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Die Mädchen (German Edition)

Die Mädchen (German Edition)

Titel: Die Mädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Döhring
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auch wenn sie vom Gegenteil überzeugt
war. Es war ein hartes Stück Arbeit gewesen, denn wenn Luisa einmal einen
Entschluss gefasst hatte, konnte nur wenig sie umstimmen, das hatte er bereits
mitbekommen, auch wenn sie sich erst seit kurzer Zeit kannten.
    „Nein, danke. Ich hab noch.“
    Sie goss sich selbst noch eine
Tasse ein und stellte die Kanne anschließend wieder auf die Wärmeplatte.
    „Ich weiß, es geht mich nichts an.
Aber ich trag das jetzt schon seit Sonntag mit mir herum. Findest du es nicht
komisch, dass deine Mutter dich nicht gleich angerufen hat, nachdem sich das
Krankenhaus bei ihr gemeldet hat?“
    Was sollte er dazu sagen? Er wusste
ja genau, warum sie so gehandelt hatte. „Nein. Was hätte es gebracht, uns in
der Nacht zu wecken? Am Morgen war es doch noch früh genug. Ich hätte ja eh
nichts mehr ändern können.“
    Sie trank einen Schluck Kaffee und
stellte ihre Tasse wieder ab. „Das vielleicht nicht, aber zumindest hättest du
noch von ihm Abschied nehmen können.“
    „Ach, Luisa. Das hab ich doch
längst getan. Das, was da noch in dem Bett lag, hatte mit meinem Vater nichts
mehr zu tun. Die Ärzte waren da ziemlich deutlich.“
    „Trotzdem“, meinte sie
achselzuckend. „Und auch, dass sie erst zu deiner Tante gefahren ist. Warum ist
sie nicht hierher gekommen? Hat es etwas mit mir zu tun?“
    „Nein, bestimmt nicht.“
    Sie musterte ihn. „Na, vielleicht
doch. Ich meine, sie war schon bei unserer ersten Begegnung nicht gerade
begeistert, mich im Krankenhaus zu sehen. Und das andere Mal war sie auch nicht
besonders freundlich zu mir. Ich hab den Eindruck, dass sie mich nicht leiden
kann.“
    „Quatsch. Sie stand halt unter
großer Anspannung.“
    „Das auch, aber außerdem mag sie
mich nicht.“
    Er seufzte. „Ehrlich Luisa, es hat
nichts mit dir zu tun. Es geht um mich.“
    Sie riss die Augen auf. „Wegen der
Sache mit deinem Vater? Immer noch?“
    „Das wird sich auch so schnell
nicht ändern.“
    „Habt ihr denn überhaupt
miteinander geredet die letzten Tage?“
    „Das schon. Aber nicht über uns.“
    Sie stand auf, ging auf ihn zu und
drückte seinen Kopf an ihre Brust. „Du Armer. Und das belastet dich alles ganz
schön, oder?“
    Sie hatte ja keine Ahnung. „Es geht
schon.“
    „Genau. Und ich bin Heidi Klum.
Dann sag ihr doch einfach endlich, worum es ging.“
    Er schüttelte den Kopf. „Das kann
ich nicht.“
    Sie rückte etwas von ihm ab und sah
ihm prüfend ins Gesicht. „Komm, so schlimm wird es schon nicht sein.“
    „Ich hab es ihm versprochen.“
    Sie begann, den Tisch abzuräumen.
„Aber er kann doch nicht gewollt haben, dass ihr euch darüber verkracht.“
    „Verkracht sind wir ja auch nicht.“
    Sie rollte mit den Augen. „Du
weißt, was ich meine.“ Sie legte ihm die Hand auf den Arm. „Hör mal, ich kann
verstehen, wenn du mir nicht sagen willst, was los ist, aber du solltest
wirklich mit deiner Mutter reden. Und damit meine ich nicht, dass ihr euch über
euren Kranz für morgen unterhaltet. “  
    Es hatte keinen Zweck, mit ihr
darüber zu diskutieren. Und vormachen konnte sie ihm auch nichts. Natürlich
verletzte es sie, dass er sie nicht ins Vertrauen zog, auch wenn sie hundertmal
sagte, dass sie ihn verstand. Er entzog sich ihr.
    „Wo du das gerade erwähnst. Ich
werd dann auch gleich mal los. Wir haben noch ein paar Sachen wegen der
Trauerfeier zu klären.“
    „Soll ich mitkommen?“
    „Nein, lass nur. Geh du lieber zur
Arbeit. Ich schaff das schon allein.“
    Sie wandte sich ab und stellte die
Kaffeemaschine aus. „Natürlich.“
    Er ging auf sie zu, drehte sie zu
sich herum und hielt sie an den Armen fest. „Hey, Liebes. Sei nicht sauer,
okay? Ich würde nur ganz gern erst mal sehen, was ich tun kann.“
    „Ich bin nicht sauer“, sagte sie.
„Ich bin nur ein wenig enttäuscht.“ Ihre Augen sprachen eine deutliche Sprache.
„Ich habe irgendwie das Gefühl, dass du mich aus deinem Leben ausschließt. Und
das macht mich traurig.“
    „Komm, Luisa. Du siehst doch, dass
das eine Ausnahmesituation ist. Mein Vater ist gestorben und wird morgen
beerdigt. Da kannst du doch nicht erwarten, dass alles ganz normal weitergeht.“
    Sie löste sich von ihm. „Das tue
ich auch gar nicht. Ich bin die Letzte, die dafür kein Verständnis hat. Aber es
geht ja nicht nur darum. Ich hab das Gefühl, dass du sofort dichtmachst, wenn
ich dir auch nur irgendwie zu nahe komme.“
    „Das stimmt doch nicht. Es ist nur
im Moment eine ziemlich harte

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