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Die Mädchen (German Edition)

Die Mädchen (German Edition)

Titel: Die Mädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Döhring
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als Aufforderung ansah, neben ihm Platz zu nehmen. Prompt stellte
sich Snoopy auf seine Hinterpfoten und landete mit den Vorderpfoten auf Funkes
Knien, zweifellos um ihn dazu zu bringen, ihm weiterhin den Kopf zu kraulen. Er
war erfolgreich.
    „Er muss Sie wirklich mögen. Das
macht er sonst niemals bei Fremden.“ Der Junge sah Funke durch seine Brille
entschuldigend an und gab ihm damit Gelegenheit, ihn sich genauer anzusehen.
Von dichtem war der Anblick ziemlich unschön. Sein Gesicht hätte etwas mehr
Sonne vertragen können, war jetzt von der Kälte ein wenig gerötet, und die
Brille hatte ein Gestell, das wohl seine Großmutter ausgesucht hatte. Der eine
oder andere Pickel war aufgegangen und er pulte wohl auch gern an den Stellen
herum, sodass sie sich entzündet hatten. Es war ein Jammer. Eigentlich hatte er
ein recht hübsches Gesicht mit feinen Zügen, aber durch die Akne wurde das Bild
komplett zerstört.
    „Ist schon in Ordnung.
Das geht mir häufiger so. Wissen Sie, ich mag Hunde recht gern und die meisten
merken das.

    „Es wäre wirklich gut, wenn wir
bald fertig sind. Es ist gleich fünf und ich muss um sieben bei de
r Arbeit sein.“
    Er war irgendwie davon ausgegangen, dass er noch
zur Schule ging, aber da fiel ihm wieder ein, dass er ja schon zwanzig war,
also durchaus alt genug für einen Job.
    „Was arbeiten Sie denn?“
Es steckte kein echtes Interesse hinter seiner
Frage, aber der Junge wirkte nervös und er wollte ihm etwas Sicherheit geben,
indem er über
ein für
ihn gewohntes Thema sprach.
    „
Ich
arbeite bei
Bernies PC Shop
.
Kennen Sie den?“
    „Der ist in der Schwartauer Allee
oder?

    „
Genau.
Es gibt auch
noch
einen in der Lachswehrallee, aber ich bin in der
Schwartauer.“
    „Machen die so früh auf?“
    „Nein, aber ich bin für Reparaturen und
PC-
Reinigungen
zuständig und erstelle
individuelle Angebote. Wenn ein Kunde etwas
vorbestellt, stelle ich ihm seinen persönlichen PC zusammen. D
a fange ich immer so früh an, weil
ich dann meine Ruhe habe.“
    „Klingt interessant.“ Nicht wirklich. Computer
waren für Funke ein Gräuel.
Er war froh, wenn er mit einem
Textverarbeitungsprogramm umgehen konnte oder eine Tabelle hinbekam. Aber alles,
was über das Grundlegende hinausging, waren für ihn böhmische Dörfer.
Es war sicherlich ein Generationsproblem
und er beneidete seine Kinder, die mit der Technik aufwuchsen und
einen unverkrampften Umgang damit
lernten. Wenn er da an Helen dachte, die mit ihren knapp zehn Jahren perfekt
Emails schreiben und absenden konnte
, war es ihm regelrecht peinlich,
dass er damit solche Schwierigkeiten hatte
.
    „Ist nur ein Job“, sagte der Junge achselzuckend.
„Ich warte auf einen Informatikstudienplatz
im Sommer und vertreibe mir damit die Zeit.“

 
 
    Und Geld verdiente er wohl auch damit. „
Sie
sind gleich entlassen, aber können Sie mir vorher noch kurz schildern, wie Sie
die Leiche entdeckt haben?“
    „Das hab ich alles schon Ihren
Kollegen erzählt.“
    „Ich weiß, aber ich würde es gern
selbst hören. Ich bin übrigens Hauptkommissar Funke.“ Er streckte ihm seine
Hand entgegen. Der Junge nahm sie mit diesem für Jugendliche typisch läppischen
Händedruck, der sich für Funke immer wie ein kalter Fisch anfühlte.
    „Ronny Andresen.“
    Funke unterdrückte den Impuls, sich
die Hand an seiner Hose abzuwischen. Ronny? Das klang nach neuen Bundesländern.
„Also?“
    „Ich bin mit Snoopy raus, weil er
total wild an der Tür gekratzt hatte, als ich kurz auf die Toilette gehen
wollte.“
    „Wie spät war es da?“
    „Keine Ahnung. So gegen vier.
Vielleicht etwas früher. Normalerweise braucht er um diese Zeit jedenfalls nie
raus. Ich dachte mir, wahrscheinlich hat er Durchfall oder so. Also hab ich mir
schnell was übergezogen und wir sind los. Er zog wie verrückt. Da hab ich ihn
los gemacht und weg war er. Ich hab ihn gerufen, aber nichts. Und dann hab ich
ihn bellen hören. Vom Friedhof her.“
    Er sah Funke an. „Ich habe keine
Ahnung, wie er darauf gekommen ist. Ich dachte, er ist einem Kaninchen gefolgt.
Dann kann ihn nichts halten.“
    Funke nickte verständnisvoll, auch
wenn ihn diese Hundestory nicht wirklich interessierte. Er fragte sich
allerdings, wieso Ronny seinen Hund von der Leine ließ, wenn er nicht auf ihn
hörte. War es da nicht vorprogrammiert, dass es beim Anleinen Probleme gab? Und
waren Beagle nicht ohnehin Jagdhunde? In England zumindest wurden die in
Scharen zur Treibjagd eingesetzt.

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