? Kurz vor fünf. Das konnte eigentlich nur eins
bedeuten.
    „Glen“, rief er und rüttelte seinen
Freund leicht.
    „Was?“ fuhr er hoch.
    Philipp hielt ihm den klingelnden
Hörer hin. „Da will jemand was von dir.“
    „Mein Gott“, rief er und nahm ihm
das Telefon ab. „Behrend“, sagte er und gähnte. „Hallo Holger...Ja, ist gut. Wo
ist es?...Ja, ich weiß, wo das ist. Gib mir ne halbe Stunde, dann bin ich da.“
    Er drückte das Gespräch weg und
reichte Philipp das Telefon, der es zurück auf den kleinen Nachttisch neben
seinem Bett legte.
    „Und?“
    Glen wischte sich gähnend über die
Augen. „Ich muss weg.“
    „Das hab ich auch mit bekommen.“
    Glen sah ihn an. „Es tut mir
wirklich leid, Philipp.“
    Philipp nahm das Kissen, auf dem er
gelegen hatte, und stopfte es hinter sich in den Nacken. „Du kannst ja nichts
dafür."
    „Das nicht, aber ich hätte mir für
unsere erste Nacht schon ein anderes Ende gewünscht.“
    „Mach dir mal keinen Stress“,
winkte Philipp gähnend ab. Aber es stimmte schon. Sie waren erst gegen halb
zwei zum Schlafen gekommen, sie konnten ja nicht wissen, dass diese Nacht ein
so abruptes Ende finden würde, und er hatte sich sehr darauf gefreut, mit Glen
gemeinsam aufzuwachen und dann vielleicht zu frühstücken. Er hatte Donnerstags
keine Vorlesung an der Uni und Glen hatte sich ursprünglich einen Tag frei
genommen, Überstunden abbummeln. Es war schade, dass daraus jetzt nichts wurde.
    Er beobachtete, wie sein Freund
sich aus dem Bett pellte, sah seine sportliche Rückenpartie, seinen knackigen
Hintern und seinen verwuschelten dunklen Hinterkopf und ihm wurde ganz warm ums
Herz. Niemals zuvor hatte er etwas Ähnliches für einen anderen Menschen empfunden.
Er konnte es selbst nach wie vor nicht fassen, was dieser Mann in ihm ausgelöst
hatte. Wenn ihm jemand vor einem halben Jahr gesagt hätte, dass er mal eine Beziehung
mit einem Mann führen würde, hätte er ihn ausgelacht. Und jetzt war er dabei,
sein ganzes Leben umzukrempeln und es fühlte sich unwahrscheinlich gut an.
    Das Schöne an Glen war, dass er ihn
zu nichts drängte. Er wusste, dass das alles Neuland für ihn war und hatte
nicht vor, ihn mit irgendwelchen Forderungen zu verschrecken. Das hatte er ihm
gleich zu Anfang versichert und er hatte sich daran gehalten. Sie kannten sich
jetzt etwa vier Monate, in denen er eine wahnsinnige Geduld bewiesen hatte.
    Sie hatten sich zufällig kennen
gelernt, als Philipp für seine Diplomarbeit recherchierte. Dabei hatte es
zunächst einige Irritationen mit Glens damaligem Freund gegeben, bis ihnen klar
war, dass sie es miteinander versuchen wollten. Sie hatten sich ganz behutsam
angenähert. Philipp hatte Glen klargemacht, dass er nicht wusste, was ihn
erwarten würde und ihn gebeten, alles ruhig angehen zu lassen. Er konnte ihm
nicht garantieren, dass es ein Leben war, in dem er sich wohl fühlen würde, und
trotz dieser Unsicherheiten hatte Glen sich darauf eingelassen und alle seine
Bedingungen akzeptiert, was ihm zeigte, wie viel ihm an ihm lag. Und er selbst
hatte feststellen müssen, dass sich seine Gefühle für Glen, die ihn anfangs
sehr verunsichert hatten, über die Zeit noch verstärkt hatten.
    Glen schwang sich in seine Unterhose
und verschwand aus dem Schlafzimmer. Philipp hörte die Klospülung und danach
den Wasserhahn im Bad. Einen Augenblick später kam Glen zurück, sich mit der
rechten Hand die Zähne putzend. Philipp sah ihm zu, wie er sich mit links seine
Jeans überzog und anschließend vergeblich versuchte, sich sein T-Shirt
überzuziehen.
    „Vielleicht solltest du erst mal zu
Ende putzen“, schlug er ihm grinsend vor.
    Glen zeigte ihm den Mittelfinger,
warf das Shirt auf das Bett und ging zurück ins Bad. Kurz darauf war er wieder
da, dieses Mal ohne Zahnbürste, griff sich sein Shirt, streifte es über und zog
darüber

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